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GK0137 - Das Todeskabinett

GK0137 - Das Todeskabinett

Titel: GK0137 - Das Todeskabinett
Autoren: Jason Dark
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zutiefst.
    »Immer der Reihe nach, mein lieber Larry«, sagte die Alte. »Wie gesagt, Henry mußte sterben. Wir haben ihn in dieses Verlies gelockt. Er ahnte natürlich von nichts und dachte an einen Spaß. Das wurde es auch. Allerdings für uns. Sogar ein Mordsspaß. Ich habe Henry getötet, mit einem Messer. Ich habe ihn…«
    »Hör auf!« schrie Larry. »Verdammt, hör auf.« Trotz der drohend auf ihn gerichteten Pistole wollte er sich auf Lydia Bradford stürzen. Doch die Alte war auf der Hut. Sie sprang zur Seite und drosch Larry den Pistolenlauf ins Gesicht.
    Larrys Angriff wurde gestoppt. Haut platzte an seiner Wange. Ein roter Blutfaden lief bis zum Hals und versickerte im Kragen seines Pullovers.
    »Wenn du das noch einmal machst, schieße ich!« drohte die Alte. »Hör mir lieber zu. Die Geschichte ist noch längst nicht zu Ende.«
    »All right, erzähle weiter.« Larry hatte sein Taschentuch hervorgeholt und preßte es auf die Wunde.
    »Henry war also tot«, sagte Lydia. »Aber er konnte uns auch noch als Leiche auf Jahre hinaus dienlich sein. Wir haben die Kunst des Einbalsamierens nicht nur gelernt, sondern noch vervollkommnet. Wir haben es geschafft, den Körper so einzubalsamieren, daß er auch in einem nicht hermetisch abgeschlossenen Raum existieren konnte. Natürlich hat uns die Schwarze Magie dabei geholfen, und – was noch sehr wichtig war – die Geister hatten jetzt einen Gastkörper. Der Sensenmann selbst war es, der sich dessen bediente. Er kam auf die Erde und hat schon oft blutige Ernte gehalten. Viele haben ihn schon gesehen, wenn er nachts über das Land ging und seine Opfer holte. Doch die meisten hielten die Bilder für Einbildungen. Nur wir wußten es besser. Aber zurück zu dir, Larry. Eines Tages lasen wir eine Anzeige in der Zeitung, in der eine Frau einen gewissen Henry De Camp suchte. Wir wurden natürlich sofort mißtrauisch, setzten uns mit der Frau in Verbindung, und es kam auch zu einem Treffen. Und dann erfuhren wir die Wahrheit. Diese Frau hatte von Henry ein Kind! Es war deine Mutter, Larry!«
    Die letzten Worte waren haßerfüllt, und Lydia Bradford schleuderte sie Larry nur so entgegen.
    »Ihr habt also meine Mutter gekannt«, sagte Larry.
    »Ja, gut sogar.«
    »Und was habt ihr mit ihr angestellt?«
    »Kannst du dir das nicht denken, Larry?« Lydia Bradford sprach mit dem jungen Mann wie ein Lehrer mit einem sechsjährigen Schüler.
    »Ihr – ihr habt sie also auch umgebracht?«
    »Das lag doch wohl auf der Hand.«
    »Oh, ihr verfluchten Bestien. Ihr… ihr…« Larry fehlten die Worte. Er erstickte fast an seinem Haß auf die beiden teuflischen Schwestern.
    »Beruhige dich. Du wolltest die Geschichte doch zu Ende hören. Wie gesagt, diese Frau war deine Mutter. Aber sie taugte nichts. Sie war eine billige Barhure, und dich hatte sie einem Waisenhaus übergeben. Weshalb sie Henry suchte, hat sie uns nie gesagt. Wahrscheinlich waren wir ihr nicht geheuer. Aber sie hatte doch soviel Vertrauen zu uns gehabt, daß sie mit in dieses Haus gekommen ist. Wir haben sie dann vergiftet und sie bei Nacht und Nebel im Garten vergraben.«
    »Wenn du willst, kannst du dir die Stelle sogar noch ansehen, Larry«, mischte sich Emily Bradford ein.
    Der junge Mann schluckte. »Seid ihr überhaupt noch Menschen«, flüsterte er.
    »Haben nicht Tiere mehr Gefühl und Barmherzigkeit als ihr?«
    »Das mußt du uns gerade sagen«, fuhr Lydia ihm in die Parade. »Wer hat dich denn aus dem Waisenhaus geholt? Wir doch – oder?«
    »Hättet ihr mich mal dort gelassen!«
    »Ach, auch noch undankbar, der Junge. Das haben wir gern. Aber anscheinend ähnelst du zu sehr deiner Mutter. Wir haben dich doch hier zu dem gemacht, was du bist. Wir haben dich erzogen und dafür gesorgt, daß dir an nichts fehlt.«
    »Ja«, sagte Larry verächtlich. »Das habt ihr wahrhaftig. Ich durfte nie etwas allein tun. Ihr habt mir vorgeschrieben, mit wem ich verkehren soll. Ihr habt mich verhätschelt und verpäppelt, und hinterher wolltet ihr mir sogar noch einreden, ich wäre nicht ganz richtig im Kopf. Oh, dafür bedanke ich mich vielmals.«
    »Warum regst du dich überhaupt so auf? Du mußt uns auch mal verstehen.«
    Larry lachte hart. »Das ist doch der größte Hohn. Eine dreckige Mörderin bittet um Verständnis. Ausgerechnet den Mann, dessen Eltern sie umgebracht hat. Nein, tut mir leid, aber das kann ich beim besten Willen nicht verstehen.« Larry Harker spuckte plötzlich aus. »Damit du siehst, was ich von
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