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GK0137 - Das Todeskabinett

GK0137 - Das Todeskabinett

Titel: GK0137 - Das Todeskabinett
Autoren: Jason Dark
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Galgenfrist«, sagte der Tod mit dumpfer Stimme, »denn auch meine Kräfte sind nicht unbegrenzt. Ich muß sie immer wieder erneuern.«
    Und dann geschah etwas Seltsames.
    Die Gestalt des Todes schrumpfte plötzlich zusammen, wurde immer kleiner und durchsichtiger, bis sie nur noch ein Schemen war, der durch die Luft tanzte und in dem offenstehenden Mund der Mumie verschwand.
    Inspektor Talbot kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Er hatte einmal ein Foto gesehen, auf dem ein Medium abgebildet war, und aus dessen Mund eine Plasmawolke quoll. Genauso war es hier gewesen, nur in umgekehrter Reihenfolge.
    Lydia Bradford lachte, als sie das zum Teil ungläubige und entsetzte Gesicht des Polizisten sah.
    »Es ist unbegreiflich, nicht wahr, Inspektor?«
    Talbot gab keine Antwort. Er hätte sowieso keine vernünftige Erklärung gefunden und mußte sich eben mit den Tatsachen abfinden.
    Plötzlich ertönte Emily Bradfords schrilles Organ. »Lydia«, rief sie. »Komm nach oben. Larry ist eben gekommen.«
    Lydia rannte aus dem Verlies. »Ist er allein?« schrie sie zurück.
    »Ja.«
    »Gut, ich warte hier.«
    In der gleichen Sekunde schrillte auch schon die Türklingel…
    ***
    Erschöpft lehnte sich Larry Harker gegen die Haustür. Die letzten zweihundert Yard war er gelaufen. Sein Atem flog, und Larry war in Schweiß gebadet.
    Der junge Mann war zwar erschöpft, aber nicht willenlos. Larry war bereit, zu kämpfen – auch gegen seine Tanten, die ihn erzogen hatten. Larry wollte endlich das Geheimnis seiner Herkunft lüften. Bisher hatten ihm die Tanten immer nur auf diesbezügliche Fragen erwidert, sie hätten ihn aus dem Waisenhaus geholt. Mehr nicht. Kein Wort über die Eltern.
    Larry gönnte sich eine Minute Ruhe und wartete ab, bis sein Atem wieder normal ging.
    In der kleinen Seitenstraße war es ruhig. Hier fuhr kaum ein Auto hindurch, und die einzelnen Häuser wirkten hinter den Vorgärten wie Schutzburgen.
    Larry hatte keinen Schlüssel bei sich.
    Er schellte.
    Sekunden später riß Emily Bradford die Haustür auf. »Aber Larry«, sagte sie und preßte ihre Hand auf die Brust. »Wie siehst du denn aus?«
    »Das ist egal«, erwiderte Larry. »Laß mich rein.« Als Emily zögerte, schob er sie kurzerhand zur Seite. »Wo ist deine Schwester?«
    Larry hatte bewußt nicht Tante Lydia gesagt. Für ihn war dieser Name gestorben.
    »Sie ist… sie ist…«
    »Im Keller?«
    Emily nickte.
    »Dann führ mich hin.«
    »Aber ich…«
    »Los, mach schon, verdammt.«
    Larry packte Emily mit beiden Händen an den Schultern. »Die Zeiten, wo ihr mich behandelt habt wie einen Säugling, sind ein für allemal vorbei. Merkt euch das.«
    »Aber Larry, so kannst du doch nicht reden«, kreischte Emily. »Was ist denn plötzlich in dich gefahren?«
    »Gar nichts. Ich will nur endlich wissen, woran ich bin. Ihr habt mich über zwanzig Jahre hinters Licht geführt. Und jetzt komm endlich mit in den Keller, oder muß ich dich erst hinschleifen?«
    »Wie sprichst du überhaupt mit mir?« Emily Bradford wollte aufbegehren, doch Larry hielt sie eisern fest und schob sie tiefer in den Flur hinein.
    Erst dicht vor der Kellertür ließ er sie los. »So, meine liebe Tante, jetzt geh mal brav voran.«
    Emily Bradford versuchte es ein letztes Mal. »Larry«, sagte sie mit flehender Stimme. »Sei doch vernünftig. Noch hast du Zeit dazu. Stell dich nicht gegen uns. Geh in dein Zimmer, und laß alles andere uns machen.«
    Der junge Mann nickte wild. Er zog die Lippen auseinander und zeigte ein wölfisches Grinsen. »Keine Angst, liebe Emily, ich werde schon vernünftig, aber auf meine Weise.«
    Emily Bradford hob die Schultern.
    »Schade, Larry. Wenn du dir nicht helfen lassen willst, dann mußt du auch die Folgen ausbaden.«
    »Ihr wollt mich wohl auch killen, ihr Bestien?«
    Darauf gab Emily Bradford keine Antwort. Ruhig und mit festen Schritten ging sie auf die offenstehende Kellertür zu und tauchte in das Halbdunkel des langen Ganges.
    Larry folgte seiner Tante auf dem Fuß.
    Die Tür zu dem geheimnisvollen Verlies stand offen. Ein flackernder Lichtschein drang aus der Öffnung und erleuchtete noch einen kleinen Teil des Kellerganges.
    In dem offenen Türrechteck stand Lydia Bradford. »Da seid ihr ja endlich«, rief sie den Ankömmlingen entgegen. »Emily, ich freue mich, daß du Larry doch mitgebracht hast. Ich hatte schon Angst, er würde auf sein Zimmer gehen.«
    »Der und Angst?« zischte Emily. »Der tanzt aus der Reihe, Lydia, das wirst du
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