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GK0134 - Die Drachenburg

GK0134 - Die Drachenburg

Titel: GK0134 - Die Drachenburg
Autoren: Jason Dark
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gleichen Frauen, die auch im Rittersaal der Burg die Speisen und Getränke serviert hatten.
    Immer noch drang der seltsame fremdartige Singsang aus ihren Mündern, und Sandra merkte, daß die eigenartige Melodie sie einlullte und schläfrig machte.
    Dann trat der Count of Blackmoor vor den Drachengötzen hin und breitete beide Arme aus. Die Finger der rechten Hand hatten sich um den Schwertgriff geklammert. Die Spitze der Schneide schien die linke Pranke des Drachens zu berühren.
    »Großer Tok-El!« Die Stimme des Count hallte in dem riesigen Gewölbe wider. »Großer Tok-El, dich, der ein Fluch über Jahrhunderte gebannt hat, rufe ich an. Dort auf dem Altar liegt deine erste Dienerin, die dazu ausersehen ist, den Bann zu brechen. Nimm sie als Opfer in dein Reich der Finsternis und des Grauens und schicke sie als Sendbotin hinaus in die Welt, um dir wieder den Weg auf die Erde zu ebnen, von der du vor langer Zeit verstoßen warst.«
    Stille kehrte nach den Worten des Count ein. Noch immer stand der Mann vor dem Drachenmonster, dessen urwelthafter Körper plötzlich in Bewegung geriet.
    Es knackte und knirschte, als Tok-El seine linke Pranke bewegte. Ein höllisches Fauchen fegte aus dem weit geöffneten Mund, und eine helle Flammenzunge leckte tief in das weite Gewölbe hinein.
    Tok-El lebte!
    Die Beschwörung war gelungen – und der Drachengott nahm das Opfer an.
    Die Klauen zogen dem Count of Blackmoor das Schwert aus der Hand. Der Drache senkte den Kopf.
    Gelbgrauer Rauch quoll aus dem schrecklichen Rachen und hüllte den nackten Körper der jungen Studentin ein.
    Sandra sah das gräßliche Maul dicht über sich, sah das Licht aus den großen Augen strahlen und die Klinge des Schwertes funkeln.
    Alle Angst war verflogen.
    Die Pranke mit dem Schwert senkte sich.
    »Nimm dieses Opfer, o großer Tok-El«, dröhnte die Stimme des Count. »Nimm es, und deine Rückkehr auf die Erde wird zu einem riesigen Triumph.«
    Sandra Lee sah das Schwert über ihrem Körper schweben. Immer tiefer senkte es sich ihrer Brust entgegen, und nur noch einige Herzschläge trennten sie von ihrem Tod. Dann stieß das Drachenmonster zu!
    ***
    Himmelblauer Brokatstoff wölbte sich über Sandras Kopf. Ein weiches Daunenbett lag auf ihrem Körper, und ihr Gesicht verschwand in dem tiefen Kopfkissen.
    Sandra streckte sich wohlig und öffnete die Augen.
    Im ersten Augenblick blinzelte sie verwirrt, wußte nicht, wo sie war, doch dann kam die Erinnerung zurück.
    Sie befand sich auf der Drachenburg. Wie im Zeitraffer liefen noch mal die vergangenen Erlebnisse vor ihrem geistigen Auge ab, und seltsamerweise empfand sie nicht einmal den leisesten Schrecken.
    Der Geist eines vorsintflutlichen Götzen war in ihr!
    Sandra setzte sich auf, Sie wußte nicht, wie sie in das prachtvolle Himmelbett gekommen war, es störte sie auch nicht weiter. Sie verspürte nur ein wildes Hungergefühl.
    Wie auf Kommando öffnete sich die Tür, und eine der Dienerinnen betrat den Raum. Sie blieb vor dem Bett stehen, knickste und fragte nach Sandras Wünschen.
    »Ich habe Hunger«, sagte die Studentin lachend.
    »Das Frühstück kommt sofort«, erwiderte die Dienerin, verbeugte sich und lief hinaus.
    Sandra ließ sich wieder zurück in die Kissen fallen. Solch ein Leben würde ihr schon gefallen. Als Herrin auf der Drachenburg. Gar nicht mal so schlecht.
    Sandra kam nicht mehr dazu, weiter über ihre Zukunft nachzudenken, denn die Tür wurde wieder geöffnet und der Count of Blackmoor betrat das Schlafzimmer.
    »Na, wie fühlst du dich?« fragte er und setzte sich auf das Bett.
    »Gut.«
    »Das freut mich wirklich. Dann bist du also für deine Aufgabe gerüstet.«
    »Ja, ich weiß. Ich muß noch zwei Menschen holen, damit Tok-El zurückkehren kann. Aber warum nimmt er sich nicht einfach eine von den Dienerinnen?«
    »Das geht nicht.«
    »Und warum nicht?«
    Der Count runzelte die Stirn. »Sie führen nur ein Schattendasein. Genau wie du. Du bist tot, meine liebe Sandra!«
    »Tot?«
    »Ja, du hast dich Tok-El hingegeben, hast ihm dein Leben gewidmet. Deine Lebenskraft ist auf ihn übergegangen. Und doch hat Tok-El dir die Gnade erwiesen, weiterzuleben. Du solltest ihm dankbar sein.«
    »Ich weiß von Tok-El, aber ich kann nicht tot sein. Ich spreche doch mit dir – und…«
    »Ich werde es dir beweisen«, sagte der Count of Blackmoor. »Du glaubst mir ja sonst doch nicht. Einen Augenblick.«
    Der Count griff in die Rocktasche und holte einen kleinen Spiegel hervor. Er
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