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GK0134 - Die Drachenburg

GK0134 - Die Drachenburg

Titel: GK0134 - Die Drachenburg
Autoren: Jason Dark
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beugte sich vor und hielt die blanke Fläche gegen Sandras Mund.
    »Versuche zu atmen«, sagte er.
    Sandra Lee öffnete die Lippen. Die Spiegelfläche beschlug nicht.
    Die junge Studentin war eine lebende Tote…
    ***
    Die See war bewegt, und Sandra Lee hatte Mühe, das kleine Boot auf Kurs zu halten. Immer wieder rollten Wellen von der Seite her gegen das Boot an und ließen es wie eine Nußschale schaukeln.
    Gischtfontänen spritzen vor dem Bug hoch und schäumten gegen die Verkleidung des kleinen Steuerstandes.
    Mit beiden Händen hielt Sandra das Rad umklammert. Sie hatte wieder ihre normale Kleidung angezogen und die Kapuze des Parkas hochgestellt. Nichts an ihrem Äußeren erinnerte daran, was sie in den letzten Stunden erlebt hatte, und daß sie in Wirklichkeit gar nicht mehr lebte, sondern ein untotes Dasein führte.
    Noch etwas hatte sich verändert. Hinter Sandra auf der kleinen Sitzbank lag ein länglicher schmaler Koffer, einem Geigenkasten ähnlich. Darin befand sich das wichtigste Requisit; das sie als eine Dienerin Tok-Els auszeichnete.
    Das Schwert des Drachen!
    Solange sich dieses Schwert in ihrem Besitz befand, war sie unbesiegbar, denn der magische Zauber der Waffe ging gleichzeitig auch auf die Trägerin über. Das Schwert sollte Sandra helfen, gegen die Gefahren zu bestehen, die auf sie lauerten. Obwohl Sandra noch nie mit solch einer Waffe in Berührung gekommen war, konnte sie das Schwert jedoch führen, als hätte sie schon jahrelang damit geübt. Es schien sogar, als wäre es extra für sie geschmiedet worden.
    Sandra hatte südlichen Kurs eingeschlagen. Sie wollte die Insel Sanday anlaufen, um dort in dem kleinen Gasthaus ihre Sachen abzuholen und auf die Fähre zu warten, die sie nach Schottland brachte. Die Fähre fuhr zweimal in der Woche, und wenn Sandra sich beeilte, kam sie gerade noch rechtzeitig.
    Schon tauchten die felsigen Gestade der Insel Sanday auf. Von ihrem Standpunkt aus wirkte das Ufer wie eine wuchtige Mauer, die jemand mitten in das Meer gerammt hatte.
    Die Hafeneinfahrt war schmal und in jahrelanger Arbeit der Natur abgetrotzt worden.
    Von Backbord sah Sandra einen vollbeladenen Fischerkahn herangetuckert kommen. Zwei Männer standen an Deck und winkten ihr zu.
    Die Studentin winkte zurück und dachte daran, was die Männer wohl sagen würden, wenn sie erführen, daß sie eine Tote vor sich hatten.
    Sandra erreichte den Hafen ohne weitere Schwierigkeiten. Die Fähre hatte bereits angelegt. Sie würde Thuro anlaufen, den nördlichsten schottischen Hafen.
    Der Bootsverleiher stand am Kai. Er hatte die Arme in die Hüften gestützt und beobachtete Sandras Anlegemanöver mit Interesse. Er hatte über vierzig Jahre auf See zugebracht und nickte jetzt anerkennend, als er sah, wie geschickt Sandra das Boot manövrierte.
    Der breitschultrige Schotte half ihr beim Aussteigen. »Sie könnten direkt Kapitän werden«, sagte er in seiner rauhen aber herzlichen Art und deutete dann auf den schmalen Kasten unter Sandras rechten Arm. »Was ist das denn? Haben Sie unterwegs Geige gespielt?«
    Sandra lächelte. »So ähnlich.« Dann verabschiedete sie sich mit ein paar hastigen Worten von dem Bootsverleiher. Den Mietpreis hatte sie schon im voraus bezahlt.
    Kopfschüttelnd blickte ihr der alte Seemann nach. »Was sie nur hat«, murmelte er. »Bei ihrer Abfahrt war sie noch wesentlich freundlicher gewesen. Na ja, ist nicht meine Sache.«
    Sandra war schon unterwegs zu dem kleinen Gasthaus. Die Menschen, die ihr begegneten, blickten sie scheu an. Fremde waren hier nicht immer willkommen.
    Die Hauptstraße des Ortes war schlecht gepflastert. Zum Teil waren die kopfgroßen Steine auch herausgerissen worden und lagen neben den Häusern.
    Vor dem Gasthaus brannte eine trübe Laterne. SKIPPERS HOME stand auf einem Schild über der Eingangstür.
    Der Wirt putzte gerade die Tische, als Sandra eintrat. Als er die junge Studentin sah, begann sein Gesicht zu strahlen. »Ah, Sie sind ja schon zurück, Miß. Wie war denn die Fahrt?«
    »Gut, Sir. Aber darf ich jetzt um meine Rechnung bitten?«
    »Selbstverständlich, Miß.«
    »Ich hole dann inzwischen meine Sachen aus dem Zimmer.«
    »Wie Sie wünschen.«
    Der Wirt war über Sandras knappe Antworten verblüfft. Er hatte sie als freundliches, natürliches Mädchen kennengelernt, und jetzt reagierte sie auf einmal so komisch. Natürlich hatte Sandra nichts von ihrem eigentlichen Reiseziel erwähnt. Auf entsprechende Fragen hatte sie nur ausweichende
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