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GK0134 - Die Drachenburg

GK0134 - Die Drachenburg

Titel: GK0134 - Die Drachenburg
Autoren: Jason Dark
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Antworten gegeben.
    Sie kam schon wieder die schmale Treppe hinunter, als der Wirt immer noch addierte. Rechnen war nicht seine Stärke. Das übernahm immer seine Frau, aber die war im Moment nicht da.
    »Ja, also«, sagte er und strich sich über seine schütteren hellblonden Haare.
    »Hier haben Sie zehn Pfund«, sagte Sandra, stellte ihre Reisetasche ab und drückte den Wirt die Banknote in die Hand.
    »Aber – aber das ist doch zuviel.«
    »Es reicht«, sagte Sandra, »und behalten Sie mich in guter Erinnerung. Ich muß zusehen, daß ich die Fähre noch mitbekomme.«
    »Ja, dann, äh, auf Wiedersehen, Miß.«
    Sandra war schon draußen, als der Wirt die letzten Worte sprach. Mit schnellen Schritten bewegte sie sich in Richtung Hafen. Die Überfahrt würde bald einen halben Tag dauern. Das Schiff legte noch an mehreren Nachbarinseln an, ehe es die Küste Schottlands ansteuerte.
    Das Heck der Fähre war noch aufgeklappt, und eben bemühte sich ein altersschwacher hochbeladener Lastwagen, die Schräge hinaufzufahren. Der Kapitän stand daneben und gab dem Fahrer einige Kommandos, die anscheinend nicht viel halfen, denn der Wagen rollte immer wieder ein Stück zurück.
    Sandra kümmerte sich nicht darum, sondern lief über eine schmale Gangway an der Backbordseite auf das Schiff.
    Neben der Reling lehnte ein langer dürrer Mann mit einer Schiffermütze auf dem Kopf, die ihm viel zu groß war. Er kontrollierte die Karten.
    Sandra hatte sicherheitshalber eine der sechs Kabinen gemietet, die es auf dieser Fähre gab. Das war zwar teurer, aber sie fühlte sich auch sicherer.
    Der Seemann erklärte ihr den Weg. »Gehen Sie den Niedergang hinunter und dann bis zu der rotgestrichenen Tür. Dahinter liegt der Gang mit den Kabinen. Sie können ihn gar nicht verfehlen.«
    »Danke«, sagte Sandra.
    Der Seelord sah ihr nach und schob seine Mütze in den Nacken. »Flotte Seejungfrau«, murmelte er.
    Er ahnte zu diesem Zeitpunkt nicht, wie sehr ihn diese Seejungfrau noch überraschen würde.
    Sandra hatte inzwischen ihre Kabine erreicht. Sie glich mehr einer Abstellkammer, in die man ein primitives Holzbett gestellt hatte. Einen Schrank gab es nicht, dafür einen Tisch mit einem wackligen Stuhl davor.
    Sandra stellte ihr Gepäck ab und legte das Schwert auf das Bett. Sie suchte nach einem Lichtschalter und fand ihn neben der Tür. Eine nackte, mit Fliegendreck verklebte Glühbirne schaukelte an der Decke.
    Die junge Studentin knipste das Licht an. Abschließen konnte sie die Tür nicht. Sie zuckte die Achseln, setzte sich aufs Bett und öffnete den schmalen länglichen Kasten, in dem das Schwert lag.
    Die lange, beidseitig geschliffene Schneide funkelte ihr entgegen.
    Behutsam nahm Sandra das Schwert des Drachens aus dem Kasten. Es lag in ihrer Hand wie angegossen. Der Griff in Form eines stilisierten Drachenkopfes war etwas gebogen und mit Edelsteinen verziert. Ein wissendes Lächeln umspielte Sandras Lippen, als sie mit der Waffe einige Streiche gegen einen unsichtbaren Gegner führte.
    Ja, dieses Schwert gab ihr Macht und Selbstvertrauen. Es würde ihr helfen, die Herrschaft des schrecklichen Druidengottes auf dieser Erde zu festigen.
    Es waren böse Gedanken, die sich in Sandras Hirn eingenistet hatten. Gedanken, die nicht von ihr stammten, sondern von dem grauenhaften Tok-El gesteuert wurden.
    Minutenlang saß Sandra auf dem Bett. Dann vernahm sie draußen auf dem Gang plötzlich laute Männerstimmen. Es mußten zwei Personen sein, die ihre Witze rissen und wohl nicht mehr ganz nüchtern waren.
    Schnell packte Sandra das Schwert, wieder weg und schob den. Kasten unter das Bett.
    Die beiden zogen weiter. Sandra hörte eine Tür schlagen, und dann wurde es still.
    Die junge Studentin legte sich auf das Bett und verschränkte die Arme über dem Kopf. Sie konnte es jetzt kaum erwarten, bis sie wieder in London war. Dort wartete ihr Freund, Peter Lorimer. Ihn hatte sie als erstes Opfer ausersehen.
    Peter Lorimer war fünf Jahre älter als sie und hatte vor drei Monaten sein Jurastudium beendet. Er wollte Privatdetektiv werden und hatte auch schon entsprechende Kurse mit Erfolg belegt.
    Das Brummen der Schiffsmaschine unterbrach Sandras Gedanken. Der gesamte Rumpf vibrierte, als die Fähre anfing, Fahrt aufzunehmen.
    Sandra schloß die Augen. Sie wollte etwas schlafen. Es dauerte nicht lange, da war sie eingenickt.
    Sandra Lee lag auf dem Bett wie eine Tote. Nicht ein Atemhauch drang über ihre Lippen. Sie hatte die Hände über
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