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GK0070 - Die Armee der Unsichtbaren

GK0070 - Die Armee der Unsichtbaren

Titel: GK0070 - Die Armee der Unsichtbaren
Autoren: Jason Dark
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bekommen hatte, merkte, daß die Gefangenen von dem Ausbruchsversuch selbst überrascht waren. Außerdem waren die Entflohenen fast willkürlich ausgesucht, sah man davon ab, daß sie durch die Bank Schwerverbrecher waren. Aber daß sie während ihres Zuchthausaufenthaltes immer zusammen gewesen waren oder eine Bande gebildet hatten, war auch nicht der Fall.
    Trotzdem fragte Sanderson: »Wer hat von dem Ausbruch gewußt?«
    Niemand meldete sich.
    »Ihr bekommt Hafterleichterung!« Wieder blieben die Männer stumm.
    Sanderson biß die Zähne zusammen. Nur mühsam konnte er seine Wut und den aufkeimenden Ärger unterdrücken.
    »Ihr könnt mir doch nicht weismachen, von nichts gewußt zu haben. Die ganze Sache muß während der Pause passiert sein. Also, raus mit der Sprache. Ihr hört doch sonst die Flöhe husten.«
    »Wir wissen nichts, Sir«, sagte einer.
    »Schön, ihr wißt nichts.« Sanderson lächelte zynisch. »Aber eins will ich euch sagen. Wenn wir die Kerle wieder eingefangen haben, und es stellt sich heraus, daß ihr doch Bescheid gewußt habt, dann gnade euch Gott. Zehn Mann sind leicht zu fangen. Außerdem werden sie in dieser Moorgegend gar nicht weit kommen. Es kann sich höchstens um eine Stunde handeln, dann haben wir sie wieder.«
    Einer der Gefangenen meldete sich zu Wort. »Wir haben nichts gesehen!«
    Entweder sind die verrückt oder ich, dachte Sanderson. Diese stereotypen Antworten, so was habe ich ja noch nie erlebt.
    Sandersons Blick glitt über die Gesichter der Leute. Und erst jetzt sah er die Augen der Männer richtig. Sie wirkten seltsam leer und abweisend. Sanderson hatte mal in einem Kabarett einen Hypnotiseur erlebt. Genauso hatte dessen Medium ausgesehen.
    »Was sagen Sie dazu, Snyder?« Der Sergeant gab keine Antwort.
    »Snyder! Ich habe Sie was gefragt, zum Teufel!«
    »Ich habe nichts gesehen, Sir.«
    Jetzt war es mit Sandersons Fassung vorbei. Entsetzt wankte er zwei Schritte zurück und blickte Snyder an.
    Der Sergeant hatte den gleichen Ausdruck in den Augen wie die Gefangenen.
    »Ich bin doch nicht verrückt«, stammelte der stellvertretende Gefängnisdirektor. »Das ist doch nicht möglich.« Ein schrecklicher Verdacht keimte in ihm auf. Er hatte vorhin sämtliche Zuchthäusler vor sich gehabt.
    Aber nicht alle besaßen diesen Blick. Nur die Männer, die um die Mittagsmahlzeit Ausgang gehabt hatten. Dabei mußte etwas Unglaubliches passiert sein.
    Jemand hatte die Männer hypnotisiert!
    Es gab keine andere Möglichkeit.
    Wieder gellte die Stimme des stellvertretenden Direktors auf. Sekunden später kamen vier Wärter angelaufen. In strammer Haltung blieben sie vor Sanderson stehen.
    Harold Sanderson sah die Männer an. Nein, diese waren normal. Der Beamte atmete auf.
    »Schaffen Sie diese Leute in den Aufenthaltsraum, und morgen sorgen Sie dafür, daß niemand ausbrechen kann.«
    Wenig später waren sie verschwunden.
    Sanderson wandte sich an Snyder. »Und Sie kommen mit in mein Büro.«
    Der Sergeant folgte seinem Vorgesetzten wie ein Hund.
    Sandersons Büro lag in einem kleinen Seitentrakt, wo auch die Wäscherei und die Duschräume sowie das Krankenrevier untergebracht waren.
    Das Büro war spartanisch einfach eingerichtet und paßte zu Sanderson. An einer Wand hing das Bild der Queen.
    Sergeant Snyder blieb in strammer Haltung vor dem dunkelbraun gebeizten Schreibtisch stehen. Sanderson, der sich gesetzt hatte, ließ seinen Blick über die Uniform des Sicherheitsbeamten wandern.
    Und plötzlich stutzte der stellvertretende Direktor. Seine Augen hatten sich an dem Gummiknüppel festgesaugt.
    Die Schlagwaffe war voller Blut. Sanderson konnte sogar noch einzelne Haare erkennen.
    Ein furchtbarer Verdacht keimte in ihm auf.
    Der Torwärter war niedergeschlagen worden. Sollte Sergeant Snyder der Täter gewesen sein?
    Harold Sanderson stand langsam auf. Seine Lippen bewegten sich lautlos auf und ab. Plötzlich wurde ihm klar, wer die Gefangenen befreit hatte. Aber warum und auf wessen Befehl?
    Sergeant Snyder stand noch immer bewegungslos vor dem Schreibtisch.
    Harold Sanderson war klar, daß er aus diesem Mann kein weiteres Wort mehr herausbekommen würde. Für einen Moment war er ratlos. Doch dann fuhr seine rechte Hand unter den Schreibtisch, zog die Schublade auf und holte einen Coltrevolver hervor. Langsam richtete er die Waffe auf Sergeant Snyder.
    »Sie rühren sich nicht vom Fleck!« befahl Sanderson. Dann beugte er sich über die Sprechanlage auf seinem Schreibtisch,
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