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Girlfriend in a Coma

Girlfriend in a Coma

Titel: Girlfriend in a Coma
Autoren: Douglas Coupland
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Freundinnen-Trios. Persönlichkeiten.
    Manchmal frage ich mich, was sich über Leute überhaupt sagen läßt; wenn sie noch jung sind, ob ihre wahre Persönlichkeit dann schon zum Ausdruck kommt. Gibt es da schon irgendwelche Anhaltspunkte? Wirken Mörder mit achtzehn schon wie Mörder? Börsenmakler wie Börsenmakler? Kellner? Millionäre? Ein Ei wird gelegt. Was wird daraus schlüpfen - ein Schwan? Ein Krokodil? Eine Schildkröte?
    Wendy: breite Schultern, die sie sich als Leistungsschwimmerin erworben hat, ein freundliches, ernstes, viereckiges, etwas maskulines Gesicht unter einer schokoladenbraunen Poppertolle. Hamilton und ich haben einmal versucht, Wendys Aussehen zu definieren, und Hamilton lag nicht ganz falsch mit der Bemerkung, sie sähe aus, als stünde sie in der britischen Thronfolge an siebenundzwanzigster Stelle. Auf der alljährlichen Weihnachtsparty bei uns zu Hause stellte sich Wendy den Erwachsenen immer mit den Worten vor: »Ich bin die, die so intelligent ist.« Und das war sie.
    Pam (Pamela, Pammie, Pameloid): dünn wie ein Strahl aus einem Wasserhahn, ein perfektes ovales Gesicht, ein Gesicht wie eine Touristenattraktion, gekrönt von einer seidig-fedrigen, maisblonden Farrah-Dauerwelle. Pammie - das Glamour-Girl: Sie konnte immer weiter sehen als man selbst: » Was guckst du dir denn da an, Pam?“
    »Ach - bloß. Irgendwas. Da oben. In den Wolken.«
    Karen: kleines Gesicht mit glattem braunen, in der Mitte gescheiteltem Haar. Moosgrüne Augen. Kann mit Jungs ebenso gut wie mit Mädchen. Ein guter Kumpel. Skilaufen? Touch-Football? Ein verletztes Tier, das zusammengeflickt werden muß? Karen anrufen.
    Die sechs Arme der drei waren das ganze Jahr über entweder vor braunen Leder- oder vor Daunenjacken verschränkt. In, der Hand hielten sie Täschchen voller kondensatreicher Zigaretten, und ihre Dmetre-Skipullover verströmten einen Geruch nach Charlie-Parfum, zuckerfreiem Kaugummi und süß duftendem Haar. Sauber, frei, sexy und stark. Karen verlangte einen Drink, und Wendy sagte: »Bist du sicher, daß du was trinken willst, Kare? Ich meine, du siehst irgendwie angegriffen aus. Du hast heute nur einen Cracker und eine halbe Dose Tab zu dir genommen. Laß uns zu mir gehen und etwas essen.«
    Pammie jammerte: »Sag doch nicht so was! Wehe, du verführst: mich – dann bin .bestimmt ich diejenige, die zuviel ißt.« Sie zögerte: »Ist dein Kühlschrank voll?« Karen beachtete sie nicht. Sie stieg in meinen Datsun, um ein neues Schuhband in ihre Laufschuhe zu fädeln, gerade als ich meinen Pullover aus dem Wagen holen wollte. Ich sah, wie Karen sich zwei Pillen aus ihrer Puderdose in den Mund steckte. Sie ertappte mich dabei, wie ich sie ertappte. Scherzhaft streckte sie mir die Zunge heraus: »Das Tal der Puppen, ich weiß, Richard - aber ich möchte dich mal in einem Bikini Größe 34 sehen.« Ich merkte, wie ich versuchte, die Zähne zusammenzubeißen und kein vorwurfsvolles Gesicht zu machen; doch vergeblich.
    »Meine Güte, es ist doch bloß Valium. Das ist vollkommen legal. Meine Mom hat es mir gegeben.« Sie war ein bißchen sauer, daß ich sie erwischt hatte. Ich glaube, weil sie dadurch weniger souverän wirkte.
    Ich sagte: »Karen, ich finde, du siehst toll aus, du hast eine tolle Figur, du bist genau richtig, so wie du bist. Und ich muß das schließlich wissen ...« Ich zwinkerte ihr zu, aber ich glaube, es wirkte versaut, nicht freundlich. »Du hast 'nen Knall, wenn du auch nur einen Gedanken ans Abnehmen verschwendest.«
    »Richard, das ist lieb von dir, du bist der allerbeste Freund auf der ganzen Welt, und das weiß ich wirklich zu schätzen. Aber ich sag dir was: So sind Mädchen nun mal. Also, laß gut sein, okay?« Wenigstens lächelte sie. Sie beugte sich über den Sitz und gab mir einen raschen Kuß, bevor ich zu der improvisierten Bar hinüberging, die Pam auf der Kühlerhaube ihres Autos aufgebaut hatte. »Kurbel dein Fenster hoch und schließ die Tür«, rief Karen mir nach, eine Valium unter der Zunge. »Vielleicht schaut Gott dir zu.« Das war für beinahe zwanzig Jahre das letzte, was sie zu mir sagte. Pam hielt eine Flasche Smirnoff-Wodka im Arm, und sie und Wendy begannen, klitzekleine Wodka-Portionen in geklaute McDonald's-Pappbecher zu gießen und mit Tab aufzufüllen..
    Wendy erzählte gerade von ihrem Termin bei der Berufsberatung der Schule, den sie am Freitag gehabt hatte. Sie erwog, an der UBC einen Schnellkurs zur Vorbereitung auf das Medizinstudium zu
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