Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Girlfriend in a Coma

Girlfriend in a Coma

Titel: Girlfriend in a Coma
Autoren: Douglas Coupland
Vom Netzwerk:
worin die Unterschiede lagen. Die Menschen sahen besser aus. Dünner? Besser angezogen? Wie Jogger?«
    »Und...?«
    »Okay, du hast recht. Ich erinnere mich nur bruchstückhaft aber es gibt auch schlechte Neuigkeiten. Alles hat seine guten und schlechten Seiten.« Sie hielt inne und sagte dann: »In der Zukunft herrscht eine Art ... Dunkelheit.« Sie zögerte und biß sich auf die Lippe. »Das ist es, was mir solche Angst macht.«
    »Was für eine Dunkelheit?« Ich hatte nur Jeans an in jener Nacht, keine langen Unterhosen. Ich zitterte. »Die Zukunft ist kein guter Ort, Richard. Ich glaube, sie ist grausam. Das ist mir letzte Nacht klargeworden. Wir waren alle da. Ich konnte uns sehen - wir mußten nicht leiden oder so, und wir waren alle noch am Leben bloß älter so dreißig, vierzig, schätze ich, aber ... es gab keinen ›Sinn‹ mehr. Doch das wußten wir nicht. Wir waren sinnlos.“
    »Wie meinst du das, ›sinnlos‹?«
    »Also: Es war nicht so, daß uns das Leben deprimierend oder leer erschien, sondern wir merkten bloß, daß wir irgendwie keinen Anteil daran hatten. Und dann habe ich mich nach anderen Leuten umgesehen, um festzustellen, ob sie ein ähnliches Leben führten - aber all die anderen Menschen waren fort. Nur wir waren noch übrig, mit unserem sinnlosen Leben. Dann habe ich mir uns genau angesehen Pam, Hamilton, dich, Linus, Wendy. Ihr kamt mir alle ganz normal vor, aber eure Augen hatten keine Seele wie bei einem Lachs, der auf einem Bootssteg liegt, ein Auge platt auf dem heißen Holz, das andere direkt in den Himmel gerichtet. Ich glaube, ich muß jetzt aufhören.“
    »Nein - nicht!«
    »Ich wollte uns helfen, Richard, aber ich wußte nicht, wie ich uns retten, wie ich unsere Seelen zurückholen konnte. Ich sah einfach keine Lösung. Ich war die einzige, die wußte, was uns fehlte, aber ich hatte keine Ahnung, was ich dagegen tun sollte.«
    Karen hörte sich an, als würde sie gleich anfangen zu weinen.
    Ich schwieg und wußte nicht, was ich sagen sollte; ich legte meinen Arm um sie. Links unter uns konnte ich Skifahrer erkennen, die sich in der Dunkelheit versammelt hatten, Joints anzündeten und johlend Weinschläuche herumgehen ließen. Karen fing wieder an zu sprechen:»Oh! Jetzt fällt's mir wieder ein! Jared war letzte Nacht auch da! In der Vision - er war wirklich da! Also ist es vielleicht keine richtige Zukunftsvision, sondern nur eine Vision davon, wie es sein könnte - eine Warnung, wie der Geist des zukünftigen Weihnachtsfestes.«
    »Tja, vielleicht.« Jareds Namen hörte ich gar nicht gern, aber das ließ ich mir nicht anmerken. Dann ruckte der Lift vorwärts, das Licht flammte auf und erlosch wieder. Erneut war die Welt in dunkle Stille gehüllt. »Aber weißt du was, Richard?“
    »Was?«
    Sie riß sich zusammen. »Nichts. Ach, laß gut sein, Beb. Ich glaube, ich hab' keine Lust mehr, darüber zu reden.« Sie griff in ihre Jacke. »Hier. Ich möchte, daß du diesen Umschlag für mich aufbewahrst. Du darfst ihn nicht öffnen. Bewahr ihn einfach heute nacht für mich auf. Gib ihn mir morgen zurück.«
    »Hä?« Ich betrachtete den Snoopy-Umschlag, auf dem in ihrer mädchenhaften, kurvigen, mit Blümchen verzierten Schrift, die mich immer so auf die Palme brachte, mit Leuchtmarker das Wort »Richard« geschrieben stand. Ihre Handschrift war sogar einen Monat zuvor Anlaß für einen Streit zwischen uns beiden gewesen. Ich hatte sie gefragt, wieso sie nicht »normal« schreiben könne. Ich Idiot! Karen beobachtete, wie ich ihre Handschrift musterte. »Na, Richard, ist das normal genug für dich, du tollkühner Individualist, du?« Ich stopfte den Umschlag in die Tasche meiner Daunenjacke, und dann ruckte der Lift wieder ein Stück vor. »Denk dran - morgen gibst du ihn mir wieder. Und keine Fragen!«
    »Abgemacht.« Ich küßte sie.
    Der Lift setzte sich mit einem neuerlichen Ruck in Bewegung, woraufhin Karen die Packung Number 7 vom Schoß fiel. Sie fluchte, und mit einemmal war der Berg wieder elektrisch beleuchtet, mit Strom aus den großen Stauseen im Norden von British Columbia. Die Skiläufer auf den Pisten unter uns johlten, als könnten sie damit Energie erzeugen; unser Moment der Nähe war dahin. Karen sagte: »Schau mal - da sind Wendy und Pam.« So lautstark, daß es mir in den Ohren dröhnte, verabredete sie sich mit Wendy in einer halben Stunde im Grouse Nest. Sie bat Pam, ihre heruntergefallene Zigarettenpackung zu retten, die jetzt viele Sessel hinter uns lag.
    Die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher