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Girlfriend in a Coma

Girlfriend in a Coma

Titel: Girlfriend in a Coma
Autoren: Douglas Coupland
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Innigkeit zwischen uns verflüchtigte sich. Schnell und geräuschlos fuhren wir mit dem Blueberry Chair den Hang hoch, während Karen sich darüber ausließ, was für den Rest des Abends noch alles geplant war. »Guck mal, da ist Donna Kilbruck. Wuffwuff!« Ich dachte an Jared.
    Jared war ein Kumpel von uns. Als ich noch klein war, war er mein bester Freund gewesen. In der High-School hatten Jared und ich uns auseinanderentwickelt, wie es bei Menschen, die sich früh im Leben angefreundet haben, vorkommen kann. Er wurde ein Football-Star, und unser Leben wies immer weniger Gemeinsamkeiten auf. Außerdem war er der größte Don Juan, den ich je getroffen hatte. Die Mädchen warfen sich ihm an den Hals, und er ließ keine Gelegenheit aus. Während Jared definitiv ein Siegertyp war, der sich dumm und dämlich bumste, war ich offenbar auf dem besten Weg, ein Versager zu werden. Wir kamen immer noch gut miteinander aus, aber richtig wohl fühlte ich mich mit ihm nur in unserem eigenen Viertel, wo die komplizierten Popularitätsrituale der Schule keine Rolle spielten. Jareds Familie wohnte gleich bei uns um die Ecke, oben am St. James Place. Eines heißen Nachmittags, während eines Spiels an der Handsworth Secondary, kippte Jared einfach um und kam ins Lions Gate Hospital. Eine Woche später waren ihm seine goldenen Locken ausgegangen, zwei Monate später wog er weniger als eine Vogelscheuche; drei Monate später war er ... tot.
    Haben wir uns jemals wirklich von diesem Verlust erholt? Ich bin mir nicht sicher. Ich war in gewisser Weise Jareds »offizieller Freund« gewesen, und daher erntete ich viele der tröstenden Blicke und Worte, was ich haßte. All die Mädchen, die einst für Jared geschwärmt hatten, begannen jetzt für mich zu schwärmen - Jareds sexuelle Energie lag immer noch in der Luft -, doch ich hatte nicht vor, die Situation auszunutzen und ein zweiter Don Juan zu werden. Ich spielte den Unbeteiligten, während ich in Wirklichkeit wütend, verängstigt und traurig war. Jared hatte, bevor er starb, geglaubt, wir seien die besten Freunde, aber eigentlich stimmte das nicht. Ich hatte andere Freunde gefunden. Ich fühlte mich schuldig, illoyal. Das folgende Jahr verbrachten wir damit, nicht über Jared zu reden, so zu tun, als würde alles seinen normalen Gang gehen, doch dem war nicht so.

  3
Was schläft, das lebt
    Ich schwieg auf der Liftfahrt bergabwärts, während Karen mit Wendy und Pam scherzte. Unsere zusammengeschnallten Skier klackten leise. Karen und ich waren nicht mehr dieselben, die nur wenige Stunden vorher zusammen hochgefahren waren. Als die Gondel sacht schaukelnd über die Mittelstütze des Lifts hinwegglitt, blickten wir hinunter auf die Lichter von Vancouver. Der Anblick der Stadt, bevor die 80er über sie hereinbrachen - ein unschuldiges, schutzloses Königreich aus gesponnenem Glas. Wir hielten Ausschau nach unseren Elternhäusern, die auf der anderen Seite des Capilano River in unserem nüchternen, sterilen Bergvorort glitzerten.
    Dann senkte ich meinen Blick auf die baiserartige weiße Schneedecke unter der Gondel und den schwarzen Granit, der daraus hervorstach, und ich fühlte mich ganz weit entfernt. Es kam mir vor, als stammte ich aus irgendeiner anderen Welt und wäre auf die Erde gefallen wie ein Meteorit. Ich war nämlich gar kein Erdling, sondern hatte hier bloß eine Bruchlandung gemacht - Ka-wummm! -, und mein Leben auf der Erde war ein Unfall. Leute, die zum erstenmal den Lift benutzten, und ein paar Angsthasen kicherten und kreischten, während unsere Gondel abwärts rauschte. Ich sah Karen an, deren Kopf auf den Skistöcken ruhte. Sie strahlte eine besondere Schönheit aus, wie Menschen es tun, wenn sie wissen, daß sie gerade von jemandem bewundert werden. Die Gondel legte an der Talstation an; wir stapften zu meinem Datsun B-210, wo wir die Plastikverschlüsse unserer Skistiefel lösten und froh waren, endlich wieder die Zehen ausstrecken zu können. Wir sprangen ins Auto und fuhren zu einer Party, bei der es, wie man uns vorgewarnt hatte, ziemlich wild hergehen sollte - hinauf zu einer kurvigen Vorortstraße auf dem Berg von West Vancouver. Die Party fand bei einem inzwischen vergessenen, eigentlich eher unbeliebten Teenager statt, der das Haus hüten sollte, während seine Eltern zum Zocken nach Las Vegas gefahren waren. Und tatsächlich ging es dort reichlich wild her - so wild, wie es keiner von uns bis dahin je erlebt hatte. Wir kamen etwa um 22 Uhr an. Außer
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