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Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Titel: Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02
Autoren: Das heilige Feuer
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Gebäude ist erstaunlich«, fing ich fröhlich an. »Wie eine Burg mitten in den Moors . Die Lehrerinnen sind, na ja, ein bisschen altmodisch, aber sie haben Ahnung von dem, was sie unterrichten. Es gibt einen Chor und ein Orchester, für den Fall, dass du Musik magst. Und die meisten Mädchen reiten am Wochenende aus. Sogar ich habe mir vorgenommen, es zu lernen.«
    Es klang, als würde ich etwas nachplappern, das ich in einem Schulprospekt gelesen hatte:
    Wyldcliffe ist Englands führendes traditionelles Mädchen-Internat. Im verblüffend schönen Wylde-Tal gelegen, rühmen wir uns der höchsten akademischen und gesellschaftlichen Standards ...
    Was der Prospekt nicht verriet, war, dass Celia Hartle, die Oberste Mistress von Wyldcliffe, gegen Ende des letzten Terms unter mysteriösen Umständen verschwunden
war. Er verriet auch nicht, dass sie nicht nur die Oberste Mistress der Schule war, sondern auch des mörderischen Hexenzirkels der Schwestern der Dunkelheit. Die Behörden waren verwirrt wegen ihres plötzlichen Verschwindens, aber Sarah, Helen und ich wussten, dass ihrem Verschwinden der Kampf in der Krypta vorausgegangen war. Ein Teil von mir hoffte, dass sie tot war, doch einem anderen Teil wurde bei der Vorstellung ganz schlecht. Was auch immer mit Celia Hartle passiert war – der Hexenzirkel würde auf mich warten, wenn ich mit meinem Talisman zurückkehrte.
    »Aber bei Pferden weiß man vorher nie so recht, was sie tun, oder? Das muss wirklich beängstigend sein.«
    »Oh … äh …« Ich hatte gar nicht richtig zugehört, war vollkommen in meine eigenen Gedanken versunken gewesen. »Was hast du gesagt?«
    »Pferde«, wiederholte das Mädchen und wirkte jetzt noch verängstigter als vorher. »Sie können einen verletzen. Abwerfen und so, verstehst du? Sie sind gefährlich. «
    Ich lachte kurz. Nach allem, was ich in Wyldcliffe erlebt hatte, würde es mich nicht allzu nervös machen, auf dem Rücken eines gutgenährten Ponys zu sitzen. »Ich glaube nicht, dass ich besonders schnell reiten werde«, sagte ich. »Dann wirst du also nicht reiten?«
    »Meine Mom kann es sich nicht leisten, für diese zusätzlichen Sachen noch Geld auszugeben.«
    »Oh, ja, natürlich.« Ich versuchte, meinen Patzer zu überspielen. »Wie auch immer, Wyldcliffe ist ein guter Ort, um zu lernen, auch wenn ich damit rechne, dass du am Anfang ein bisschen Heimweh haben wirst …«

    »Nein«, sagte sie abrupt. »Für mich gibt es zu Hause nichts. Mein Dad lebt in Amerika, und meine Mom arbeitet immer.«
    Armes Mädchen , dachte ich, armes, trauriges Mädchen . Dafür, dass sie ganz allein zu einem Internat fuhr, wirkte sie sehr jung. »Hätte deine Mutter nicht mit nach Wyldcliffe fahren können … am ersten Tag, meine ich?«, fragte ich.
    Das Mädchen wurde knallrot, und ich wünschte mir sofort, ich hätte das nicht gesagt. Es ging mich nichts an, wenn ihre Mutter keine Lust hatte, sich mit ihr zu belasten. Und jetzt war ich schon wieder ins Fettnäpfchen getreten. »Mom ist zum Bahnhof gekommen, aber sie hatte keine Zeit, die ganze Strecke mit mir mitzufahren. Sie sagte, ich würde es schon schaffen, und dass bestimmt auch andere Mädchen von Wyldcliffe im Zug wären.« Das Mädchen runzelte einen Moment die Stirn, bevor sie mich mit ihren verwirrten, hungrigen Augen ansah. »Na ja, sie hatte ja recht. Ich habe dich gefunden, richtig?«
    Ich lächelte, fühlte mich jedoch unbehaglich. Sie tat mir leid, doch zugleich fühlte ich mich irgendwie von ihr abgestoßen. Sie hatte etwas Bedürftiges an sich, etwas, das sie wahrscheinlich zu so etwas wie einer Außenseiterin machen würde. Nun, was das betraf, hatte ich mehr als genug Erfahrung. Die Wyldcliffe-Schülerinnen hatten mir nur zu deutlich klargemacht, dass ich nicht zu ihnen gehörte. Ich war keine blonde, sorglose englische Rose mit einem netten, kleinen Treuhänderfonds und einer Ahnentafel, die bis zu Wilhelm dem Eroberer zurückreichte. Ich gehörte nicht zu ihnen, und ich hatte das seltsame Gefühl, dass dieses Mädchen es ebenfalls nicht tat.

    Schweigen breitete sich zwischen uns aus. Ich wusste nicht, was ich sonst noch sagen sollte, also nahm ich ein Buch aus meiner Tasche und tat so, als würde ich lesen. Nach ein paar Minuten unterbrach sie mich und fragte: »Gibt es da eine Lehrerin, die Miss Scratton heißt?«
    »Ja. Wieso?«
    »Sie hat vor vielen Jahren meine Mutter in Wyldcliffe unterrichtet. Mom sagt, dass sie eine gute Lehrerin wäre, aber etwas seltsam.
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