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Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Titel: Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02
Autoren: Das heilige Feuer
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Anhänger, der an einer dünnen, neuen Kette unter meinem Sweatshirt hing. Den Anhänger, ein hübsches Schmuckstück mit einem glitzernden Kristall in der Mitte, hatte Frankie mir kurz vor ihrem Tod geschenkt. Er war schon immer in unserer Familie gewesen, aber wenn mir vor ein paar Monaten jemand gesagt hätte, dass es sich dabei um einen Talisman handelte, der mit elementaren Kräften versiegelt und ein Erbstück des Mystischen Weges war, hätte ich gelacht. Toller Witz. Mit diesem ganzen schrägen Kram – paranormalen Sachen, Wicca oder Magie oder wie man es sonst noch nennen mochte — wollte ich nichts zu tun haben. Ich war die Letzte, die Lust hatte, nachts im Mondschein singend um ein Lagerfeuer herumzutanzen.
    Jetzt allerdings war mir das Lachen vergangen. Das, was in meinem ersten Term in Wyldcliffe passiert war, hatte mich für immer verändert. Für mich gab es eine neue Wirklichkeit, so unglaublich sie auch zu sein schien.
    In Erinnerung an einen geliebten Sohn, stand auf seinem Grabstein. Sebastian James Fairfax. Geboren 1865. Aus diesem Leben gegangen im Jahre 1884. Wie vermutet wird, durch eigene Hand. Gott möge seiner Seele Ruhe schenken. Aber Sebastian war nicht gestorben. Jung, hochmütig und
ruhelos, war er damals von Agnes geliebt worden. Als sie über die Lehren des Mystischen Weges gestolpert waren, hatte Sebastian ihre Warnungen in den Wind geschlagen und zu weit und zu tief gegraben, hatte die heiligen Kräfte des Mystischen Weges zu einer verfluchten Suche nach Unsterblichkeit verzerrt. Er hatte gelernt, sein Dasein zu verlängern, aber letztlich hatte seine Suche nach immerwährendem Leben sich nur zur Hälfte erfüllt. Jetzt war er durch die schrecklichen Herren gebunden, denen er gedient hatte, die Unbesiegten, die dem Tod ein Schnippchen geschlagen hatten und für immer in den Schatten lebten. Sie würden dafür sorgen, dass Sebastian für sein Versagen bezahlte, einer von ihnen zu werden.
    Die hässlichen Gebäude und spärlichen Bäume, die immer wieder am Fenster vorbeiflitzten, wirkten so wirklich und fest und normal. Im Gegensatz zu meiner eigenen Welt. Ich hatte alles Normale hinter mir gelassen, seit ich Sebastian im dämmerigen Septemberlicht begegnet war. Jetzt lebte ich in einer Welt aus unsichtbaren Mächten und Unmöglichem.
    In meiner schrecklichen, undenkbaren Wirklichkeit war Sebastian dazu verdammt zu verblassen, körperlich und geistig zu schrumpfen, bis er in einen Dämon verwandelt war, ein Sklave der Unbesiegten, statt in ihre Reihen aufzusteigen. Seine einzige Hoffnung – die einzige verzweifelte Möglichkeit, die ihm noch geblieben war – bestand darin, den Talisman zu nehmen und die in ihm verborgenen mystischen Kräfte dafür zu benutzen, selbst einer der Unbesiegten zu werden. Und die einzige Möglichkeit, in den Besitz des Talismans zu gelangen, bestand darin, mich zu töten.

    Manchmal war die Realität unerträglich schmerzhaft.
    Ich rückte mich etwas zurecht und lehnte meinen Kopf gegen das kühle Glas der Fensterscheibe. Eine Erinnerung drängte sich gewaltsam in meine Gedanken; ich sah eine unterirdische Krypta, die von flackernden Fackeln erhellt war, und Frauen in Kapuzenumhängen darin: der Hexenzirkel der Schwestern der Dunkelheit, die einst Sebastian gedient hatten. Mit ihren wilden und verzweifelten Gesängen versuchten sie, Sebastian dazu zu bringen, den Talisman an sich zu reißen und sie zum ewigen Leben zu führen. Sarah und Helen und ich waren dort gefangen gewesen, und doch … als es so ausgesehen hatte, als wären wir besiegt und Sebastian würde mir den Talisman wegnehmen, hatte er sich geweigert, mir weh zu tun. Ich liebe dich ... Ich liebe dich , Mädchen vom Meer . Seine Liebe hatte mir die Kraft gegeben, auf meine eigenen elementaren Kräfte zurückzugreifen, und ich hatte einen Sturm entfesselt, der den Hexenzirkel weggefegt hatte. Als dann alles vorbei gewesen war, war Sebastian verschwunden. Sein schwarzes Pferd wurde allein in den Moors gefunden, ohne jede Spur von seinem Reiter.
    Doch ich musste ihn wiedersehen. Träume genügten mir nicht. Erinnerungen genügten mir nicht. Ich kehrte nach Wyldcliffe zurück, um Sebastian zu finden, aber ich wusste nicht, was mich erwartete. Alles, was ich tun konnte, war mir zum hundertsten Mal die gleichen nicht zu beantwortenden Fragen zu stellen. Was war Wirklichkeit für Sebastian, seine Liebe zu mir oder sein Verlangen nach dem Talisman? Würde er seinen Beteuerungen der
Liebe zu mir treu
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