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Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Titel: Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02
Autoren: Das heilige Feuer
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wunderbar.«
    »Es wird auch wunderbar sein. Du kannst mir Geschichten aus der Zeit erzählen, als du ein Kind warst, und ich werde schlechte Gedichte verfassen, um deine Schönheit zu preisen, und wir werden reden und staunen und lachen und die ganze Welt ins Lot bringen. Wir werden diesen Sommer zusammen verbringen, und den nächsten, und den nächsten … Eintausend goldene Tage, nur du und ich.« Er drückte mich an sich, und das Rauschen des Meeres schien mich zu hypnotisieren. Ich fror nicht mehr.
    Eine Möwe schrie schrill am weißen Winterhimmel. »Komm mit. Gehen wir zusammen zur Landzunge«,
sagte Sebastian. »Ich möchte dir etwas sagen. Etwas Wichtiges.« Er zog mich sanft an der Hand, damit ich ihm folgte, aber als ich gerade neben ihm hergehen wollte, war er weg. Ich war allein.
    War es ein Traum gewesen, eine Fantasie, oder eine Vision? Ich wusste es nicht. Ich kannte nur den Schmerz, wenn der Traum endete und ich mich der Wahrheit stellen musste. Sebastian war nicht da. Oh, er kam in so kleinen Augenblicken wie diesen, aber das genügte nicht. Bevor ich mich zurückhalten konnte, rief ich weinend: »Komm zurück! Wo bist du … wo bist du?« Aber es kam keine Antwort.
    Ich war allein, und der Wind war so eisig wie Tränen, die auf Schnee fielen. Sebastian war weit weg, und ich wusste nicht, ob ich ihn jemals wiedersehen würde.

Zwei

    D ad und ich hatten beschlossen, bis London zusammen zu reisen und uns dort, auf dem Bahnsteig von King’s Cross, voneinander zu verabschieden.
    »Hier, das ist für dich und deine Freunde«, sagte Dad und reichte mir eine teure Pralinenschachtel. Ich würde allein in nördlicher Richtung nach Wyldcliffe reisen, während Dad zu seinem Posten in der Armee zurückkehrte. Er war immer noch jung und durchtrainiert – na ja, jetzt vielleicht nicht mehr ganz so jung, aber ganz sicher noch attraktiv –, und während wir gemeinsam in einer Art Schwebezustand warteten, fragte ich mich, wieso er eigentlich nie wieder geheiratet hatte. Dann blitzte die Erkenntnis in meinem Kopf auf: deinetwegen, Evie, deinetwegen . Ich verspürte einen kurzen, schmerzhaften Stich in meinem Herzen, als ich an all das dachte, was er für mich getan hatte, und ich drückte ihn fest zum Abschied.
    »Ich wünsche dir eine schöne Zeit.« Er lächelte. »Und schreibe mir.«
    »Natürlich. Jede Woche.«
    »Evie …« Dad zögerte. »Versprich mir, dass du auf dich aufpassen wirst. Ich mache mir Sorgen um dich. Du wirst so schnell groß.«

    »Mir geht es gut, Dad. Wirklich.« Ich stieg in den Zug, und kurz darauf fuhr er auch schon los. Ich lehnte mich aus dem Fenster und winkte, während der Bahnsteig zurückblieb und Dad immer kleiner wurde; er wirkte irgendwie unbedeutend und grau so in der Ferne. »Mir geht es gut«, flüsterte ich und ließ mich auf einen Platz fallen, stopfte dann die Pralinen in meine Tasche. Zumindest hatte ich diesmal Klassenkameradinnen, mit denen ich sie teilen konnte: Von den vielen versnobten, unfreundlichen Schülerinnen von Wyldcliffe waren immerhin zwei meine Freundinnen. Als ich im September dorthin gefahren war, war ich in ein völlig unbekanntes Leben aufgebrochen. Aber jetzt wusste ich, dass Sarah und Helen mich erwarten würden, wenn ich in der Schule auftauchte.
    Ich sehnte mich danach, die beiden wiederzusehen. Sie waren mehr als nur Freundinnen für mich; sie waren meine Familie – meine Schwestern. Wir drei waren durch geheimnisvolle Bande miteinander verbunden, die mich immer noch verblüfften. Wir waren in eine Welt der Schönheit und der Gefahren hineingezogen worden, und jede von uns war auf machtvolle Weise mit den Elementen verknüpft. Wasser für Evie, Erde für Sarah, Luft für Helen … Es gab nichts, das wir nicht tun konnten, sagte ich mir, wenn wir einander und unserer geheimen Schwester, Lady Agnes Templeton, treu blieben. Sie war meine entfernte Ahnin, das vierte Mitglied unseres Kreises und Dienerin des heiligen Feuers. Während der Zug zunehmend schneller durch die trostlosen Vororte ratterte, wirbelte all das, was im letzten Term geschehen war, wie ein endloses Mantra durch meinen Kopf: Agnes, Sebastian
... Feuer, Wasser, Erde, Luft ... Agnes ... Sebastian ... Sebastian ...
    Sebastian. Meine erste, meine einzige Liebe.
    Ich komme zurück , versuchte ich ihm zu sagen. Ich komme nach Wyldcliffe zurück. Und es war, als könnte ich ein Echo in meinem Kopf hören: Komm zurück, komm zurück, komm zurück ...
    Ich berührte den silbernen
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