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Gillian Shields - Der Zauber der Steine

Gillian Shields - Der Zauber der Steine

Titel: Gillian Shields - Der Zauber der Steine
Autoren: Band 3
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»ich will keine Rache. Geht in eure Höhle zurück. Tut, was eure Königin befiehlt.«
    Kundar tippte sich auf die Brust und die Stirn und verbeugte sich vor mir. Die anderen taten es ihm nach. »Leb wohl, große Königin. Dein Volk wird immer da sein, wenn du es rufst.« Dann verschwanden sie lautlos wie Schatten in einem Traum. Ich sah ihnen nach, dann kniete ich mich neben Miss Scratton.
    »Wir müssen Sie in die Schule bringen und einen Arzt holen.«
    »Es gibt keinen Arzt, der mich heilen kann«, erwiderte sie, »meine Zeit ist gekommen.« Dann lächelte sie schwach. »Gut gemacht, Sarah. Dass Maria damals den Kinsfolk begegnet ist, hatte einen tieferen Sinn. Ich wusste, dass sich irgendwann alles zusammenfügen würde.« Sie stöhnte vor Schmerz und flüsterte: »Ich bin so stolz auf euch alle, und es tut mir leid, dass ich gehen muss … Es gibt noch so vieles, was ich euch sagen will.«
    »Aber ich dachte, Sie sind nicht wie wir«, protestierte ich, »ich dachte, Sie hätten das ewige Leben.«
    »Meine Seele … ist unsterblich«, hauchte sie. Ihre Augen verdunkelten sich, und sie musste sich zwingen weiterzusprechen. »Aber mein Körper, in dem ich auf der Erde lebe, kann verletzt und sogar getötet werden. Er hat mir gute Dienste geleistet, all die langen Jahre, die ich durch das Tal von Wyldcliffe gewandelt bin, von einer Generation zur nächsten. Ich trug viele Namen und war an vielen Orten, aber ich gehöre nach Wyldcliffe. Doch jetzt ist es vorbei. Alle Dinge gehen irgendwann zu Ende, selbst der Tod.« Noch einmal zog sie unter grauenvollen Schmerzen die Luft tief in sich hinein, und ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.
    »Ich werde dieser Frau niemals verzeihen, niemals!«, sagte ich.
    »Es war nicht Rowena Dalrymples Messer, das mich umbrachte. Verurteile sie nicht. Vergiss nie: Vergebung ist stärker als Hass. Ich wusste, dass meine Zeit gekommen war. Ich wusste nur nicht, wie es enden würde. Wenn ich verschwunden bin, wird es so sein, als wäre der Autounfall wirklich geschehen. Nur ihr werdet die Wahrheit kennen.« Sie hustete und kämpfte sich mühsam hoch. Cal und ich betteten ihren Kopf in unseren Armen. Evie presste sich eng an Josh, und Helen stand etwas abseits, sehr blass und sehr still.
    Miss Scratton schaute sie an. »Helen, ich muss dir sagen …«
    »Warum haben Sie gegen mich gearbeitet?«, fragte Helen unvermittelt. »Das waren doch Sie, die mich die ganze Zeit zurückgehalten hat, oder?«
    »Ich musste.« Miss Scratton seufzte. »Deine Zeit war noch nicht gekommen. Ich musste das tun, um dich vor deiner Mutter zu schützen. Sie rief nach dir, und andere Mächte auch. Wir haben um dich gekämpft … Ich musste erst sicher sein, dass Celia Hartle dich durch die geheimen Wege der Luft nicht finden konnte. Sie suchte nach dir, und wenn sie dich gefunden hätte, hätte sie dich entführt und vernichtet. Sie war einmal wie du, sie kennt diese Wege gut. Aber sie lehnte sie ab … die Geheimnisse … die Geheimnisse der reinen Luft … des Lichts …« Miss Scrattons Stimme wurde immer leiser, und wir lauschten angestrengt, um ihre Worte zu verstehen. »Sie fürchtet sich vor niemandem, nur vor dir, Helen. Aber irgendwo in ihrem traurigen Herzen liebt sie dich immer noch, was ihre Furcht, ihren Hass und ihre Wut nur noch steigert.«
    »Das stimmt nicht. Sie hat mich nie geliebt. Ihre Liebe wurde vergiftet, und jetzt nährt sie nur noch ihren Hass. Die Priesterin hat versucht, Sie zu zerstören, Miss Scratton, – Sie und alle in Wyldcliffe, um auch das letzte bisschen Liebe aus ihrer Seele zu verbannen.«
    »Helen, es tut mir so leid, ich hätte mehr für dich tun sollen.« Miss Scratton winkte sie zu sich, ihre Stimme wurde immer schwächer. »Ich dachte … ich dachte, ich hätte noch mehr Zeit. Ich konnte dir nicht die ganze Wahrheit über die Brosche sagen. Ich habe sie nicht im Büro der Obersten Mistress gefunden, sondern hatte sie die ganze Zeit bei mir, all die Jahre. Ich war damals im Kinderheim, ich war deine Krankenschwester und nahm die Brosche an mich, das Siegel deiner Mutter. Ich habe sie für dich aufbewahrt. Später habe ich veranlasst, dass du nach Wyldcliffe kommst und habe über dich gewacht. Ich habe auch deinen Vater gefunden. Aber dass du unglücklich warst, wusste ich die ganze Zeit. Ich hätte mir so sehr … gewünscht, dass du meine Tochter wärst.« Wieder hustete sie und rang nach Luft. Tränen rannen über Helens Gesicht. Ich ging zur Seite, und sie
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