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Gillian Shields - Der Zauber der Steine

Gillian Shields - Der Zauber der Steine

Titel: Gillian Shields - Der Zauber der Steine
Autoren: Band 3
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Hartle und schoss einen letzten Strahl giftigen Feuers gegen ihre Tochter. Geschickt fing Helen das Feuer mit der Hand auf und rief: »Ich befreie diese Energie! Lass es nach meinem Willen geschehen!« Die Flammen verwandelten sich in einen weißen Vogel, der gen Himmel flog und schon bald verschwunden war.
    »Wie kannst du es wagen …«
    »Ich tue es einfach«, erwiderte Helen ruhig, »du kannst mir nichts mehr anhaben. Meine Kräfte sind zurück. Luft und Wind und Geist in mir sind lebendig. Der Atem des Lebens. Dagegen kannst du nicht ankämpfen!«
    Mrs Hartle schrie gellend auf, als Helen ihre Hand hob und eine Sturmbö erschuf, die ihre Mutter noch tiefer ins kalte Herz des Megaliths presste.
    »Nein!«, keuchte sie. »Ich verbiete das … ich bin die Priesterin.«
    »Und ich bin eine Königin«, verkündete ich. Die Luft war wieder von dröhnenden Trommeln erfüllt, Klänge des Triumphs, die mich willkommen hießen. »Ich bin eine Königin, und ich verbanne dich ins Königreich der Erde.« Der klaffende Riss des Steins schloss sich wieder, und Mrs Hartles Schreie verstummten, als hätte es sie nie gegeben.

Dreißig
    E s war vorüber.
    Als der Tag blass und silbrig anbrach, hatten die Schwestern der Dunkelheit den Kampf aufgegeben. Sie zogen ihre Kapuzen über die Augen, um ihre Gesichter vor uns zu verbergen, gut bewacht von den Kinsfolk mit ihren Speeren. Sie zitterten vor Angst. Da sprach Miss Scratton zu ihnen:
    »Seht ihr jetzt, dass euer Kampf hoffnungslos ist? Celia Hartle ist sterblich, sie weicht dem Tod nur aus. Und jeder Sterbliche muss am Ende der Wahrheit ins Auge sehen, egal, ob er danach sucht oder sie meidet. Bindet eure Hoffnung auf ewiges Leben oder große Kraft und Weisheit nicht an eine solch erbärmliche Kreatur.«
    »Sie ist immer noch unsere Priesterin und unsere Herrin!«, zischte eine von ihnen. Ich erkannte Miss Dalrymples fleckiges Gesicht unter der Kapuze. »Sprich nicht so abfällig von ihr! Sie wird wiederkehren. Nichts kann sie auf Dauer gefangen halten, nicht einmal der Tod.«
    Miss Scratton seufzte. »Du hast Recht. Eines Tages wird sie zurückkehren, nur der Allmächtige Schöpfer kann sie für immer von dieser Erde entfernen. Aber bis dahin haben wir Ruhe vor ihr.«
    »Wir werden auf sie warten.«
    »Und dann? Wenn sie wiederkehrt, dann werdet ihr wieder kämpfen und wieder verlieren, und mit jedem Kampf wird eure Seele düsterer und verbitterter, und der Weg zurück zum Licht wird immer schwerer. Tut euch das nicht an. Kehrt in euer eigenes Leben zurück und genießt es.«
    Aber die Frauen pressten sich eng zusammen und stimmten herausfordernd einen monotonen Singsang an: »Wir sind die Priesterinnen. Wir sind die Priesterinnen. Lang lebe die Priesterin.«
    Miss Scratton neigte den Kopf und seufzte wieder. »Ich habe es versucht, aber ihr habt euren Weg gewählt. Mehr können wir nicht tun. Wir können euch nicht zwingen, so zu sehen, wie wir sehen. Wir werden euch nicht bestrafen oder gar töten. Das ist nicht unser Weg. Ihr bestraft euch selbst mit eurer Entscheidung.« Sie nickte Kundar zu. »Lasst sie gehen.«
    Die Kinsfolkkrieger traten zur Seite, und die Frauen verließen den Hügel. Miss Scratton ließ sie ziehen, als plötzlich ein greller Blitz aus der fahlen Morgensonne zuckte. Ein Schrei folgte, und ich sah, wie Miss Dalrymple sich auf Miss Scratton stürzte und ihr ein Messer in die Seite rammte.
    Evie schrie entsetzt auf, und wir rannten auf Miss Scratton zu, die mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammenbrach. Miss Dalrymple flüchtete Hals über Kopf den Hügel hinunter, die anderen rannten in wilder Panik hinterher. Wutentbrannt wollten Kundar und seine Männer sich an die Verfolgung machen, doch Miss Scratton hielt sie mit einer Handbewegung zurück.
    »Lasst sie gehen … lasst sie gehen.« Ihr Gesicht war kalkweiß, und jedes Wort schien sie große Anstrengung zu kosten.
    »Kundar«, befahl ich, »komm zurück!« Widerwillig hielten er und seine Männer inne, schwangen ihre Speere und johlten triumphierend, als die Flüchtenden aus ihrem Sichtfeld verschwunden waren. »Der Tag bricht an«, mahnte ich, »ihr müsst in die Höhle zurückkehren, um zu schlafen. Ihr solltet nicht gesehen werden, jedenfalls jetzt noch nicht.«
    »Ist die Geistfrau tot?«, fragte Kundar.
    »Nein, tot ist sie nicht, aber sie ist jetzt eine Gefangene.«
    »Deine Freundin ist verletzt. Ihr Lebenssaft versickert in der Erde. Wir werden sie rächen.«
    »Nein«, keuchte Miss Scratton,
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