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Gillian Shields - Der Zauber der Steine

Gillian Shields - Der Zauber der Steine

Titel: Gillian Shields - Der Zauber der Steine
Autoren: Band 3
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in der Hand hielt, war aus Bronze. Das Geschenk des Baumes des Lebens. Ich hatte mein Versprechen gehalten.
    »Hier ist euer Zeichen«, verkündete ich mit zitternder Stimme, »ein weiteres Blatt für eure Krone.«
    »Sie bringt das Geschenk! Sie ist die wahre Königin!« Kundar nahm das bronzene Blatt und flocht es in die Krone auf meinem Kopf. Dann kamen die Kinsfolk auf mich zu, berührten mein Gewand und die Krone, meine Füße und Hände. Plötzlich war ihre eben noch gebeugte Körperhaltung kerzengerade, die Ketten und Fesseln fielen von ihnen ab. Aus unförmigen, gekrümmten und schrumpligen Kreaturen waren die Menschen geworden, die ich durch Kundars Augen gesehen hatte. Menschen, die vor hunderten oder tausenden von Jahren in Wyldcliffe gelebt hatten, bevor sie ermordet und verflucht worden waren. Sie hatten dunkle Augen und rote Haare, die mit Eichenblättern und Kornähren bekränzt waren. »Du bringst Leben. Du hast die Kinsfolk befreit. Die Königin ist endlich gekommen!«
    Kundar sah mich mit wachen Augen an, in denen ein Feuer glomm. »Jetzt werden wir gut schlafen. Jetzt, wo die Erde vergeht und die Zeit endet und alle vom Tod zurückgekehrt sind. Unsere Frauen werden uns erkennen. Nenne uns deine Wünsche. Die Kinsfolk werden deine untertänigen Diener sein.«
    Ich hatte nur einen einzigen Wunsch. »Ich will meine Freunde sehen und sie in die Arme schließen.«
    Kundar verneigte sich: »Du bist die Königin der Erde, aber du lebst auch in der Himmelswelt. Wir werden dich zu ihnen bringen und dann einschlafen, bis du uns rufst.«
    »Wann immer ihr mich braucht, werde ich zurückkehren«, sagte ich.
    »Ist das ein Versprechen?«
    »Ja. Ich verspreche es.«
    Kundar gab ein seltsames Geräusch von sich, als ob er lachen würde. »Komm«, sagte er, »wir werden zum Steinkreis gehen.« Als er sich umwandte, um mir den Weg zu zeigen, konnte ich nur hoffen, dass meine Freunde dort auf mich warten würden.
    Ich schob ein Gewirr aus Brombeerranken und Farnwedeln beiseite und trat aus der gut getarnten Höhlenöffnung wieder in die frische Nachtluft. Wir hatten das Ende des unterirdischen Geheimtunnels erreicht, der von der Höhle bis zum Fuß des Blackdown Ridge führte. Der Wind war kühl, der Himmel tiefschwarz und über und über mit Sternen bedeckt. War das wirklich noch die Nacht, in der wir in die Höhlen unter dem White Tor gegangen waren? Es kam mir vor, als hätte ich ein ganzes Leben mit den Kinsfolk verbracht. Kundar trat neben mich, während sich die anderen im Hintergrund hielten.
    »Wir sind jetzt in der Himmelswelt.« Er blickte zum Firmament. »Die Sterne haben sich verändert. Alles verändert sich.«
    »Ich werde die Gleiche bleiben«, sagte ich, »bitte bleib hier, Kundar. Ich laufe zum Ridge hoch, vielleicht brauche ich deine Hilfe.«
    So schnell es mein langes Gewand erlaubte, stieg ich den schmalen Pfad hinauf. Die Nachtluft wehte leise Stimmenfetzen zu mir herüber, und schon bald sah ich sie: Cal, Josh, Helen und Evie saßen im Steinkreis auf dem Boden und sprachen leise miteinander. Plötzlich fühlte ich mich unsicher und wusste nicht recht, wie ich mich verhalten sollte, dann nahm ich die Krone von meinem Kopf. Helen erkannte mich und sprang auf. »Ich wusste, du würdest zurückkommen.« Sie lachte und küsste mich. »Ich wusste, du würdest es schaffen.«
    »Gott sei Dank!« Evie rannte mir entgegen und nahm mich in die Arme. »Oh Sarah, es tut mir alles so leid. Wenn ich nicht so dumm gewesen wäre, auf Mrs Hartles Lügen und Täuschungen hereinzufallen, wäre das alles nicht passiert. Ich hätte wissen müssen, dass Sebastian nicht am Gatter auf mich warten würde. Ich wollte einfach glauben, dass noch einmal ein Wunder geschehen war.«
    »Wunder geschehen«, entgegnete ich, »nur nicht dann, wenn wir es erwarten. Es war Sebastian, oder besser seine Erscheinung, die uns zu dir geführt hat. Aber es war Josh, der dich ins Leben zurückgeholt hat.«
    »Ich weiß.« Evie streifte Josh mit einem verwunderten Blick und sagte dann zu mir: »Als ich in diesem steinernen Sarg schlief, hatte ich das Gefühl, als würde ich in Träumen ertrinken. Ich glaubte, Sebastian zu sehen, so deutlich, als würde er noch leben. Aber er war anders, so freundlich. Er erzählte mir, dass es ihm dieses eine Mal erlaubt worden war, mir zu helfen, weil ich in Lebensgefahr schwebte. Und dass meine Schwestern nach mir suchten und noch jemand … jemand, der mich liebte, so wie ich es verdiente, geliebt zu
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