Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gildenhaus Thendara

Gildenhaus Thendara

Titel: Gildenhaus Thendara
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
die endgültige Entscheidung treffen, welche Frauen sich als Lehrlinge für die Medizinische Abteilung qualifizieren, aufgeschlossene Frauen, flexibel gegenüber sich ändernden Bräuchen…”
Magda fragte geduldig: „Glaubst du wirklich, daß die meisten von ihnen unwissende Wilde sind, Cholayna? Darf ich dich daran erinnern, daß Darkover, wenn auch eine geschlossene Welt der B-Klasse, eine sehr komplexe und entwickelte Kultur besitzt…”
„Auf einem Niveau, das noch keine Raumfahrt und keine Industrie kennt”, stellte Cholayna trocken fest. „Ich zweifele nicht daran, daß sie große Dichter und eine beachtliche musikalische Tradition oder sonst etwas haben, was euch Kommunikationsleute dazu veranlaßt, von einer hochentwickelten Kultur zu sprechen. Die Malga
mins von Beta Hydri haben ebenfalls eine hochentwickelte Kultur, aber sie schließt rituellen Kannibalismus und Menschenopfer ein. Wenn wir diesen Leuten unsere eigene fortschrittliche Technologie geben wollen, müssen wir eine gewisse Vorstellung davon haben, was sie damit anfangen werden. Ich nehme an, du bist mit den Theorien von Malthus vertraut und weißt, was mit einer Kultur passiert, wenn man - zum Beispiel - anfängt, das Leben von Kindern zu retten oder wenn die Bevölkerung aus religiösen oder anderen Gründen nicht auf gleicher Höhe gehalten werden kann? Denke an die Kaninchen in Australien - oder bringt man in der Anthropologie dieses klassische Beispiel nicht mehr?”
Magda hatte nur noch eine ganz undeutliche Erinnerung an das klassische Beispiel, wußte aber, um was es bei der Theorie ging. Schränkte man die Verluste durch Raubtiere ein oder erhöhte man die Überlebensrate von Neugeborenen, stieg die Bevölkerung in einer Exponentialkurve, und die Folge war Chaos. Die Terraner waren oft kritisiert worden, daß sie Eingeborenen aus genau diesem Grund medizinisches Wissen vorenthielten. Magda kannte die Richtlinien und die dahinterstehende harte Notwendigkeit.
„Wenn du erst einmal Zeit gehabt hast, das alles zu überdenken, wirst du erkennen, warum du mit uns zusammenarbeiten mußt, auch um der Sache deiner Schwestern in deinem… ” - sie zögerte und suchte nach dem Wort „… Gildenhaus zu dienen” Cholayna stand auf. Sie erklärte knapp: „Viel Glück, Magda. Solange du detachiert bist, wirst du zwei Gehaltserhöhungen bekommen, weißt du” Die Geste ordnete Magda wieder in den Dienst ein. Ihr schoß die Frage durch den Kopf, ob sie salutieren solle.
Und mir ist nicht gelungen, durchzusetzen, weswegen ich gekommen bin. Ich habe nicht gekündigt. Ich habe es so verzweifelt nötig, das eine oder das andere zu sein, nicht auf diese Weise zwischen zwei Welten hin- und her gerissen zu werden. Mein wirkliches Ich, mein wahres Ich ist darkovanisch. Trotzdem bin ich zu sehr Terranerin, um eine echte Darkovanerin zu sein…
Sie hatte nie wirklich irgendwohin gehört. Vielleicht würde sie im Gildenhaus herausfinden, wo ihr Platz war - aber nur, wenn die Terraner sie in Ruhe ließen.
Sie verließ das Büro des Nachrichtendienstes und überlegte kurz, ob sie ihr altes Quartier aufsuchen und ein paar Besitztümer, an
denen ihr Herz hing, holen sollte. Nein. Im Gildenhaus nutzten sie ihr nichts und würden sie nur als Terranerin kennzeichnen. Noch einmal zögerte sie. Sie dachte an Peter und Jaelle, die heute vormittag eine Ehe als Freipartner schließen würden - die einzige Ehe, die für eine Entsagende legal war. Jaelle hätte sie bei der Trauung bestimmt gern dabei, und Peter auch, als Zeichen dafür, daß sie ihm nicht grollte, weil er jetzt Jaelle liebte und begehrte.
Ich will Peter nicht mehr. Ich bin nicht eifersüchtig auf Jaelle. Wie sie Cholayna Ares erzählt hatte, war die Ehe zerbrochen, noch bevor sie Jaelle kennengelernt hatte. Und doch hatte sie irgendwie das Gefühl, das Glück der Jungvermählten nicht mit ansehen zu können.
So eilte sie zum Tor und ging hindurch. Draußen nahm sie ihre Identitätsplakette für das terranische HQ ab und warf sie im Vorübergehen in einen Mülleimer.
Jetzt hatte sie die Brücken hinter sich verbrannt; ohne besondere Vorkehrungen konnte sie das HQ nicht wieder betreten, denn sie war keine Angestellte mehr. Auf diesem geschlossenen Planeten gab es keinen freien Verkehr zwischen terranischem und darkovanischem Territorium. Was sie getan hatte, band sie unwiderruflich an das Gildenhaus und an Darkover. Schnell schritt sie durch die Straßen, bis sie das feste Gebäude sah, fensterlos und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher