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Gilbert, Elizabeth

Gilbert, Elizabeth

Titel: Gilbert, Elizabeth
Autoren: Love Pray Eat
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und
manchmal gewogen.
    In der Zwischenzeit stellt sich auch heraus, dass ich die
Grundstückspreise auf Bali völlig unterschätzt habe. Weil hier alles so billig
ist, möchte man meinen, dass auch Land preisgünstig zu haben ist, doch das ist
eine irrige Annahme. Auf Bali - und insbesondere in Übud - Land zu erwerben
kann einen fast ebenso teuer zu stehen kommen wie Grundstückskäufe in Westchester
County, in Tokio oder am Rodeo Drive. Man zahlt etwa fünfundzwanzigtausend
Dollar für einen aro Land (ein aro bezeichnet
eine Fläche, die minimal größer als der Parkplatz für einen Geländewagen ist),
und dann kann man darauf einen kleinen Laden bauen, in dem man für den Rest
seines Lebens täglich einem Touristen einen Batiksarong verkauft, an dem man
etwa fünfundsiebzig Cent verdient. Die Investition macht sich also nie bezahlt.
    Aber die Balinesen werten Landbesitz in einem Maße, das
weit über die wirtschaftliche Vernunft hinausgeht. Sie schätzen Grund und
Boden wie die Massai ihr Vieh oder meine fünfjährige Nichte Lipgloss - sprich,
man kann nicht genug davon kriegen. Darüber hinaus ist es - wie ich im Laufe
des Monats August während meiner Reise durch die Verzweigungen des
indonesischen Immobilienhandels feststelle - fast unmöglich herauszufinden,
wann wo welches Land zum Verkauf steht. Balinesen, die ihr Land verkaufen,
wollen in der Regel nicht, dass andere Leute davon erfahren. Eigentlich sollte
man meinen, es sei vorteilhaft, diese Absicht zu annoncieren, die Balinesen
aber sehen das nicht so. Verkauft ein balinesischer Bauer sein Land, so heißt
das, dass er dringend Geld benötigt, und das ist erniedrigend. Außerdem gehen
Nachbarn und Verwandte, sobald sie vom Landverkauf erfahren, davon aus, dass
der betreffende Mensch Geld hat, und hauen ihn darum an. Daher bekommt man von
zum Verkauf stehendem Land nur gerüchteweise zu hören. Und all diese
Grundstückshändel geschehen heimlich.
    Die Westler, die hier leben - und gehört haben, dass ich
für Wayan ein Grundstück kaufen will -, beginnen sich um mich zu scharen, mich
mit Lehrbeispielen zu versorgen, die auf ihren eigenen albtraumhaften
Erfahrungen beruhen. Sie warnen mich vor den Unwägbarkeiten hiesiger
Immobiliengeschäfte. Das Land, das man »kaufe«, »gehöre« vielleicht gar nicht
der Person, die es »verkaufe«. Der Bursche, der einem das Grundstück gezeigt
habe, müsse nicht mal der Eigentümer sein, sondern sei vielleicht nur der
verstimmte Neffe desselben, der seinem Onkel wegen irgendeines alten Familienstreits
eins auswischen wolle. Erwarten Sie nie, dass die Grenzen Ihres Grundstücks
klar und eindeutig abgesteckt sind. Das Land, das Sie für Ihr Traumhaus
erworben haben, wird später möglicherweise als »zu nah bei einem Tempel gelegen«
klassifiziert, so dass Sie keine Baugenehmigung erwirken können (und auf
dieser kleinen Insel mit geschätzten zwanzigtausend Tempeln ist es schwierig,
Land zu finden, das nicht zu nah bei einem Tempel liegt). Und die öffentliche
Straße, die zu Ihrem Grundstück führt, ist vielleicht - wie sich im Nachhinein
herausstellt - gar nicht öffentlich, sondern das Privateigentum irgendeines
liebenswürdig lächelnden zahnlosen balinesischen Reisbauern von nebenan, der -
nachdem er den Tag der Fertigstellung Ihres Traumhauses abgewartet hat - nun
erklärt, dass Sie ihm für das Recht, seine Straße zu benutzen, zehntausend
Dollar im Jahr schulden. Und die Behörden werden ihn dabei unterstützen. Zahlen
Sie aber nicht, wird man Ihnen die Wasser- und Stromversorgung kappen.
    Außerdem sollten Sie berücksichtigen, dass Ihr Haus mit
hoher Wahrscheinlichkeit an den Hängen eines Vulkans steht und möglicherweise
auch auf einer geologischen Verwerfungslinie. So idyllisch Bali auch sein mag,
die Klugen behalten im Auge, dass Indonesien, die größte islamische Nation der
Welt, instabil und korrupt vom höchsten Justizbeamten bis hinunter zum
Burschen an der Zapfsäule ist (der nur so tut, als würde er Ihren Wagen voll
tanken). Irgendein Umsturz ist hier jederzeit möglich, und alle Vermögenswerte,
die man besitzt, könnten dann von den neuen Machthabern beansprucht werden. Und
höchstwahrscheinlich mit vorgehaltener Waffe.
    Um derart vertrackte Dinge auszuhandeln, fehlt mir jegliche
Begabung. Ich hab ein Scheidungsverfahren im Staate New York hinter mir,
gewiss; der hiesige Immobilienhandel ist zwar auch kafkaesk, hat aber dennoch
ein ganz anderes Kaliber. Mittlerweile liegen die achtzehntausend
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