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Giftkuss

Giftkuss

Titel: Giftkuss
Autoren: Zara Kavka
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nichts, das auf Zweifel oder Ähnliches hinwies. Wenn Cleo das jetzt schluckte, wäre sie einen wichtigen Schritt weiter… aber noch lange nicht am Ziel. Ihre Gedanken wanderten zu ihrem Vater. Dieses verflixte Alibi.
    Das Licht ging aus. Cleo versuchte es zunächst mit Winken, doch vergeblich. Also stand sie wieder kurz auf. Dann las sie weiter.
    Ich hab ihm dann die Kiste gezeigt und da ist er wütend geworden.
    Vielleicht sollte er doch besser sterben. Selbstmord. Warum nicht? Dann noch ein Bekennerschreiben zum Mord an Anja, fertig.
    »Katharina? Hörst du überhaupt zu?«
    »Was? Ja, natürlich.«
    »Dieses Tagebuch hat Anja nicht geschrieben.«
    »Wieso nicht?«
    »Das kann nicht sein. Sie schreibt hier, dass sie bei der Musicalprobe war. Da war sie aber nicht. Am letzten Donnerstag – und das Datum ist vom letzten Donnerstag – haben nur die beiden Hauptdarsteller geprobt: Jakob und ich.«
    Katharina wurde schwarz vor Augen. Ihr Kopf fühlte sich mit einem Schlag leer an. Anjas Sturz lief vor ihrem inneren Auge ab wie ein Film, das dumpfe Geräusch dröhnte in ihren Ohren. Nicht schon wieder, bitte, sei still!
    »Und die Schrift stimmt auch nicht. Hier, das S.«
    Sie zeigte auf das Wort Stiefvater und ja, das S war ihr nicht gut gelungen.
    »Und das M – hier! Ich kenne ihre Schrift, seit sie ihren ersten Buchstaben geschrieben hat.«
    Das Licht ging aus und sofort sprang Cleo auf. Sie war so aufgebracht, dass sie sich nicht wieder setzte, sondern mit dem aufgeschlagenen Tagebuch vor den Augen unruhig auf und ab ging.
    »Die Geschichte wird immer verrückter! Wer macht denn so was und vor allem: warum?« Sie redete sich in Rage, wurde immer lauter.
    »Sei still, sie hören dich. Wir müssen doch erst nachdenken.«
    Cleo sprach etwas leiser: »Hinzu kommt noch, dass sie mir meinen Probenplan um die Ohren gehauen hätte, wenn ihr Stiefvater sie wirklich derart bedroht hätte. Mit so einer Geschichte wäre sie nicht allein geblieben. Niemals. Anja nicht. Das ist ja die Höhe!«
    Keiner kannte Anja so gut wie Cleo. Wie hatte sie das vergessen können? Die Gewissheit und Klarheit, die Cleo in diesem Moment ausstrahlte, überwältigte Katharina. Es war wie bei Laura und ihr. Eine Sekunde hatte gereicht, um alles in ihrem Blick zu lesen. Wie absurd zu meinen, Cleo in diesem Punkt täuschen zu können. Sie hatte von Anfang an keine Chance gehabt.
    Katharina wollte gerade ihr Giftfläschchen nehmen, als ihr Handy klingelte.
    Wer ist das denn? Ausgerechnet jetzt.
    Sie kramte ihr Handy aus den Tiefen ihrer Tasche, die sie auf dem Kies vor der Einfahrt abgestellt hatte.
    »Hallo?«
    »Ja, hallo, hier ist Kommissar Wolff. Mit wem spreche ich?«
    Erschrocken ging sie ein paar Schritte Richtung Tor, damit Cleo nicht mithören konnte. Er ist im Heim. Instinktiv tat sie wieder besorgt: »Hallo, Mama. Ja, natürlich komme ich nach Hause.«
    »Entschuldigen Sie. Haben Sie mich nicht verstanden? Hier ist Kommissar Wolff.«
    »Trink was. Ich habe dir Wasser auf den Nachttisch gestellt.«
    »Sabrina, ich bin bei Ihrer Mutter im Heim, es geht ihr gut«, sagte er in einer wesentlich forscheren Stimme als zuvor. »Ihre Nummer lag in der Nachttischschublade. Sagen Sie mir bitte, wo Sie sind.«
    Aus dem Augenwinkel sah Katharina, dass ihre Tasche weit geöffnet im Flutlicht der Garagenbeleuchtung stand und Cleo einen Blick hineinwarf. Panikartig sagte sie noch: »Ich komme gleich«, legte auf, schnappte die Tasche und klemmte sie sich unter die Achsel.
    Wolff wird mich gleich geortet haben. Jetzt muss ich handeln, sonst ist das das Ende.
    »Da liegt noch so ein Buch drin«, sagte Cleo und schaute sie ob dieser hastigen Aktion äußerst verwirrt an.
    »Ja«, sagte Katharina. Sie nutzte Cleos Schrecksekunde, packte sie von hinten und hielt ihr den Mund zu. Sie war viel stärker als die schlanke Cleo und so schaffte sie es, Cleo den Weg hinunter zum Haupttor zu zerren.

29. Kapitel
    K atharina war’s!
    Gerade als sie das gedacht hatte und Fassungslosigkeit sie erstarren ließ, hatte Katharina sie schon von hinten gepackt, ihr den Mund zugehalten und mit der anderen Hand ihren Oberkörper umschlungen. Die Fassungslosigkeit verwandelte sich schlagartig in Panik. Cleo trat, schlug und brüllte mit aller Kraft in Katharinas klebrige Hand. Doch sie war einfach nicht stark genug. Katharinas Griff schnürte ihr außerdem die Luft ab, sie konnte kaum atmen. Innerhalb von Sekunden waren sie schon unten am Tor und jetzt zerrte Katharina sie in
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