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Giftkuss

Giftkuss

Titel: Giftkuss
Autoren: Zara Kavka
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gesehen und jetzt hatte sie einen fetten Katzer am Oberarm. Egal, weiter. Ein leichtes Rauschen lag in der Luft und kleine Äste knackten unter ihren Füßen.
    Ich muss morgen sofort den Kommissar anrufen. Wegen dieser ganzen Stiefvater-Geschichte hab ich völlig vergessen zu fragen, was bei der Obduktion rausgekommen ist.
    Da! Hatte sie da nicht das Gartentor gehört? Sie blieb stehen und hielt die Luft an. Stille. Nur das Säuseln der Blätter im Wind und hier und da ein Rascheln. Das war normal, in einem Wald lebten Tiere, das wusste sie. Wahrscheinlich hatte sie sich getäuscht.
    Sie ärgerte sich, dass sie nicht schon früher auf die Idee gekommen war, auf dem Hochsitz zu suchen. Das letzte Stück Weg zur Lichtung rannte sie. Kurz blieb sie unter dem Hochsitz stehen, um zu horchen, ob ihr jemand gefolgt war. Nichts. Gut. Sie kletterte nach oben. Das Holz knarzte und ächzte.
    Auf der Aussichtsplattform sah es unverändert aus. Sie hob die Decke und schüttelte sie aus, dasselbe wiederholte sie mit den Kissen. Auch unter dem Tisch oder in den Ecken lag kein Tagebuch. Sie kniete sich hin, um unter der Bank nachzuschauen, und knallte mit dem rechten Knie gegen die lose Planke.
    »Aua!«, rief sie laut auf und erschrak vor ihrer eigenen Stimme.
    »Scheiß-Ding«, fluchte sie leise, setzte sich auf den Boden und rieb sich das Knie. Als sie versuchte, die Planke zu befestigen, um sich nicht noch schlimmer zu verletzen, registrierte sie, dass diese, zusammen mit anderen, als Abdeckung diente. Der Platz unterhalb der Sitzfläche war mit Holzbrettern zugenagelt. Jetzt, da das Brett lose war, konnte man den Platz super als Stauraum nutzen, zum Beispiel für ein…
    Sie kniete sich ungeachtet der Schmerzen sofort wieder hin, nahm die Planke ganz raus und steckte ihre Hand in die schmale Ritze. Was war das? Hektisch klopfte sie auf einen knisternden Gegenstand. Da war doch was! Es fühlte sich an wie eine Plastiktüte. Mit ganzer Kraft steckte sie ihren rechten Arm noch tiefer unter die Sitzfläche, bekam die Tüte aber nicht zu packen. Sie ruckelte an der nächsten Planke und stellte fest, dass diese auch nur lose befestigt und ganz leicht zu entfernen war. Kurz darauf hielt sie ein mit Plastik verschnürtes Päckchen in den Händen und wusste sofort, dass sie es gefunden hatte – das Tagebuch.
    Cleo unterdrückte einen Freudenschrei. Sie hatte das Tagebuch gefunden! Unglaublich! Es war in eine Plastiktüte gewickelt und ein Stift war auch dabei. Anja hatte also hier oben Tagebuch geschrieben. Jetzt verstand sie auch, warum die Kerzen so weit runtergebrannt waren.
    Mittlerweile war es Nacht geworden und sie konnte fast nichts mehr erkennen. Ein Königreich für eine Taschenlampe!
    Nichts wie weg, zum Licht.
    Doch vorher wollte sie Katharina anrufen. Sie brauchte jetzt jemanden, dem sie von ihrem Fund erzählen konnte. Die wird staunen. Aufgeregt wählte sie Katharinas Nummer und wartete…
    Ein lauter Klingelton hallte über die Lichtung. Cleos Herz blieb stehen und für einen Moment litt sie Todesängste. Doch dann fiel ihr ein, wo sie den Klingelton schon mal gehört hatte, und zeitgleich vernahm sie auch schon die dazugehörige Stimme: »Ich bin hier unten, Cleo. Kannst runterkommen, wenn du mich sprechen willst.«

28. Kapitel
    Sie hatte bereits an der Vibration gespürt, dass ihr Handy gleich klingeln würde. Aber ihre Reaktion war zu langsam gewesen und so schallte kurz darauf die Mozartmelodie durch den Wald. Blitzschnell lehnte sie den Anruf ab und reagierte: »Ich bin hier unten, Cleo. Kannst runterkommen, wenn du mich sprechen willst.«
    Instinktiv fühlte sie in ihrer Tasche nach dem Giftfläschchen. Gut, es war da, das beruhigte sie. Die Tatsache, dass Cleo sie jetzt entdeckt hatte, machte es nicht gerade einfacher. Die Sache stand von Anfang an unter keinem guten Stern.
    Ruhig, RUHIG bleiben, sonst kannst du nicht denken.
    Katharina graute bei der Vorstellung, die zarte Cleo zwingen zu müssen, das Gift zu schlucken.
    Ich muss vorher alles andere versucht haben. Es darf einfach nicht passieren!
    Sie klemmte die Tasche fest unter ihren Arm. Auf keinen Fall durfte sie ausrasten wie bei Anja.
    Cleo kam die Treppe runter. Da es stockdunkel war, konnte Katharina sie nur schemenhaft erkennen, sah aber, dass sie etwas in der Hand hielt.
    »Katharina! Was machst du denn hier?«
    »Ich wollte dir helfen, hab’s daheim nicht mehr ausgehalten.«
    Was ist das in Cleos Hand?
    »Ich wollte dich gerade anrufen«, sagte
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