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Giftkuss

Giftkuss

Titel: Giftkuss
Autoren: Zara Kavka
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bin’s, Cleo.«
    »Hi«, sagte Katharina und machte sich auf was gefasst. Cleo war bei Mortzfeld gewesen. Alles war möglich.
    »Ich war bei dem Typen, du weißt schon, dem Mortzfeld vom Jugendamt. Total nett war der. Er hat mir noch mehr über die Meinhards erzählt. Echt krass. Ich schwöre dir, Anjas Stiefvater ist das größte Arschloch, das ich jemals kennengelernt habe!«
    Katharina atmete sehr tief, sehr konzentriert. Cleo würde nicht so mit ihr sprechen, wenn sie die Wahrheit kannte. Vorsichtig wagte Katharina, die alles entscheidende Frage zu stellen: »Weiß er denn, wo die Familie jetzt wohnt?«
    »Die Mutter ist in einem Heim und die Tochter ist verschwunden.«
    »Verschwunden?« Ihr Herz hüpfte. Die ganze Arbeit war also nicht umsonst gewesen, die Tarnung hatte funktioniert.
    »Diese Sabrina würde ich zu gerne kennenlernen. Muss ein tolles Mädchen sein.«
    »Mmmh«, murmelte Katharina. Es sollte ein zustimmender Laut werden. Cleos Worte hallten in ihrem Kopf wider.
    Sabrina… gerne kennenlernen… tolles Mädchen.
    Ja, Mortzfeld hatte sie gemocht und umgekehrt. Katharina nahm sich vor, ihn zu besuchen, wenn alles vorbei war. Hätte sie nicht ihren Plan schmieden müssen, wären sie vielleicht sogar Freunde geworden.
    »Treffen wir uns morgen?«, fragte Cleo.
    »Ja, gerne.«
    »Nach der Schule in unserem Café? Da schmeckt es zwar scheußlich, aber wir sind ungestört.«
    In unserem Café – das hörte sich gut an.
    »Okay.«
    »Morgen ist Dienstag, da gehst du doch zu den Diekamps, oder haben sie dir abgesagt?«
    »Nein. Da geh ich um 16 Uhr hin, ganz normal.«
    »Wir brauchen Cleos Tagebuch.«
    »Okay, ich schau morgen noch mal, versprochen!«
    Wunderbar, jetzt hatte Cleo ihr sogar den Auftrag zum Suchen erteilt. Es läuft wieder. ES LÄUFT!
    »Vielleicht kann ich auch noch mal suchen. Meine Mutter und ich gehen heute Abend zu den Diekamps. Ich werde mich bestimmt mal kurz loseisen und umschauen können.«
    Katharina konnte gerade noch das NEIN unterdrücken, das ihr auf der Zunge lag. Cleo durfte auf keinen Fall alleine nach dem Tagebuch suchen! Das musste sie verhindern. Verzweifelt suchte sie nach Worten, Argumenten, Lügen, die sie davon abhalten konnten. Doch zu spät. Sie hörte Cleo sagen: »Ich muss jetzt Schluss machen, steh vor meiner Haustür. Schönen Abend noch.«
    Und weg war sie. Katastrophe! Wieder drohte ein Plan zu scheitern. Wieso lief verdammt noch mal nichts so, wie sie es wollte?
    Keine Sekunde länger hielt es sie in der Wohnung. Sie stopfte im Eiltempo das Tagebuch und den Stift in ihre Tasche und überprüfte, ob auch das Giftfläschchen noch darin war. Am schnellsten würde sie mit einem Fahrrad zu den Diekamps kommen, nur leider besaß sie keins. Also sah sie sich im Fahrradkeller um. Es dauerte nicht lange, da fand sie eins, das nicht abgeschlossen war, hievte es auf die Straße und radelte los. Da es keinen Gepäckträger hatte, klemmte sie ihre Tasche unter den Arm.
    Ab jetzt musste sie Cleo rund um die Uhr bewachen, bis der Kerl endlich da war, wo er hingehörte: im Knast oder im gerichtsmedizinischen Institut.

25. Kapitel
    Cleo und ihre Mutter saßen im Auto vor dem Grundstück der Diekamps und warteten darauf, dass sich das elektrische Eisentor öffnete. Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt. Cleo hatte bei Herrn Mortzfeld die Zeit völlig vergessen und war ziemlich spät nach Hause gekommen. Mama war überhaupt nicht sauer gewesen und Frau Diekamp hatte darum gebeten, dass sie trotzdem noch vorbeikämen.
    »Es wird nicht einfach sein für dich, Schatz.«
    »Ich war am Samstag schon mal hier, als noch nicht klar war, dass…«
    Schweigen.
    »Es ist alles so schrecklich. Sag Bescheid, wenn du nach Hause möchtest.«
    »Weißt du, ob Herr Diekamp auch da sein wird?«
    »Keine Ahnung, davon hat sie nichts gesagt. Warum?«
    »Ich mag ihn nicht.«
    Cleos Mutter legte den ersten Gang ein und fuhr die Allee hinauf vor die Doppelgarage der Diekamps.
    »Mama?«
    »Ja.«
    »Danke, dass du mit mir hierherfährst.«
    »Na hör mal, das ist doch eine Selbstverständlichkeit.«
    Als sie aus dem Wagen stiegen, trat Anjas Mutter aus der Haustür. Sie sah total mitgenommen aus mit ihren zerzausten Haaren und den geröteten Augen.
    »Schön, dass Sie gekommen sind.«
    Instinktiv lief Cleo in ihre ausgebreiteten Arme. Und völlig unerwartet löste sich im selben Moment ihre Anspannung und sie fing an zu weinen. Niemals hätte sie gedacht, dass sie sich in den Armen dieser Frau so
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