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Giftkuss

Giftkuss

Titel: Giftkuss
Autoren: Zara Kavka
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Typ, den ich in der Putzfirma kennengelernt habe, hat mir Papiere besorgt. Das war zwar teuer, aber egal. Sabrina ist einfach nirgends mehr aufgetaucht, kein Telefonbucheintrag, keine Kreditkarte, keine Bankbewegungen. Sie ist überall nur noch eine Karteileiche.«
    In dem Moment waren Martinshörner zu hören. Gleich mehrere und sie kamen näher, direkt hierher. Jetzt schimmerte das hektische Blaulicht sogar schon durch die Bäume.
    »Die Polizei«, sagte Cleo. »Woher wissen sie…?«
    »Das vorhin war nicht meine Mutter. Die redet seit fünf Jahren keinen Ton mit mir. Es war Wolff.«
    Und der hat sie geortet, dachte Cleo den Satz weiter. All ihre Muskeln waren zum Zerreißen gespannt. Wenn Katharina jetzt weglaufen wollte, würde sie das verhindern. Sie war vielleicht nicht stark, konnte aber rennen wie der Blitz. Doch Katharina reagierte überhaupt nicht auf die Martinshörner. Sie saß einfach nur da und blickte auf den Boden.
    Die Polizeiwagen standen jetzt vor dem Diekampschen Tor und warteten anscheinend, bis es jemand öffnete. Dann war es mit einem Mal wieder totenstill. Cleo hätte einfach nur in Richtung Haus laufen müssen, doch dieses Gespräch galt es, zu Ende zu führen. Sie fühlte sich sicher und hoffte inständig, dass die Polizei ihr noch etwas Zeit ließ.
    »Warum ist Anja die Treppe runtergefallen?«
    »Ja, weil…« Katharina sprang auf, setzte sich aber gleich wieder. Dann schrie sie: »Mensch, warum musstet ihr auch überall rumschnüffeln! Es wäre alles gut gegangen, es war so gut geplant. Aber dann musste Anja dieses idiotische Kästchen finden. Ich war schon in der Küche, um den Mord an meinem Vater vorzubereiten, da kam sie zurück. Sie hatte was vergessen… das Kästchen, um es dir zu zeigen. Und dann hat sie es mir gezeigt. Da war ein Foto drin und sie hat mich erkannt.«
    Katharina brüllte jetzt so laut, dass es nicht mehr lange dauern konnte, bis die Polizei sie gefunden hatte.
    »Mir ist ’ne Sicherung durchgebrannt. Auf dem Bild waren Laura, meine Mama, mein Papa und ich. Wir sahen aus wie eine glückliche Familie. Als ich Laura gesehen habe, bin ich ausgetickt.« Mit diesen Worten begann sie wieder zu schluchzen. »Wir haben dann gestritten, es kam zu einem Kampf, weil sie mich nicht gehen lassen wollte. Und dann ist es passiert.«
    »Sie wollte dich nicht gehen lassen? Warum?«
    »Weil ich ihre Fragen nicht beantwortet habe. Als ich das Bild gesehen hatte, wollte ich nur noch raus. Sie hat sich aber in die Tür gestellt und mich mit Fragen bombardiert. Da ist es dann passiert.«
    »Was ist passiert?«
    »Ich hab sie weggestoßen und sie ist gestolpert und…«
    »Wie schrecklich.«
    Die Mädchen schwiegen. Cleo stellte sich die Szene bildlich vor und es schnürte ihr die Kehle zu. Im Hintergrund hörte sie die Polizisten ihren Namen rufen. Gleich darauf kam auch noch Hundegebell hinzu. Cleo fragte sich fieberhaft, was Anja in dieser Situation getan hätte. Eines war ihr sofort klar: Sie hätte Katharina nicht einfach hier sitzen lassen. Anja war die Beste, wenn es darum ging, scheinbar ausweglose Situationen zu entwirren. So gerne wäre Cleo jetzt ein bisschen wie Anja gewesen, denn Katharina tat ihr leid, trotz allem.
    Wenn sie noch was erreichen wollte, musste sie sich beeilen, die Polizisten hatten bereits das Grundstück verlassen und waren mit den Hunden in den Wald gegangen. Und Cleo schaffte es tatsächlich, einen Gedanken zu fassen. Sie atmete zweimal tief durch. »Also«, begann sie. Katharina schaute auf. »Dir ist etwas wirklich Schreckliches passiert und das tut mir sehr leid. Aber ein Mord aus Rache? Du würdest entweder jahrelang im Knast sitzen oder darunter leiden, dass Blut an deinen Händen klebt. Das ist doch beides furchtbar.«
    Katharina blickte automatisch auf ihre Hände und drehte sie vor ihren Augen hin und her.
    »Dein Vater hat schon deine Kindheit und deine Jugend zerstört«, fuhr Cleo fort. »Willst du, dass er auch noch den Rest deines Lebens beherrscht? Wenn du gehört hättest, wie positiv Herr Mortzfeld über dich gesprochen hat! Dir steht doch die Welt offen! Vergiss den Scheiß und mach was aus dir.«
    Kurz hatte Cleo das Gefühl, als spräche Anja aus ihr.
    »Medizin studieren, das wäre mein Traum.« Katharina lächelte.
    »Na also«, sagte Cleo.
    Die Hunde hatten Witterung aufgenommen, sie bellten ohne Unterlass und kamen rasch näher. Doch eines musste Cleo unbedingt noch wissen.
    »Was ist mit deiner Mutter? Warum spricht sie
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