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Gier nach Blut

Gier nach Blut

Titel: Gier nach Blut
Autoren: Jason Dark
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Das Schreien und Kreischen verstummte, auch das Flattern der Flügel war nicht mehr zu hören. Nur kam Ruiz die Ruhe anders vor als normal. Sie war gespannt und lauernd. Jeden Augenblick konnten die Vögel wieder aufsteigen und von neuem mit ihrem Theater beginnen.
    »Das verstehe ich nicht«, flüsterte er. »So haben sie sich noch nie benommen.«
    »Es liegt an mir.«
    »Wie?«
    »Ja, an mir. Sie spüren, daß etwas Fremdes ihre Welt betreten hat. Damit kommen sie nicht zurecht. Es ist anders fremd, es ist wie ich. Davor haben sie Angst. Jede Kreatur fürchtet sich vor einem Vampir. Du solltest auch daran denken.«
    »Ja, aber ich habe…«
    »Es ist mir egal, was du hast. Ich will Blut, Jorge Ruiz. Ich will das Blut der Familie Marquez.«
    »Du bekommst es. Morgen schon. Wir konnten uns nicht alle drei holen. Es ist etwas dazwischengekommen. Jemand war bei den Leuten, der…«
    »Man hätte ihn auch blutleer machen können.«
    »Ja, ja, schon, vielleicht. Aber ich muß achtgeben…«
    »Morgen!«
    »Ich verspreche es«, sagte Ruiz, um dann zu fragen, ob er ihr den neuen Wintergarten zeigen sollte. »Ich finde mich zurecht.«
    »Den Teich?«
    »Gut!«
    Sie gingen hin. Der Weg war sehr schmal und an gewissen Stellen wieder zugewuchert. Sie würden ihn in den nächsten Tagen wieder freihacken müssen.
    Ruiz und die Untote blieben still. Nicht aber die Vögel, die wiederum kreischend von ihren Plätzen hochstiegen, wenn sie spürten, daß das Böse zu nahe gekommen war. Der Teich mit den Fischen lag ungefähr in der Mitte des tropischen Wintergartens. Er war kreisrund angelegt worden, an seinem Ufer standen dichte Büsche, und nur ein Metallsteg führte zur Mitte des Gewässers. Holz konnten die Fische mit ihren Zähnen ansägen, Metall aber schafften sie nicht.
    Vor dem Steg blieben die beiden unterschiedlichen Personen stehen.
    Durch Dimmer war den Strahlern an den Ufern die große Helligkeit genommen worden. Zudem wurde das Licht bei einigen Strahlern noch durch Filter gedämpft.
    Das Wasser schimmerte grün. Nahe dem Ufer war es dunkler, geheimnisvoller, und über dem Wasser tanzten die Insekten wie verrückt. Auch sie gehörten zu dieser Welt.
    Ruiz deutete schräg nach unten. »Dort halten sie sich auf.«
    »Haben sie Hunger?«
    »Immer.«
    »Wirf ihnen etwas zu.«
    »Ich habe nichts.«
    Sarah Helen Roberts drehte den Kopf. »Ich wüßte schon, wen ich hineinwerfen würde…«
    Ruiz ging zurück. »Moment, ich bin gleich zurück.« Er hatte plötzlich Angst bekommen, weil er sehr genau wußte, daß dieses untote Wesen ihm über war.
    Es gab eine kleine Hütte für Futter. Sie war nur nicht zu sehen, denn Gewächse hatten den größten Teil zuwuchern lassen. In der Hütte hielt sich auch Lebendfutter auf. Mäuse und Ratten, zumeist Nahrung für die Schlangen.
    Ruiz hob eine Kiste mit Mäusen an. Er ärgerte sich darüber, daß er so schrecklich schwitzte, und es lag nicht mehr an der feuchtheißen Tropenluft.
    Er spürte, wie sich die Mäuse bewegten. Sie waren plötzlich aufgeregt.
    Sie spürten mit sicherem Instinkt, daß es dem Ende entgegenging. Sie sprangen an den Wänden hoch, aber sie schafften es nicht, ihr Gefängnis zu verlassen.
    Die Untote wartete dort, wo der Steg begann. Mit einer Kopfbewegung gab sie Ruiz zu verstehen, den Steg zu betreten. Er ging ihn bis zu seinem Ende und fühlte sich nicht wohl, weil sich hinter ihm die verfluchte Blutsaugerin befand.
    »Kipp sie hinein!«
    »Ja. Moment…«
    Er öffnete den Deckel. Die Mäuse waren wie verrückt, sie sprangen sofort hinaus, und Ruiz erschreckte dermaßen, daß er beinahe das Gleichgewicht verloren hätte. Dafür rutschte ihm der Kasten aus den Händen. Er klatschte ins Wasser wie auch die Mäuse, und sofort waren sie da. Plötzlich verwandelte sich der Teich in ein brodelndes Meer. Die Piranhas waren nicht zu halten. Zielsicher stießen sie auf ihre Beute zu, und keine Maus hatte auch nur die Spur eine Chance. Die scharfen Zähne sägten sie auseinander, nur mehr Knochen blieben zurück.
    Sarah Helen Roberts hatte fasziniert zugeschaut. Als sich das Wasser wieder einigermaßen beruhigt hatte, lächelte sie. Ruiz sah es, weil er sich umgedreht hatte.
    »Bist du nun zufrieden?«
    »Nicht ganz.«
    »Wa… warum nicht?«
    »Weil noch jemand fehlt.«
    »Bitte?« Er stellte die Frage, obwohl er bereits Schlimmes ahnte. »Was hast du gemeint?«
    »Ich meinte dich. Ich brauche dich nicht mehr. Ich werde hier herrschen, ich werde euch holen. Ich werde
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