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Gier nach Blut

Gier nach Blut

Titel: Gier nach Blut
Autoren: Jason Dark
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Für einen Moment hatte er vergessen, wen er vor sich hatte. Er reichte der Roberts die Hand, die sie auch annahm, und zum erstenmal führte er ihre Haut. Er hatte eigentlich damit gerechnet, daß sie trocken wie Papier sein würde. Da aber irrte er sich. Ihm kam es vor, als würde sich die Haut nicht nur fettig anfühlen, sie war zudem auch aufgequollen, als hätte man etwas in sie hineingepumpt. Vielleicht das Blut der Fremden.
    Er zog die Hand schnell wieder zurück, während ein verlegenes Lächeln über seine Lippen huschte. »Kommst du mit?«
    Die Untote blieb stehen. Sie achtete nicht auf die Aufforderung und schaute sich lieber um.
    Viel war nicht zu sehen. Auch wenn die Bäume im Garten noch keine Blätter trugen, so waren sie doch zahlreich genug, um neugierigen Personen den Blick zu nehmen. Auch das Haus duckte sich hinter den Bäumen. Es war zudem ein Bungalow. Auf seinem flachen Dach wippten zwei Antennen, und ein Schornstein ragte klotzig empor. Die Garage befand sich an der Seite des Hauses, man konnte auch durch sie das Haus betreten, das aber wollte Jorge Ruiz nicht.
    Per Fernbedienung ließ er das Garagentor nach unten fahren und deutete dabei in eine andere Richtung. »Wir werden durch den normalen Eingang hineingehen. Ich möchte dir deine Welt zeigen, die ich für dich ausgesucht habe.«
    Sarah Helen Roberts sagte nichts. Sie blieb an der Seite des Mannes, als dieser vorging. Ruiz wußte selbst nicht, wie er sich fühlte.
    Beschreiben konnte er dieses Gefühl nicht. Er erlebte die Spannung, die Freude, gleichzeitig auch die Furcht und die Angst vor der Entdeckung, denn sie hatten einfach zu viele Spuren hinterlassen. Sie mußten sich zunächst einmal zurückziehen und darauf hoffen, daß Gras über die Sache wuchs. Den Wagen würde Perez am nächsten Tag wieder zurückbringen, das war kein Problem. Er hatte ihn sowieso gestohlen.
    Die Bullen waren ihm bisher nicht auf die Spur gekommen. Sie würden sich auch gar nicht erst bemühen, denn dieser Fall war für sie einfach unglaublich. Da konnte sich beim besten Willen keiner von denen vorstellen, daß irgendwo ein Vampir durch London geisterte oder eine Person, die schon seit achtzig Jahren tot war. Sie hatten also noch Zeit.
    Einen aus der Familie Marquez hatte Sarah Helen erwischt. Die anderen würden noch folgen. Was immer auch geschah, sie durfte sich selbst nicht untreu werden und mußte am Ball bleiben. Wichtig war zunächst, daß sie die erste Nacht hier überstand, und das Versteck war wirklich gut.
    Zum Bungalow gehörte ein großer Wintergarten mit exotischen Tieren.
    Da flogen nicht nur Papageien und Wellensittiche durch die Luft und erfreuten sich an der tropischen Landschaft, da hatte sich Jorge Ruiz auch um ein anderes Detail bemüht. Er hatte einen Teich angelegt und war sehr stolz auf den Inhalt. Wer hatte schon blutgierige Piranhas als Haustiere? Sie waren wild, sie waren gierig und gefräßig. Genau die Eigenschaften liebte er an einem menschlichen Dasein, das im Prinzip nur Kampf bedeutete. Es siegte immer der, der am stärksten war und seine Eigenschaften mit denen der Piranhas abstimmte. Jorge Ruiz hatte dies getan, und er war froh darüber. Sonst wäre er nicht so weit gekommen.
    Vor der Haustür blieb er stehen. Er hatte Perez bereits hineingeschickt, damit der einige Vorbereitungen traf. Er sollte für eine gedämpfte, eine vampirgerechte Beleuchtung sorgen.
    Die Tür war nicht geschlossen. Der Mann drückte sie auf und rief nach Perez.
    »Ich bin hier, Jefe.«
    »Ist alles in Ordnung?«
    »Ja, ich habe nachgesehen. Niemand ist hier, wir sind allein. Sie können kommen.«
    »Sehr gut.« Er drehte sich wieder um. Sarah Helen Roberts wartete auf sein Zeichen. Ruiz winkte. »Du kannst jetzt kommen.«
    Sie ging hoch. Sie kam aus dem Dunkel zwar nicht in das helle Licht, aber die Umgebung nahe der Tür war längst nicht mehr so düster, und Ruiz konnte die Person besser erkennen.
    Er war etwas überrascht und wäre beinahe noch zurückgetreten, denn mit einem derartigen Anblick hatte er nicht gerechnet. Da erinnerte nichts mehr an das staubige, vertrocknete Wesen, das er und seine Männer aus südamerikanischer Erde geholt hatten. Die beiden Blutschübe hatten Sarah Helen Roberts aufblühen lassen. Wer Sarah nicht kannte, hätte sie für eine Frau in den besten Jahren halten können, ein vollerblühtes, rassiges Weib, das an jedem Finger zehn Männer haben konnte.
    Diese Gedanken huschten durch Ruiz’ Kopf. Er mußte sich
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