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Gier, Kerstin

Gier, Kerstin

Titel: Gier, Kerstin
Autoren: Smaragdgruen (Liebe geht durch alle Zeiten Bd 3)
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»Hast du Gwendolyn erzählt, dass wir den Schatz aus eurem
Mystery-Spiel lokalisiert haben? Hat sie ihn schon gefunden?«
    »Ja«,
erwiderte Leslie knapp. Mir fiel auf, dass sie sich dieses Mal nicht losmachte.
    »Und wie
geht das Spiel jetzt weiter, Mignonne?«
    »Eigentlich
ist es kein ...«, begann ich, aber Leslie fiel mir ins Wort.
    »Es tut
mir leid, Raphael, aber du kannst nicht mehr mitspielen«, sagte sie kühl.
    »Wie
bitte? Also, das finde ich nicht gerade fair!«
    Ich fand
es auch nicht fair. Schließlich spielten wir überhaupt kein Spiel, aus dem wir
den armen Raphael ausschließen konnten. »Leslie meint nur, dass ...«
    Leslie
unterbrach mich erneut. »Tja, das Leben ist nun mal nicht fair«, sagte sie,
wenn möglich noch kühler. »Bedank dich dafür bei deinem Bruder. Wie du ganz
bestimmt weißt, stehen wir in diesem Spiel auf
unterschiedlichen Seiten. Und wir können nicht riskieren, dass du irgendwelche
Informationen an Gideon weitergibst. Der, nebenbei bemerkt, ein riesengroßes
A... kein besonders netter Mensch ist.«
    »Leslie!«
War sie denn von allen guten Geistern verlassen?
    »Pardon? Diese
Schatzsuche hat etwas mit meinem Bruder und den Zeitreisen zu tun?« Raphael
hatte uns alle beide losgelassen und war wie angewurzelt stehen geblieben.
»Und darf ich mal fragen, was er euch getan hat?«
    »Jetzt tu
bloß nicht so überrascht«, sagte Leslie. »Gideon und du, ihr werdet doch wohl
über alles reden.« Sie zwinkerte mir zu. Ich konnte nur perplex zurückstarren.
    »Nein, das
tun wir nicht!«, rief Raphael. »Wir haben ja kaum Zeit füreinander! Gideon ist
ständig in geheimen Missionen unterwegs. Und wenn er mal zu Hause ist, brütet
er über geheimen Unterlagen oder er starrt geheime Löcher in die Decke. Oder
noch schlimmer: Charlotte kreuzt auf und nervt rum.« Er machte ein so
unglückliches Gesicht, dass ich ihn am liebsten in den Arm genommen hätte, vor
allem, als er leise hinzufügte: »Ich dachte, wir wären Freunde. Gestern
Nachmittag hatte ich den Eindruck, wir würden uns wirklich gut verstehen.«
    Leslie -
oder sollte ich besser sagen »meine Freundin, der Kühlschrank«? - zuckte
lediglich mit den Schultern. »Ja, das war nett gestern. Aber mal ehrlich, wir
kennen uns kaum. Da kann man doch nicht gleich von Freundschaft reden.«
    »Du hast
mich also nur ausgenutzt, um diese Koordinaten zu bestimmen«, sagte Raphael und
sah Leslie prüfend an, wahrscheinlich in der Hoffnung, sie würde ihm widersprechen.
    »Wie
gesagt, das Leben ist nicht immer fair.« Für Leslie war die Angelegenheit damit
offensichtlich beendet. Sie zog mich weiter. »Gwen, wir müssen uns beeilen«,
sagte sie. »Heute verteilt Mrs Counter die Themen für die Referate. Und ich hab
nicht vor, über die Ausdehnung des östlichen Gangesdeltas recherchieren zu
müssen.«
    Ich sah
mich nach Raphael um, der einigermaßen verdattert dreinschaute. Er versuchte,
die Hände in die Hosentaschen zu stecken, und musste dabei feststellen, dass
die Schuluniform gar keine Hosentaschen besaß.
    »Ach, Les,
sieh doch nur!«, sagte ich.
    »... und
auch nichts mit unaussprechlichen ethnischen Völkergruppen.«
    Ich packte
sie am Arm, so wie Cynthia vorher mich gepackt hatte. »Was ist los mit dir,
Sonnenscheinchen?«, flüsterte ich. »Warum musstest du Raphael so vor den Kopf
stoßen? Ist das ein Teil von einem Plan, den ich noch nicht kenne?«
    »Ich bin
nur vorsichtig.« Leslie sah an mir vorbei auf das Schwarze Brett. »Oh wie
schön! Sie bieten eine neue AG an, Schmuckdesign! Apropos Schmuck!« Sie
nestelte an ihrer Bluse und zog ein Kettchen heraus. »Sieh mal: Ich trage den
Schlüssel, den du mir von deiner Zeitreise mitgebracht hast, als Anhänger. Ist
das nicht cool? Ich sage allen, es handele sich um den Schlüssel zu meinem
Herzen.«
    Ihr
Ablenkungsmanöver zog bei mir nicht. »Leslie, Raphael kann doch nichts dafür,
dass sein Bruder ein Mistkerl ist. Und ich glaube ihm, dass er von Gideons Geheimnissen
keine Ahnung hat. Er ist neu in England und an der Schule und er kennt
niemanden .. .«
    »Er wird
bestimmt genügend Leute finden, die sich mit Freuden um ihn kümmern werden.«
Leslie starrte weiter hartnäckig an mir vorbei. Auf ihrer Nase tanzten die
Sommersprossen. »Du wirst sehen: Morgen hat er mich schon längst vergessen und
nennt eine andere Mignonne.«
    »Ja, aber
...« Erst als ich die verräterische Röte in Leslies Gesicht sah, ging mir ein
Licht auf. »Oh, ich verstehe! Dein abweisendes Verhalten hat
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