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Gier, Kerstin

Gier, Kerstin

Titel: Gier, Kerstin
Autoren: Smaragdgruen (Liebe geht durch alle Zeiten Bd 3)
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kommt.«
    »Hey!
Glaubst du mir etwa nicht?«
    Nick war
bereits die Stufen hinabgeklettert und leuchtete mit seiner Taschenlampe die
Mauer ab. »Ich sehe nichts.«
    »Die Kiste
steht ja auch hinter den Steinen. In einem Hohlraum, du Hohlkopf«, sagte
Xemerius. »Und ich lüge nicht! Wenn ich sage, dass ich eine Taube gefressen
habe, dann habe ich eine Taube gefressen.«
    »Sie steht
in einem Hohlraum hinter den Steinen«, informierte ich Nick.
    »Von denen
sieht aber keiner so aus, als wäre er lose.« Mein kleiner Bruder kniete sich
auf den Boden und drückte probeweise die Hände dagegen.
    »Halloho,
ich spreche mit dir!«, sagte Xemerius. »Ignorierst du mich etwa, Heulsuse?«
Als ich nicht antwortete, rief er: »Na gut, es war eine Geistertaube! Aber das zählt genauso.«
    »Geistertaube
- dass ich nicht lache. Selbst wenn es Geistertauben gäbe - und ich habe noch
nie eine gesehen -, dann könntest du sie nicht fressen: Geister können einander
nicht töten.«
    »Die
sitzen alle bombenfest, diese Steine«, erklärte Nick.
    Xemerius
schnaubte ärgerlich. »Erstens: Auch Tauben können hin und wieder beschließen,
als Geist auf der Erde zu bleiben, weiß der Himmel, warum. Vielleicht haben sie
noch eine Rechnung mit einer Katze offen. Und erklär mir doch bitte zweitens
mal, wie du eine Geistertaube von den anderen unterscheiden kannst! Und
drittens: Mit ihrem Geisterleben ist es vorbei, wenn ich sie fresse. Denn ich
bin kein gewöhnlicher Geist, sondern - ich weiß nicht, wie oft ich das schon
gesagt habe - ein Dämon. Mag sein, dass ich in eurer Welt nicht
viel ausrichten kann, aber in der Geisterwelt bin ich eine ziemlich große
Nummer. Wann wirst du das endlich kapieren?«
    Nick
stellte sich wieder hin und trat ein paar Mal gegen die Wand. »Nee, da ist
nichts zu machen.«
    »Schschscht!
Hör auf damit, das ist zu laut.« Ich zog meinen Kopf aus dem Gang und sah
Xemerius vorwurfsvoll an. »Na toll, du große Nummer. Und nun?«
    »Was denn?
Ich habe kein Wort von losen Steinen gesagt.«
    »Und wie
sollen wir da jetzt rankommen?«
    Die
Antwort »Mit Hammer und Meißel« war durchaus einleuchtend. Nur dass es nicht
Xemerius war, der sie gab, sondern Mr Bernhard. Ich erstarrte vor Schreck. Da
stand er, nur einen Meter über mir. Im Halbdunkel konnte ich seine goldgefasste
Eulenbrille funkeln sehen. Und seine Zähne. Konnte es sein, dass er lächelte?
    »Ach, du
Scheiße!« Xemerius spuckte vor Aufregung einen Schluck Wasser auf den
Treppenläufer. »Der muss die Würstchen ja inhaliert haben. Oder der Film war
Mist. Auf Clint Eastwood ist einfach kein Verlass mehr.«
    Leider war
ich unfähig, etwas anderes herauszubringen als: »Ww-was?«
    »Hammer
und Meißel wären die richtige Wahl«, wiederholte Mr Bernhard seelenruhig.
»Aber ich schlage vor, dass Sie dieses Unternehmen auf später verschieben.
Schon um die Nachtruhe der anderen Bewohner nicht zu stören, wenn Sie die Truhe
aus ihrem Versteck holen. Ah, da ist ja auch Master Nick.« Er schaute ins Licht
von Nicks Taschenlampe, ohne zu blinzeln. »Barfuß! Sie werden sich erkälten.«
Er selber trug Pantoffeln und einen eleganten Bademantel mit aufgesticktem
Monogramm. W. B. (Walter? Willy? Wigand? Für mich war Mr Bernhard immer ein
Mann ohne Vornamen gewesen.)
    »Woher
wissen Sie denn, dass wir eine Kiste suchen?«, fragte Nick. Sein Tonfall war
recht forsch, aber an seinen weit aufgerissenen Augen konnte ich erkennen, dass
er genauso erschrocken und verdutzt war wie ich.
    Mr
Bernhard rückte die Brille gerade. »Nun, vermutlich, weil ich diese - tss - Kiste höchstpersönlich
dort eingemauert habe. Es handelt sich um eine Truhe mit kostbaren Intarsienschnitzereien,
eine Antiquität aus dem frühen 18. Jahrhundert, die Ihrem Großvater gehört
hat.«
    »Und was
ist drin?«, fragte ich, endlich wieder fähig zu sprechen.
    Mr
Bernhard sah mich tadelnd an. »Es stand mir selbstverständlich nicht zu,
danach zu fragen. Ich habe die Truhe hier lediglich im Auftrag Ihres Großvaters
versteckt.«
    »Das kann
er mir nicht weismachen«, sagte Xemerius mürrisch. »Wo er doch sonst überall
seine neugierige Nase hineinsteckt. Und sich anschleicht, wenn er einen vorher
mit Geflügelwürstchen in Sicherheit gewiegt hat. Aber das ist allein deine
Schuld, ungläubiger Zimmerbrunnen! Wenn du mir nicht unterstellt hättest zu
lügen, hätte er uns nicht überraschen können, der senile Bettflüchter.«
    »Ich helfe
Ihnen selbstverständlich gern, die Truhe dort wieder
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