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Gier, Kerstin

Gier, Kerstin

Titel: Gier, Kerstin
Autoren: Smaragdgruen (Liebe geht durch alle Zeiten Bd 3)
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bist echt zu beneiden!«
    »Haustier!
Sag das bloß niemals, wenn Xemerius dabei ist.« Halb hoffte ich, meine Cousine
durch die Schlafzimmertür hindurch schnarchen zu hören, aber natürlich
schnarchte Charlotte nicht. Perfekte Menschen machen im Schlaf keine unschönen
Geräusche. Frubierend.
    Ein halbes
Stockwerk tiefer gähnte mein kleiner Bruder und mich überkam sofort ein
schlechtes Gewissen. »Hör mal, Nick, es ist halb vier Uhr morgens und du hast
nachher Schule. Mum wird mich umbringen, wenn sie rausfindet, dass ich dich
vom Schlafen abhalte.«
    »Ich bin
kein bisschen müde! Und du bist gemein, wenn du ohne mich weitermachst! Was hat
Großvater denn versteckt?«
    »Ich habe
keine Ahnung - vielleicht ein Buch, in dem er mir alles erklärt. Oder
wenigstens einen Brief. Grandpa war Großmeister der Wächter. Er wusste ganz
genau über mich und diesen Zeitreisekram Bescheid und er wusste auch, dass es
nicht Charlotte war, die das Gen geerbt hatte. Weil ich ihn nämlich
höchstpersönlich in der Vergangenheit getroffen und es ihm erzählt habe.«
    »Du hast
es gut«, flüsterte Nick und setzte fast beschämt hinzu: »Ehrlich gesagt kann
ich mich kaum noch an ihn erinnern. Ich weiß nur noch, dass er immer gut
gelaunt war und kein bisschen streng, das genaue Gegenteil von Lady Arista.
Außerdem hat er immer nach Karamell und etwas komischem Würzigen gerochen.«
    »Das war
sein Pfeifentabak. - Vorsicht!« Ich konnte Nick gerade noch zurückhalten. Wir
hatten mittlerweile den zweiten Stock passiert, aber auf dem Weg in den ersten
Stock gab es ein paar garstige Stufen, die gewaltig knarzten. Jahrelanges
nächtliches In-die-Küche-Schleichen musste schließlich irgendeinen Lerneffekt
haben. Wir umgingen die Stellen und gelangten schließlich zu Urururgroßonkel
Hughs Gemälde.
    »Okay.
Dann wollen wir mal!«
    Nick leuchtete
unserem Vorfahren mit der Taschenlampe ins Gesicht. »Es ist gemein, dass er
sein Pferd Fat Annie genannt hat! Das Tier ist gertenschlank, während er
selber aussieht wie ein Mastschwein mit Bart!«
    »Ja, das
finde ich auch.« Ich tastete hinter dem Rahmen nach dem Riegel, der den
Mechanismus der Geheimtür in Gang setzte. Wie immer klemmte er ein bisschen.
    »Alle
schlafen sie wie satte Babys.« Xemerius landete schnaufend neben uns auf den
Stufen. »Das heißt alle bis auf Mr Bernhard. Der leidet offensichtlich unter
Schlafstörungen. Aber keine Sorge, er wird uns nicht in die Quere kommen: Er
hat sich in der Küche mit kalten Geflügelwürstchen eingedeckt und sieht sich
einen Film mit Clint Eastwood an.«
    »Sehr
gut.« Mit dem üblichen Quietschen schwenkte das Bild nach vorn und gab den
Eingang zu ein paar Stufen zwischen den Mauern frei, die nach nur anderthalb
Metern vor einer weiteren Tür endeten. Diese Tür führte in das Badezimmer im
ersten Stock und sie war von der Rückseite durch einen bodentiefen Spiegel
getarnt. Früher waren wir zum Spaß oft dort durchgelaufen (der Nervenkitzel lag
darin, dass man nie wissen konnte, ob nicht gerade jemand das Badezimmer
benutzte), aber wofür dieser Geheimgang wirklich gut war, hatte sich uns noch
nicht erschlossen. Vielleicht hatte einem unserer Vorfahren einfach die
Vorstellung gefallen, jederzeit vom stillen Örtchen verschwinden zu können.
    »Und wo
befindet sich die Kiste, Xemerius?«, fragte ich.
    »Linksch.
Zwischen den Mauern.« Ich konnte es im Halbdunkeln nicht genau erkennen, aber
es hörte sich an, als würde er sich etwas zwischen den Zähnen herauspulen.
    »Xemerius
ist aber ein ziemlicher Zungenbrecher«, sagte Nick. »Ich würde ihn Xemi nennen.
Oder Merry. Darf ich die Kiste holen?«
    »Sie steht
links«, sagte ich.
    »Scheiber
Zschungenbrecher«, sagte Xemerius. »Xsehemi oder Merry - dasch
hättescht du wohl gern! Ich entschtamme einer langen Ahnenreihe mächtiger
Dämonen und unschere Namen . ..«
    »Sag mal,
hast du was im Mund?«
    Xemerius
spuckte und schmatzte. »Jetzt nicht mehr. Hab diese Taube gefressen, die auf
dem Dach schlief. Blöde Federn.«
    »Du kannst
nichts essen!«
    »Hat von
nichts 'ne Ahnung, aber gibt überall ihren Senf dazu«, sagte Xemerius
beleidigt. »Und gönnt mir nicht mal ein Täubchen.«
    »Du kannst
keine Taube essen«, wiederholte ich. »Du bist ein Geist.«
    »Ich bin
ein Dämon! Ich kann alles fressen, was ich
will! Einmal habe ich sogar einen ganzen Pfarrer gefressen. Mit Soutane und
gestärktem Kragen. Warum guckst du so ungläubig?«
    »Pass
lieber auf, dass niemand
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