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Gier

Gier

Titel: Gier
Autoren: Garry Disher
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Bäumen lag. Sugarfoot gestikulierte plötzlich. »Wenn du wirklich so gut bist, wie kommt es dann, daß du diesen beschissenen Versicherungsjob für ihn machst?«
    Gute Frage, dachte Wyatt. Ohne ihn anzusehen, wußte er, daß Sugarfoot den Kopf wie ein Klugscheißer hielt. Er war nicht überrascht, als Sugarfoot sagte: »Ich meine, es ist nicht gerade das, was man ein großes Ding nennen könnte. Hast du deine Nerven verloren?«
    Wyatt merkte sich die Uhrzeit.
    »Na ja«, sagte Sugarfoot lässig, »Ivan meint, du könntest mir ein paar Tricks aus dem Gewerbe beibringen, ich sollte also besser geduldig sein.«
    Wyatt atmete tief durch. Aber er schwieg. Das konnte warten.
    »Na klar, du könntest ein großes Ding vorbereiten und dir dazu hier das nötige Kleingeld beschaffen«, sagte Sugarfoot und musterte Wyatts Gesicht. »Vielleicht zusammen mit Hobba?«
    »Zieh deine Handschuhe an«, sagte Wyatt.
    Sugarfoot zog die Latex-Handschuhe über und startete den Motor. »Komm schon, Wyatt, geht’s um eine Bank? Einen Geldtransporter? Läßt du Ivan und mich mitmachen?«
    »Fahr endlich los«, sagte Wyatt und zog Handschuhe aus der Innentasche seiner dünnen, ockerfarbenen Lederjacke.
    Sugarfoot steuerte aus der Parklücke, über die Straße, in die Auffahrt des Frome-Hauses. Die Reifen des Taxis rollten knirschend über den Kies. Dicht aneinander gepflanzte Bäume beugten sich über die Auffahrt. Dann tauchte das Taxi aus der Dunkelheit auf, rollte auf eine gepflasterte Fläche vor dem Haus, an dessen Wand Efeu wie ein sich ausbreitender Fleck hochkroch. Über der Tür brannte Licht.
    »Park hier«, sagte Wyatt. »Tu das, was Taxis tun, Licht an, Motor laufenlassen.«
    »Das hast du mir alles schon mal erzählt.«
    »Ich erzähle es dir noch mal.«
    Sugarfoot bremste, schob den Schalthebel auf Parken. Beide Männer zogen Strumpfmasken über ihre Gesichter. Sie stiegen aus. Als Wyatt den beleuchteten Summer auf dem Türrahmen betätigte, murmelte er: »Denk dran, sie ist alt. Sie ist nur die Haushälterin.«
    »Lektion Nummer zwei«, sagte Sugarfoot. »Hör dir die gleiche Scheiße immer wieder und wieder an.«
    Wyatt hob die Hand. An einem Fenster hatte sich ein Vorhang bewegt. Die Haushälterin war da, genau wie Ivan Younger gesagt hatte. Das bedeutete, daß die Alarmanlage ausgeschaltet war. Die Haushälterin würde das Taxi sehen, die Sicherheitskette abnehmen und herauskommen, um nachzusehen.
    Sie warteten. Als die Tür sich öffnete, drückte Wyatt sie auf, Sugarfoot drängte sich hinter ihm hinein.
    »Oh«, sagte die Haushälterin.
    Sie griff sich ans Herz, schnappte nach Luft und wich zurück an die Wand. Ihr Haar schien in graue, unordentliche Büschel aufzuspringen. Puder hatte die Gläser ihrer Brille verschmiert. Sie trug Hausschuhe und roch nach Sherry.
    »Wir wollen Sie nicht verletzen«, sagte Wyatt freundlich. »Wir werden in fünf Minuten wieder weg sein. Aber wir müssen Sie zuerst fesseln, verstehen Sie?« Er drehte sich zu Sugarfoot um. »Hast du das Band?«
    Sugarfoot klopfte auf seine Jackentasche.
    Wyatt wandte sich wieder zur Haushälterin. »Wir werden Paketklebeband benutzen. Es schneidet nicht so ein wie ein Seil.« Er erklärte immer, was er tat. Es beruhigte die Leute, machte sie weniger unberechenbar. »Wir werden Sie in einen Stuhl setzen«, sagte er. »Das ist bequemer für Sie. Unglücklicherweise müssen wir Ihnen den Mund zukleben. Verstehen Sie?«
    Die alte Frau schluckte und nickte.
    Sugarfoot warf ein: »Bringen Sie mich nicht dazu, das zu benutzen.« Er hatte seine Jeansjacke geöffnet, Wyatt sah den Kolben einer kleinen Automatik im Hosenbund.
    Die alte Frau schloß die Augen.
    »Wir werden Sie nicht verletzen«, sagte Wyatt. Er schob Sugarfoot zur Seite, umklammerte den Ellenbogen der alten Frau und führte sie zu einem kleinen, antiken Stuhl neben einer antiken Flurgarderobe, auf der ein Telefon stand. »Setzen Sie sich dahin«, sagte Wyatt und drückte sie sanft an ihren Schultern herunter. Zu Sugarfoot sagte er: »Fessele sie«, und zog den Stecker des Telefons heraus.
    »Nicht so fest«, sagte er, und behielt Sugarfoot im Auge.
    »Und dann warte an der Haustür. Wenn du irgend etwas siehst oder hörst, komm und hol mich. Keine Heldentaten. Ich fange oben an.«
    »Ich habe auch zwei Hände. Ich könnte unten anfangen.«
    »Ich sagte: Warte.«
    Wyatt fühlte sich jetzt befreit. Er konnte mit der Arbeit beginnen. Er war groß und muskulös, aber als er geräuschlos die Treppe
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