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Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Titel: Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)
Autoren: Ellen Berg
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das große Schweigen. Im Grunde sprachen sie nur über das Nötigste: Wer wann welche Termine hatte, ob ein neuer Mineralwasserkasten hermusste und ähnliche organisatorische Fragen. Anne hatte mal gelesen, dass verheiratetete Paare im Schnitt fünf Minuten am Tag wirklich miteinander redeten. Fünf ganze Minuten? Davon konnte sie nur träumen.
    Sie warf die Bettdecke von sich und tapste zur Tür. Langsam drehte sie den Schlüssel um und öffnete die Tür einen Spalt weit.
    »Anne.« Mit hängenden Schultern stand Joachim da, frisch geduscht und wie aus dem Ei gepellt in seinem hellblauen Jogginganzug. »Bist du mir noch böse?«
    »Ja«, fauchte sie.
    Er versuchte es mit seinem besten Welpenblick. »Und da kann man gar nichts machen?«
    »Manchmal hast du die Gefühlswelt eines Einzellers!«
    Lächelnd breitete er die Arme aus. »Komm her.«
    Damit war Annes Widerstand gebrochen. Sie ließ sich von ihm in die Arme nehmen und rieb ihr Gesicht an seiner Schulter. Alles wieder gut? Fast alles. Die Kränkung der letzten Nacht war noch nicht vergessen.
    Plötzlich spürte sie, wie Joachims Hände zu ihrem Po wanderten und ihn sanft kneteten. Anne war wie elektrisiert. Sagte man nicht, dass Versöhnungssex ein echter Bringer war?Ihr Herz begann laut zu klopfen, während seine Hände weiterwanderten und bei ihren Brüsten haltmachten. Vorsichtig schob er seine Finger unter den Spitzenstoff. Sein Mund wühlte in ihrem Haar.
    Eine heiße Welle nach der anderen überrollte Anne. Sie hatte fast vergessen, wie gut es sich anfühlte, von Joachim berührt zu werden.
    »Kauf dir, was du willst«, murmelte er. »Solange es so was Heißes ist wie dieser Body …«
    Er schob sein Becken vor. Schon spürte Anne Joachims Männlichkeit erwachen. Ihre Wangen brannten, ihr Mund wurde trocken. Kein Lampenfieber diesmal, kein peinliches Rumbaggern. Jetzt geht’s looo-hos, jubelte Annes innere Stimme, die seit gestern Abend nur herumgezetert hatte.
    »Ich liebe dich«, flüsterte sie.
    »Ich dich auch«, kam ein schwaches Echo aus ihren Haaren.
    Ihre Lippen fanden sich. Ihre Körper waren in Hochspannung. Das Telefon klingelte. Der Anrufbeantworter, der im Flur auf einer Kommode stand, sprang an.
    Joachims Stimme, freundlich und souverän: »Guten Tag, hier sind die drei Westheimers – leider nur vom Band. Schön, dass Sie anrufen. Hinterlassen Sie bitte eine Nachricht, wir rufen gern zurück!«
    Piiiiep. »Anne? Bitte, geh sofort ran! Hier ist Mutti!« Ihre Schwiegermutter. Im Hintergrund hörte man Geschrei und Gebrüll. »Ich kann Lars nicht mehr beruhigen. Er möchte zu dir. Er will nur dich, was ich reichlich übertrieben finde. Seine Wunde tut weh, sagt er. Herrgott, Anne, wo bist du? Joachim, hörst du mich wenigstens?«
    Wie schockgefroren standen die beiden im Türrahmen. Sie hätten natürlich einfach weitermachen können. Das Gebrüll ignorieren, die besorgte Stimme von Joachims Mutter, die Tatsache, dass sie sich das alles live anhören mussten. Schließlich kam es auf eine Viertelstunde mehr oder weniger auch nicht an. Stumm sahen sie einander in die Augen. Fragend. Schuldbewusst. Es war Joachim, der als Erster aufgab.
    »Aufgeschoben ist nicht aufgehoben«, murmelte er. »Heute Abend, ja? Da holen wir alles nach.«
    Wieder nix. Hin-und hergerissen zwischen Muttergefühlen und erotischen Sehnsüchten ließ Anne die Arme sinken. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben? Nach diesem Motto hatten sie sich jahrelang ins sexuelle Nirwana gebeamt.
    Joachim zog den Reißverschluss seiner Joggingjacke zu. »Ich hole Lars ab und bringe Brötchen mit. Wenn du willst, auch ein paar Zeitungen. Mach dich ganz in Ruhe fertig, ich kümmere mich ums Frühstück.«
    Rumms. Wieder eine Gelegenheit verpasst. Wieder der große Frust. Anne konnte es nicht fassen. Wieso war der Wurm drin in ihrem Liebesleben? Es war sowieso eine kranke Idee gewesen, Lars bei ihren Schwiegereltern unterzubringen. Er mochte sie nun mal nicht, was Anne nur zu gut verstehen konnte.
    Joachim strich ihr übers Haar. »Mein Schatz, nun guck doch nicht so traurig. Wir haben noch so viele Nächte vor uns. Und heute Abend haben wir ein Date. Im Schlafzimmer!«
    Er gab Anne einen Kuss auf die Wange. Zwei Minuten später fiel die Haustür ins Schloss, und sie war allein. Nein, sie war die einsamste Frau auf der großen, weiten Welt.
    ***
    Anne lag in der Badewanne und sah zu, wie eine Seifenblase nach der anderen zerplatzte. Plopp. Plopp, plopp, plopp. Wie machten das bloß andere
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