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Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit

Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit

Titel: Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit
Autoren: Michelle Raven
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berühren.«
    Diesmal legte sie den Kopf schräg, und seine Hoffnung wuchs, dass er sie erreichen konnte. Langsam bewegte er sich vorwärts, bemüht, so harmlos wie möglich zu wirken. Was bei seiner Größe und der Breite seiner Schultern nicht einfach war. Aber Arlyn musste doch wissen, dass er sich eher die Hände abhacken würde, als ihr wehzutun. Torik blieb stehen, als Arlyn einen Schritt nach hinten tat. Wie sollte er sie erreichen, wenn er sie nicht berühren konnte? Wieder einmal wurde ihm bewusst, dass er kein großer Redner war und Probleme hatte, über seine Gefühle zu sprechen. Aber es musste sein, wenn er seine Gefährtin nicht verlieren wollte.
    Torik holte tief Luft und ließ sie langsam entweichen. »Ich brauche dich, Arlyn, du bist mein Leben. Ich weiß, dass ich das nicht oft genug gesagt habe, aber ich liebe dich über alles.«
    Sie blieb stehen und sah ihn aufmerksam an. Torik bildete sich ein, in ihren Augen Liebe zu entdecken.
    Er bemühte sich, seine Stimme noch beruhigender klingen zu lassen. »Komm bitte zu mir und lass uns nach Hause gehen.« Wieder streckte er die Hand nach ihr aus, und diesmal kam sie tatsächlich näher. Zwei Meter vor ihm blieb sie schließlich stehen. Torik hockte sich auf den Waldboden und lächelte sie an. »Kannst du dich für mich verwandeln?« Hoffnung durchströmte ihn, als sie sich tatsächlich zu verwandeln begann. Mit Mühe gelang es ihm, sich nicht sofort auf sie zu stürzen und sie zu umarmen, was sie nur verschrecken würde.
    Arlyn richtete sich auf, ihre Arme um ihren nackten Oberkörper geschlungen, als wäre ihr kalt. Als sie zu ihm aufschaute, konnte er die Qual in ihren Augen sehen. Ihre Haut war noch blasser als gewöhnlich, und ein Zittern durchlief sie. Die langen Haare hingen wirr in ihr Gesicht und umgaben ihren Körper. »Torik.« Ihre Stimme klang rau, und er sah die Reißzähne aufblitzen. Anscheinend war es ihr nicht gelungen, sich vollständig zu verwandeln.
    Torik hatte Mühe, sein Lächeln beizubehalten. »Ja, mein Schatz.« Vorsichtig schob er sich ein Stück vor, bis er mit seinen Fingerspitzen ihren Arm berühren konnte. Ein Schauder schüttelte sie, ihre Augen schlossen sich. »Sieh mich an. Bitte.«
    Arlyns Lider hoben sich, und es lag ein so tiefer Schmerz in ihrem Blick, dass Torik ihn körperlich fühlte. »Ich kann nicht mehr, Torik.«
    Sein Herz krampfte sich zusammen. »Versuch es bitte. Für mich. Für uns.«
    Langsam schüttelte sie den Kopf. »Der Drang ist zu stark, ich kann ihn nicht mehr unterdrücken. Ich habe so lange dagegen angekämpft, ich bin müde.«
    Torik nahm ihre Hand in seine. »Zusammen können wir es schaffen. Du darfst nicht aufgeben!«
    Arlyns Finger strichen über seine Wange, ein trauriges Lächeln hob ihre Mundwinkel. »Ich liebe dich, Torik. Es tut mir leid.« Damit begann sie, sich zu verwandeln.
    Verzweifelt sprang er vor und umschlang sie mit seinen Armen. »Nein, bleib bei mir!«
    Sie fauchte warnend und versuchte, sich aus seinem Griff zu winden. Doch Torik wusste, dass sie für immer für ihn verloren war, wenn er sie jetzt losließ. Er legte seinen Kopf an ihren Nacken. »Bitte, versuch es!«
    Er spürte es kaum, wie sie ihre Pfoten gegen seine Beine drückte, um ihn von sich zu stoßen. Erst als ein scharfer Schmerz durch seinen Arm fuhr, lockerte er seinen Griff, und Arlyn gelang es, sich zu befreien. »Nein!«
    Ein paar Meter entfernt blieb sie stehen und sah ihn noch einmal aus traurigen Augen an, dann drehte sie sich um und jagte davon. Torik wusste, dass er sie einholen konnte, aber er blieb einfach sitzen, seinen Arm an die Brust gepresst. Es war vorbei. Er hatte sie verloren. Selbst wenn er sie noch einmal fand und mit ins Lager schleppte, würde er sie nicht dort halten können. Das, was er und ihre Eltern schon seit Langem befürchteten, war eingetreten: Arlyn war zu einer Einzelgängerin geworden. Leidenschaftslos blickte Torik auf seinen Arm hinab, über den sich eine lange, blutige Wunde zog. Anstatt sie zu lecken, um das Blut zu stoppen und Narbenbildung zu verhindern, verwandelte er sich in einen Berglöwen und legte sich hin. Vielleicht hatte er Glück und starb am Blutverlust.

1
    Zwölf Jahre später
    Mit einem schlechten Gefühl lief Torik auf Finns Hütte zu. Der Ratsführer hatte ihn während seiner Schicht als Wächter rufen lassen, und das tat er normalerweise nur, wenn etwas Unvorhergesehenes geschehen war. War die Ruhe, die in den vergangenen Monaten geherrscht hatte, nun
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