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Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit

Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit

Titel: Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit
Autoren: Michelle Raven
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Vermutlich würde sie es nicht lustig finden, wenn ein fremder Mann in ihre Fenster blickte.
    Vorsichtig schlich er um das Grundstück herum, bis er vom Haus aus ungesehen hinter der Garage herauskam. Ein Blick durch das kleine, rückwärtige Fenster bestätigte, dass sich ein Wagen darin befand. Die Autorin schien also zu Hause zu sein, sofern sie nicht mehrere Autos besaß. Torik zog sich wieder in die Büsche zurück. Nachdem er einen Standort gefunden hatte, von dem aus er das Haus und das Grundstück gut überblicken konnte, richtete er sich dort ein und wartete auf die Dunkelheit. Es würde nicht mehr lange dauern, der Himmel über den Bergkuppen, die hinter dem See aufragten, färbte sich bereits rötlich. Einen Moment lang war Torik von dem wunderschönen Panorama gefangen, dann schob er das Gefühl beiseite. Dafür war er nicht hierhergekommen, Natur gab es auch im Berglöwengebiet genug.
    Torik nahm ein Stück Brot aus seinem Rucksack und lehnte sich mit dem Rücken gegen einen Baumstamm. Wenn er schon warten musste, konnte er die Gelegenheit nutzen und ein wenig lesen, solange es noch hell genug dafür war. Das Cover bestand aus einer Landschaft, vor der ein übermäßig muskulöser nackter Mann mit langen schwarzen Haaren und einem übertrieben grimmigen Gesichtsausdruck stand, neben ihm ein Berglöwe in Angriffspose. Torik rollte mit den Augen und schlug das Buch auf. Zuerst besah er sich noch einmal das Autorenfoto und versuchte zu verstehen, wie jemand, der derart harmlos aussah, so skrupellos sein konnte, Informationen über echte Wandler in einem Buch zu verarbeiten. Natürlich wusste er, dass man nicht jedem ansehen konnte, was er wirklich dachte. Doch auch die Liste von bisherigen Veröffentlichungen deutete nicht darauf hin, dass Caitlin etwas anderes war als eine Autorin von Liebesromanen. Bisher hatte sie ein Dutzend Romane veröffentlicht, einige davon waren Bestseller.
    In Erinnerung an Marisas warnende Worte zum Inhalt schlug Torik mit einem Seufzer die erste Seite auf.
    Unruhig lief Tarek die äußere Grenze ihres Gebiets entlang, auf der Suche nach demjenigen, dessen Geruch er witterte. Es war eindeutig ein Mensch und vor allem eine Frau, die hier nichts zu suchen hatte. Das Lager der Berglöwenwandler lag versteckt in der Wildnis hinter den Grenzen des Yosemite National Parks, wo sie sicher sein konnten, nie von den Menschen entdeckt zu werden. Und trotzdem war diese Frau hier, sie roch nach Sonne und Honig – und nach Furcht. Tarek wünschte, er hätte einem der anderen Wächter die Aufgabe überlassen, herauszufinden, wer oder was einen ihrer Sensoren ausgelöst hatte, mit denen sie ihr Gebiet schützten. Aber nein, er hatte sich freiwillig gemeldet, um damit der Versammlung zu entgehen, die er mied, so oft es ging. Tarek schüttelte den Gedanken ab und schlich sich näher an die Menschenfrau heran. Sein Herz klopfte im Takt seiner Schritte, während seine Pfoten auf dem weichen Waldboden keinen Laut verursachten.
    Schließlich war er nah genug, dass er die Fremde sehen konnte. Langes hellblondes Haar schimmerte fast weiß im Licht des Vollmonds, ihre Haut wirkte wie Porzellan. Seine empfindlichen Ohren fingen ihre keuchenden Atemzüge auf, während sie durch den dunklen Wald stolperte und dabei immer weiter in das Gebiet der Berglöwen eindrang. Tarek nutzte den Vorteil seiner besseren Sehkraft aus und näherte sich ihr unbemerkt bis auf wenige Meter. Vermutlich hätte er sie töten sollen, damit sie die Wandler nicht verraten konnte, aber irgendetwas hielt ihn zurück. So folgte er ihr nur wie ein Schatten, um zu sehen, was sie vorhatte. Erst als sie dem Lager immer näher kam, entschied er, dass er sie aufhalten musste. Er setzte zum Sprung an und …
    Torik hob abrupt den Kopf, als er einen fremden Geruch witterte. Die Haustür öffnete sich, und eine Frau trat heraus. Ohne hinzusehen, steckte Torik das Buch in den Rucksack und richtete sich auf. Caitlin Walker sah genauso aus wie auf dem Foto – nur in Farbe. Sie hatte runde, für das heutige Schönheitsideal vermutlich etwas zu breite Hüften und große Brüste, wilde schulterlange Haare in einer undefinierbaren Farbe irgendwo zwischen blond und braun und vor allem große, ausdrucksvolle Augen. Im Moment kniff sie sie gegen die Sonne zusammen, als wäre sie die Helligkeit nicht gewöhnt. Caitlin drehte sich um und jonglierte eine Tasche, Jacke und ihren Schlüssel, wobei sie Letzteren mehrfach fallen ließ, bevor sie ihn
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