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Gevatter Tod

Gevatter Tod

Titel: Gevatter Tod
Autoren: Terry Pratchett
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sagte Tod.
    »Und – die Knochen…«
    DU KANNST HAUT UND HAAR BEHALTEN, WENN DU UNBEDINGT WILLST.
    Verständliche Erleichterung durchströmte Mort, und er ließ den angehaltenen Atem entweichen.
    »Wenn mein Vater nichts dagegen hat …«, sagte er.
    Sie sahen Lezek an, der sich nachdenklich das Kinn rieb.
    »Was hältst du davon, Mort?« fragte er mit der Nervosität eines Fieberopfers. »Vermutlich würden sich viele Leute einen anderen Beruf wünschen. Ich muß zugeben, daß ich mir nicht unbedingt so etwas vorgestellt habe. Aber es heißt, das Bestattungsgewerbe habe durchaus seine Vorzüge. Die Wahl liegt bei dir, Sohn.«
    »Bestattungsgewerbe?« wiederholte Mort. Tod nickte und hob in einer verschwörerischen Geste den Zeigefinger zum Mund.
    »Es ist – interessant«, sagte Mort langsam. »Ich glaube, ich sollte es versuchen.«
    »Äh, wo gehst du deinen Geschäften nach?« fragte Lezek und erinnerte sich vage daran, schon eine ähnliche Frage gestellt zu haben. »Ist jener Ort weit entfernt?«
    NUR EINE SCHATTENBREITE, antwortete Tod. ICH WAR ZUR STELLE, ALS DIE ERSTE PRIMITIVE ZELLE ENTSTAND. ICH BIN DORT, WO MENSCHEN WEILEN. UND ICH WERDE AUCH ZUGEGEN SEIN, WENN DAS LETZTE LEBEN DEN VERBLASSENDEN GLANZ GEFRIERENDER STERNE BEKLAGT.
    »Oh«, brummte Lezek, »offenbar bist du ziemlich beschäftigt.« Er runzelte verwirrt die Stirn, wie jemand der angestrengt versucht, sich etwas Wichtiges ins Gedächtnis zurückzurufen. Schließlich gab er es auf.
    Tod klopfte ihm kameradschaftlich auf die Schulter und sah dann Mort an.
    HAST DU IRGENDWELCHE SACHEN DABEI?
    »Ja«, sagte Mort sofort. Dann fiel ihm etwas ein. »Oh, ich glaube, sie sind noch im Laden. Paps, wir haben meinen Sack beim Schneider vergessen!«
    »Bestimmt hat er sein Geschäft längst geschlossen«, erwiderte Lezek. »In der Neujahrsnacht wird gefeiert und nicht verkauft. Dir bleibt wohl nichts anderes übrig, als bis übermorgen zu warten. Äh, bis morgen. Heute ist schon ja morgen. Ich meine…«
    ES SPIELT KEINE ROLLE, JUNGE, behauptete Tod. WIR BRECHEN SOFORT AUF. BESTIMMT HABE ICH HIER BALD ZU TUN, UND DANN KÖNNEN WIR DEINE HABSELIGKEITEN ABHOLEN.
    »Besuch uns, sobald du Gelegenheit dazu findest«, sagte Lezek. Es schien ihm eine gewisse Mühe zu bereiten, seine Gedanken zu ordnen.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob das ein gute Idee ist«, entgegnete Mort.
    »Tja, nun, äh, auf Wiedersehen, Junge«, stammelte Lezek. »Sei fügsam und fleißig, klar? Und… Entschuldige bitte, Herr, hast du einen Sohn?«
    Tod musterte ihn verwundert.
    NEIN, sagte er. NEIN, ICH HABE KEINE SÖHNE.
    »Nun, ich würde gern noch einige letzte Worte an Mort richten, wenn es dir recht ist.«
    ICH KÜMMERE MICH INZWISCHEN UMS PFERD, verkündete Tod und zeigte damit weitaus mehr Taktgefühl als sonst.
    Lezek legte Mort den Arm um die Schultern – was angesichts des Größenunterschieds nicht unbeträchtliche Akrobatik erforderte – und führte ihn fort.
    »Weißt du, was mir dein Onkel Hamesh über das Lehrgewerbe verriet?« flüsterte er.
    »Nein.«
    »Nun, er gab mir einen wichtigen Hinweis«, vertraute der alte Mann seinem Sohn an. »Er meinte, der Lehrling trete häufig die Nachfolge seines Ausbilders an. Wie gefällt dir diese Aussicht?«
    Mort dachte an Knochen, an leere Augenhöhlen, in denen kleine blaue Sterne leuchteten. »Äh, ich weiß nicht so recht…«
    »Du solltest gründlich darüber nachdenken«, riet Lezek.
    »Ich denke darüber nach, Vater.«
    »Viele junge Burschen haben auf diese Weise angefangen, meint Hamesh. Sie machen sich nützlich, gewinnen das Vertrauen ihres Herrn und… Nun, wenn Töchter im Haus sind… Hat – äh – hat er irgendwelche Töchter erwähnt?«
    »Er – wer?« fragte Mort.
    »Du weißt schon. Der Mann, in dessen Dienste du trittst.«
    »Ach, er. Nein. Nein, ich glaube nicht«, sagte Mort langsam. »Vermutlich gehört er nicht zu den Leuten, die Wert auf Ehe und Familie legen.«
    »Viele junge Männer verdanken ihren beruflichen Aufstieg gut überlegten Trauungsscheremonien«, sagte Lezek.
    »Tatsächlich?«
    »Hörst du mir überhaupt zu, Mort?«
    »Was?«
    Lezek blieb auf dem vereisten Pflaster stehen, griff nach den Schultern des Jungen und drehte ihn zu sich herum.
    »So geht das nicht weiter, Sohn«, sagte er. »Reiß dich endlich zusammen! Wenn du es in dieser Welt zu etwas bringen willst, mußt du zunächst einmal lernen, richtig zuzuhören. Verstehst du? Hör wenigstens auf mich, deinen Vater.«
    Mort sah in das
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