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Getrieben - Durch ewige Nacht

Getrieben - Durch ewige Nacht

Titel: Getrieben - Durch ewige Nacht
Autoren: Veronica Rossi
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Gedanken zurückgehen, um nicht den Anschluss zu verpassen. »Du brauchst Tätowierungen. Es ist gefährlich, wenn du keine hast. Einen besonders ausgeprägten Sinn zu verbergen, gilt als hinterlistig, Aria. Menschen können getötet werden, wenn sie das verheimlichen.«
    »Roar hat es mir erklärt«, bestätigte sie.
    Da sie sich seit der Abreise aus Marrons Lager im Wald aufgehalten hatte, war das bisher kein Problem gewesen. Aber sobald sie nach Norden zog, würde sie auf andere Menschen treffen. Sie konnte nicht leugnen, dass die Horcher-Tätowierungen ihr Leben in der Außenwelt sicherer machen würden.
    »Nur ein Kriegsherr kann sie gewähren«, meinte Perry. »Zufälligerweise kenne ich einen.«
    »Du willst dafür sorgen, dass ich diese Zeichnungen bekomme? Obwohl ich nur ein Halbblut bin?«
    Er neigte den Kopf zur Seite, und ein paar blonde Strähnen fielen ihm in die Augen. »Ja. Das will ich unbedingt.«
    »Perry, was ist mit …« Aria verstummte. Sie war sich nicht sicher, ob sie die Frage aussprechen sollte, die sie seit Monaten quälte, aber sie musste es wissen – selbst wenn es bedeutete, dass sie etwas erfuhr, was ihr den Boden unter den Füßen wegziehen würde. »Du hast mir erzählt, dass du nur mit einer anderen Witterin zusammen sein kannst, und ich bin nicht …« Sie biss sich auf die Lippe und beendete den Satz nur in Gedanken.
Ich bin nicht wie du. Ich bin nicht das, was du willst.
    Ihr Gesicht wurde ganz heiß, als er sie anschaute. Egal, was sie sagte oder nicht sagte, er konnte ihre tiefe Verunsicherung wittern.
    Perry kam noch näher und fuhr ihr mit den Fingern sanft übers Kinn. »Seit ich dich kenne, denke ich über viele Dinge anders. Und das ist nur eines davon.«
    Plötzlich konnte Aria es sich nicht vorstellen, ihn zu verlassen. Sie musste einen Weg finden, das zu verhindern. Der Stamm würde sie hassen, weil sie eine Siedlerin war – daran bestand kein Zweifel. Und wenn sie und Perry Hand in Hand im Dorf ankamen, würden die Tiden sämtliches Vertrauen in seine Urteilskraft verlieren. Aber was wäre, wenn sie und Perry die Aufmerksamkeit auf etwas anderes lenkten? Auf etwas, das sie beide brauchten? In ihrem Kopf nahm eine Idee Gestalt an.
    »Hast du den Tiden irgendwas über mich erzählt?«, hakte sie nach.
    Er runzelte die Stirn. Mit dieser Frage schien er nicht gerechnet zu haben. »Ich habe ein paar Leuten erzählt, dass du helfen würdest, die Blaue Stille zu finden.«
    »Mehr nicht?«
    »Ich habe mit niemandem über
uns
gesprochen, falls du das meinst.« Er zuckte die Schultern. »Das ist privat … eine Sache zwischen dir und mir.«
    »Dann sollten wir es auch dabei belassen. Ich werde dich als eine Verbündete begleiten, aber
uns
halten wir da raus.«
    Perry lachte, doch es klang matt und freudlos. »Ist das dein Ernst? Du meinst, wir sollen
lügen

    »Es wäre ja nicht gelogen. Das ist nichts anderes als das, was du gerade gesagt hast: Wir halten es privat. Auf diese Weise können wir den Stamm daran gewöhnen. Wir sprechen erst über uns, wenn wir eine genauere Vorstellung davon haben, wie deine Leute darauf reagieren werden. Roar wird Stillschweigen bewahren, wenn wir ihn darum bitten. Aber was ist mit Reef?«
    Perry nickte, doch sein Kiefer war angespannt. »Er hat mir Treue geschworen. Er wird tun, was ich von ihm verlange.«
    Das Geräusch eines knackenden Zweigs lenkte Arias Aufmerksamkeit auf die Dunkelheit des Waldes. Drei unterschiedliche Schritte bildeten sich heraus, einer davon schwerer als die anderen. Der Rest von Perrys Wache näherte sich ihnen. Sie sprachen leise, aber die einzelnen Stimmen unterschieden sich in Arias Ohren deutlich voneinander und waren so einzigartig wie die Gesichtszüge eines Menschen. »Die anderen kommen.«
    »Lass sie kommen«, erwiderte Perry. »Das sind meine Männer, Aria. Ich habe nichts vor ihnen zu verbergen.«
    Sie wollte ihm ja glauben, doch sie mussten klug vorgehen. Als neuer Anführer war er darauf angewiesen, dass sein Stamm hinter ihm stand. Aber Aria konnte nicht leugnen, dass eine Tätowierung ihre Chancen erhöhen würde, die Blaue Stille zu finden – ganz zu schweigen von den Vorteilen, die Perrys Begleitung auf ihrem Weg nach Rim bot. Er war ein Jäger, ein Krieger und ein Überlebenskünstler. Keiner bewegte sich mit einer solchen Leichtigkeit im Grenzland wie er. All das waren gute Gründe, ein paar Wochen bei den Tiden zu bleiben, ehe sie nach der Blauen Stille suchten. Sie und Perry würden alles
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