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Getrieben - Durch ewige Nacht

Getrieben - Durch ewige Nacht

Titel: Getrieben - Durch ewige Nacht
Autoren: Veronica Rossi
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Schultern hoch, als er auf die beiden zuging.
    Perry fluchte unterdrückt. Er brauchte mehr Zeit mit ihr. Allein.
    Reef verlangsamte seine Schritte, als er sah, dass Aria in Alarmbereitschaft und bewaffnet war. Vermutlich nicht gerade das, was er von einer Siedlerin erwartet hatte.
    Auch Perry bemerkte, wie sehr sie auf der Hut war. Mit der Narbe im Gesicht und dem durchdringenden Blick sah Reef wie jemand aus, dem man lieber aus dem Weg ging.
    Perry räusperte sich. »Aria, das ist Reef, der Anführer meiner Wache.« Es fühlte sich seltsam an, zwei Menschen einander vorzustellen, die ihm so viel bedeuteten. Es schien ihm, als hätten sie einander eigentlich längst kennen sollen.
    Reef nickte kurz und warf Perry dann einen scharfen Blick zu. »Auf ein Wort!«, forderte er und stakste steifbeinig davon.
    Es ärgerte Perry, dass Reef in diesem Ton mit ihm sprach, aber er vertraute ihm. Rasch wandte er sich an Aria: »Ich bin gleich wieder da.«
    Er war gerade erst ein paar Schritte gegangen, als Reef sich so ruckartig umdrehte, dass seine Zöpfe durch die Luft wirbelten. »Ich muss dir ja wohl nicht sagen, in welcher Stimmung du gerade bist, oder? Es ist der Geruch der
Dummheit
. Du hast uns hierhergebracht, weil du hinter einem Mädchen her bist, das dich so …«
    »Sie ist eine Horcherin«, unterbrach ihn Perry. »Sie kann dich hören.«
    Reef stach mit dem Zeigefinger in die Luft. »Ich möchte, dass
du
mich hörst, Peregrine. Du hast einen Stamm, für den du Verantwortung trägst. Du kannst es dir nicht leisten, wegen eines Mädchens den Kopf zu verlieren – schon gar nicht wegen einer Siedlerin. Hast du vergessen, was geschehen ist? Denn eines kann ich dir garantieren: Dein Stamm hat es nicht vergessen.«
    »Sie ist nicht schuld an den Entführungen. Damit hatte sie nichts zu tun. Außerdem ist sie nur zur Hälfte eine Siedlerin.«
    »Sie ist ein
Maulwurf
, Perry! Eine von
denen
! Das und nichts anderes werden deine Stammesmitglieder sehen.«
    »Sie werden tun, was ich ihnen sage.«
    »Aber vielleicht werden sie sich auch hinter deinem Rücken gegen dich wenden. Was glaubst du wohl, wie sie es aufnehmen werden, wenn sie dich mit ihr sehen? Vale mag mit den Siedlern Handel getrieben haben, aber er hat nie eine von ihnen mit in sein Bett genommen.«
    Perrys Hand zuckte vorwärts und packte Reef am Kragen. Sie standen so dicht voreinander, dass sich ihre Nasenspitzen fast berührten. Reefs Stimmung war wie ein eisiges Brennen auf Perrys Zunge. »Das reicht, du hast deine Meinung deutlich genug gemacht.« Perry ließ Reef los, trat einen Schritt zurück und atmete ein paarmal tief ein. Die Stille, die sich zwischen ihnen ausbreitete, war irgendwie zu laut.
    Er wusste, dass es zu Problemen führen würde, wenn er Aria zu den Tiden mitnahm. Trotz ihrer Unschuld würde der Stamm sie für die entführten Kinder verantwortlich machen, weil sie eine Siedlerin war. Er wusste genau, dass es nicht leicht werden würde – zumindest am Anfang –, aber er würde einen Weg finden. Was auch immer als Nächstes getan werden musste, er wollte sie an seiner Seite haben. Es war seine Entscheidung als Kriegsherr.
    Perry schaute zuerst in die Richtung, wo Aria wartete, und dann zu Reef. »Weißt du was?«
    »Was?«, fragte Reef mürrisch.
    »Du hast ein lausiges Zeitgefühl.«
    Reef grinste. Er fuhr sich mit der Hand über den Hinterkopf und seufzte. »Kann schon sein«, räumte er ein. Der scharfe Ton war aus seiner Stimme verschwunden. »Perry, ich möchte nicht erleben müssen, wie du diesen Fehler begehst.« Er deutete mit dem Kinn auf die Kette. »Ich weiß, welchen Preis du dafür bezahlt hast, und ich will nicht zusehen, wie du sie verlierst.«
    »Ich weiß, was ich tue.« Perry schloss die Finger um das kühle Metall. »Ich werde die Kette nicht verlieren.«

[zurück]
Aria
| Kapitel Zwei
    Aria starrte auf die Bäume und lauschte auf Perrys Schritte, die immer lauter wurden, als er zurückkehrte. Zuerst sah sie die schimmernde Kette um seinen Hals und dann seine Augen, die in der Dunkelheit aufblitzten. Perry und sie waren vorhin so schnell aufeinander zugestürmt, dass sie ihn erst jetzt, als er auf sie zukam, genauer betrachten konnte.
    Er imponierte ihr. Noch wesentlich mehr als in ihrer Erinnerung. Er war wirklich größer geworden, genau wie sie vermutet hatte, und um die Schultern auch muskulöser, sodass seine hoch aufgeschossene Gestalt nicht mehr so schlaksig wirkte. Im schwachen Licht sah sie, dass er einen
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