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Getrieben - Durch ewige Nacht

Getrieben - Durch ewige Nacht

Titel: Getrieben - Durch ewige Nacht
Autoren: Veronica Rossi
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Schritte brannte eine Notbeleuchtung. »Bleib dicht hinter mir.«
    Gemeinsam rannten sie durch den umlaufenden Korridor, begleitet vom Heulen des Feueralarms, das unerträglich laut von den Betonmauern zurückgeworfen wurde. Die Temperatur war gestiegen, und es roch nach Rauch: Das Feuer hatte sich einen Weg in die Biosphäre gebahnt. Mit jedem Schritt ließen Arias Kräfte nach, genau wie sie befürchtet hatte, und sie hatte das Gefühl, unter Wasser zu laufen.
    »Hier«, sagte sie schließlich und blieb vor einer breiten Doppelflügeltür mit der Aufschrift
Panopticon
stehen. »Hier hat Hess sie eingesperrt.« Sie drückte einen Knopf auf einer kleinen Schalttafel neben der Tür, auf deren Bildschirm jedoch sofort
Kein Zutritt
aufleuchtete. Sie versuchte es noch einmal, tippte wütend auf die Knöpfe. Es konnte doch nicht sein, dass sie so dicht vor dem Ziel waren und nicht hineinkamen.
    Die Soldaten, die um die Kurve gerannt kamen, hörte Aria nicht, denn die Sirenen verschluckten das Geräusch ihrer Schritte. Aber Perry sah sie, und als er schoss, explodierte neben Aria ein Feuerwerk von hellen Blitzen. Am anderen Ende des Korridors gingen die Soldaten zu Boden. Perry sprintete los und überwand die Entfernung zu ihnen in unglaublicher Geschwindigkeit. Er riss einen von ihnen am Kragen hoch und zerrte den zappelnden Mann, den er am Bein erwischt hatte, zurück zur Tür.
    »Mach die Tür auf!«, befahl Perry und drückte den Soldaten mit der Nase auf die Schalttafel.
    »Nein!« Der Mann wand sich hin und her.
    Plötzlich sah Aria das leblose Gesicht ihrer Mutter vor sich. Sie durfte nicht schon wieder versagen. Talon war da drin. Tausende von Menschen würden sterben, wenn sie nicht hineingelangten.
    Mit ihrem unverletzten Arm riss sie ihr Messer aus der Scheide und zog es dem Soldaten durchs Gesicht. Die Stahlklinge verursachte ein schabendes Geräusch, als sie auf den Kieferknochen traf. »Mach die Tür auf!«
    Der Mann schrie und zuckte zurück. Dann drückte er verzweifelt auf die Schaltknöpfe und bettelte, sie mögen ihn laufen lassen.
    Die Tür schwang auf und gab den Blick auf einen langen Gang frei.
    Aria rannte los; ihre Schritte dröhnten auf dem glatten Boden. Als sie auf der anderen Seite ankam und im Panop stand, blieb sie wie angewurzelt stehen. Sie war wieder zu Hause.
    Sie schaute sich langsam und gründlich um – und fühlte sich wie eine Fremde. Um das Atrium in der Mitte schraubten sich in einer perfekten Spirale die vierzig Ebenen in die Höhe, auf denen sie geschlafen, gegessen, die Schule besucht und sich in die Welten bilokalisiert hatte.
    Das Panopticon erschien ihr größer und trostloser als in ihrer Erinnerung. Die graue Farbe, die sie früher kaum wahrgenommen hatte, kam ihr jetzt leblos, kalt und erdrückend vor. Wie hatte sie hier jemals glücklich sein können?
    Dann wanderte ihr Blick von den vertrauten Dingen zu allem, was nicht stimmte: der Rauch, der aus den höheren Ebenen drang. Abbröckelnde Betonstücke, die ihr und Perry fast vor die Füße fielen. Menschen, die durcheinanderliefen – oder einander jagten. Die markerschütternden Angstschreie, die über das Heulen der Sirenen hinweg zu hören waren. Am unglaublichsten waren jedoch die Gruppen von Menschen, die in den Lounges des Atriums saßen und sich ganz normal unterhielten, als wäre nichts Ungewöhnliches geschehen.
    Aria entdeckte Pixies kurzen, schwarzen Haarschopf und lief zu ihr.
    Pixie fuhr zusammen, als Aria sie erreichte, und blinzelte verwirrt. »Aria?« Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. »Wie schön, dich zu sehen! Soren hat uns erzählt, du seist am Leben, aber ich dachte, er treibt wieder nur irgendein Spielchen.«
    »Reverie bricht zusammen! Du musst hier raus, Pixie. Du musst gehen!«
    »Wohin soll ich denn gehen?«
    »In die Außenwelt!«
    Pixie schüttelte den Kopf, nackte Angst in den Augen. »Oh nein … Da geh ich bestimmt nicht hin. Hess hat gesagt, wir sollen hierbleiben und die Welten genießen. Er bringt alles wieder in Ordnung.« Sie lächelte. »Setz dich doch, Aria. Hast du die Atlantis-Welt gesehen? Die Tangwälder sind um diese Jahreszeit einfach mega.«
    »Wir haben keine Zeit mehr, Aria«, mahnte Perry neben ihr.
    Pixie schien ihn erst jetzt zu bemerken. »Wer ist das?«
    »Wir suchen Soren«, sagte Aria hastig. »Kannst du ihm eine Nachricht senden?«
    »Klar, das mache ich sofort. Aber er ist ganz in der Nähe, drüben in der Südlounge.«
    Aria wandte sich Perry zu.
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