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Getrieben - Durch ewige Nacht

Getrieben - Durch ewige Nacht

Titel: Getrieben - Durch ewige Nacht
Autoren: Veronica Rossi
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an. Dann wandte er sich wieder den Schaltknöpfen zu.
    Perry warf einen Blick auf seinen Neffen, überrascht, welchen Einfluss er auf Soren ausübte. Wie hatte er das denn geschafft? Perry verstaute seine Pistole rasch in einem Regal mit weiteren Waffen und wies Talon und Clara an, sich an die Rückwand zu setzen. Dann ging er in die Hocke und musterte seinen Neffen eindringlich. »Alles in Ordnung?«
    Talon nickte und lächelte müde. Perry erkannte Züge von Vale in den tiefgrünen Augen des Jungen und bemerkte, dass seine Milchzähne verschwunden und durch die bleibenden Zähne ersetzt waren. Plötzlich spürte er all die Monate, die sie verloren hatten, und die ganze Last seiner Verantwortung. Talon gehörte jetzt zu ihm.
    Als die Motoren mit einem Dröhnen ansprangen, richtete er sich auf. Im Cockpit wurde es dunkel, nur die Steuerkonsole war erleuchtet.
    »Haltet euch fest!«, schrie Soren.
    Ein beunruhigtes Raunen ging durch die Menge in der großen Kabine. Aria schlüpfte durch die Tür und betrat das Cockpit genau in dem Moment, als das Hovercraft mit einem Ruck vom Boden abhob. Perry packte Aria an der Taille und fing sie auf. Das Luftkissenfahrzeug schoss vorwärts, und Aria wurde mit dem Rücken gegen seine Brust gepresst. Perry schloss die Arme um sie und hielt sie fest, während die Wände des Hangars vorbeischossen und das Hovercraft mit jeder Sekunde schneller wurde. Dann verließ es die Halle und drang in den Rauch ein. Durch die Windschutzscheibe konnte Perry nicht das Geringste erkennen, sah aber, dass Soren mithilfe eines Bildschirms direkt vor sich das Fahrzeug steuerte.
    Nach wenigen Sekunden durchbrachen sie die Rauchwolken und ließen den Qualm hinter sich. Perry schaute ehrfurchtsvoll auf die Erde unter ihnen. Er war nach einem Falken benannt worden, hätte aber nie im Leben gedacht, dass er einmal fliegen würde. Trichter gingen auf den Wüstenboden nieder, aber der Sturm legte sich allmählich. Das blasse Licht der Morgendämmerung breitete sich am Himmel aus und dämpfte das grelle Leuchten des Äthers. Perry spürte, wie sich Aria entspannte und an ihn lehnte, woraufhin er sein Kinn auf ihren Kopf stützte.
    Als sich das Luftkissenfahrzeug auf die Seite legte und Kurs Richtung Westen nahm, entdeckte Perry Hess’ Flotte, die sich als Lichtspur in der Ferne durch das Tal bewegte. Er erkannte die Form des gewaltigen Hovercrafts wieder, das er im Hangar gesehen hatte. Dann kam Reverie in Sicht. Die Biosphäre war in Rauch gehüllt und drohte einzustürzen.
    Aria starrte stumm darauf, ganz still in seinen Armen. Perrys Blick wanderte über die Rundung ihrer Schulter zu ihren Wangenknochen, auf die der dunkle Schatten ihrer Wimpern fiel, als sie gegen die Tränen anblinzelte. Der Anblick versetzte seinem Herzen einen Stich, denn er verstand genau, was sie empfand. Auch er hatte seine Heimat verloren.
    »Wenn du dazu in der Lage bist, Aria, könntest du mir dann vielleicht mal verraten, welchen Kurs ich nehmen soll?!«
    Perrys Hände ballten sich zu Fäusten, als er den Ton in Sorens Stimme hörte.
    Aria drehte sich um und schaute fragend zu ihm auf. Der Verband an ihrem Arm war durchgeblutet. Sie musste medizinisch versorgt werden, und zwar bald.
    »Zu den Tiden«, sagte er mit Gewissheit, weil es sich richtig anfühlte. Schließlich hatte er jede Menge Platz, und nach allem, was er in den letzten Stunden gesehen hatte, wurde er das Gefühl nicht los, dass sich die Siedler schneller an die Höhle gewöhnen würden als sein eigener Stamm.
    Arias graue Augen funkelten in dem schummrigen Cockpit. »Die Kisten im Laderaum sind voll mit Vorräten. Lebensmittel, Waffen und Medikamente.«
    Perry nickte. Es war eine einfache Entscheidung, eine naheliegende Allianz. Gemeinsam waren sie stärker, und dieses Mal würden die Siedler willkommen sein. Perry warf Soren einen Blick zu. Zumindest die meisten von ihnen.
    »Flieg nach Nordwesten, über die Bergkette dort drüben«, wies Aria ihn an.
    Soren korrigierte den Kurs entsprechend und steuerte das Luftkissenfahrzeug auf das Tal der Tiden zu. Perry schaute kurz zu Talon, den er endlich nach Hause bringen würde. Seinem Neffen würden gleich die Augen zufallen. Clara neben ihm schlief bereits.
    Aria nahm seine Hand und führte ihn zu dem freien Kopilotensitz. Perry setzte sich und zog sie auf seinen Schoß. Sie drehte sich um, schmiegte sich an ihn und legte ihre Stirn an seine Wange. Und für einen Moment hatte Perry alles, was er
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