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Getrieben - Durch ewige Nacht

Getrieben - Durch ewige Nacht

Titel: Getrieben - Durch ewige Nacht
Autoren: Veronica Rossi
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sich öffnete, standen sie Soldaten gegenüber, die sie überrascht anstarrten.
    Perry preschte an ihnen vorbei in einen breiten, um die Kuppel herumführenden Korridor, bis der Alarm hinter ihm immer leiser wurde. Er wusste nicht, wohin er rannte, wusste nur, dass er Aria in Sicherheit bringen und Talon finden musste.
    Plötzlich blieb Aria stehen. »Hier!«, rief sie und drückte auf einen der Steuerknöpfe vor einer Tür. Sie schwang auf, und die beiden stürmten hinein.

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Aria
| Kapitel Vierzig
    Aria ließ sich mit dem Rücken gegen die Wand sinken. Die Schwindelanfälle kamen immer schneller, und sie war völlig außer Atem. Ihr Herz schlug zu schnell. Sie musste sich beruhigen.
    Perry stand neben der Tür und lauschte auf die Geräusche aus dem Korridor. Es hatte den Anschein, als sei er mit der Waffe in seiner Hand schon ewig vertraut, als nutze er sie schon seit Jahren und nicht erst seit ein paar Minuten. Die Rufe der Soldaten wurden lauter.
    »Vergiss es«, hörte Aria eine Stimme auf dem Gang. »Sie sind weg.« Dann verhallten ihre Schritte.
    Perry senkte die Pistole. Er musterte Aria besorgt. »Rühr dich nicht vom Fleck.«
    Sie schloss die Augen. Der Schmerz in ihrem Arm war nahezu unerträglich, aber ihr Kopf war klar, anders als nach der Vergiftung. Am meisten beunruhigte sie das Gefühl, wie das Blut ihren Arm hinablief und von ihren Fingerspitzen tropfte. Sie konnte trotz Schmerzen funktionieren, aber der Blutverlust würde sie schwächen und langsam machen.
    Bei dem Raum, in den sie sich geflüchtet hatten, handelte es sich um ein Depot mit Ausrüstungen für Notfallevakuierungen. Sie kannte solche Lagerräume von den Sicherheitsübungen in der Biosphäre. An den Wänden standen lange Reihen von Metallschränken, in denen Schutzanzüge, Sauerstoffmasken, Feuerlöscher und Erste-Hilfe-Kästen aufbewahrt wurden.
    Perry lief zum ersten Schrank und kam mit einem kleinen Metallkoffer zurück. Er kniete sich hin und klappte ihn auf.
    »Da müsste ein blaues Glasröhrchen drin sein«, keuchte Aria, »um Blutungen zu stoppen.«
    Perry durchwühlte den Koffer und fand schließlich das Röhrchen sowie Verbandszeug. »Sieh mich an!«, befahl er und richtete sich auf. »Direkt in die Augen.«
    Als er ihre Hand von der Wunde nahm, sog Aria bei dem Schmerz, der ihr durch den Arm schoss, scharf die Luft ein. Die Kugel hatte ihren Bizeps verletzt, aber merkwürdigerweise spürte sie die schlimmsten Schmerzen in den Fingerspitzen. Die Muskeln in ihren Beinen begannen zu zittern.
    »Sacht«, versuchte Perry sie zu beruhigen. »Atme einfach weiter, schön langsam.«
    »Ist mein Arm noch dran?«
    »Ja, ich kann ihn sehen.« Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht, aber Aria bemerkte auch die Sorge in seinen Augen. »Wenn die Wunde verheilt ist, wird dein Arm perfekt zu meiner Hand passen.«
    Geschickt trug er das Gerinnungsmittel auf und wickelte den Verband fest um ihren Arm. Aria hielt den Blick unverwandt auf sein Gesicht gerichtet, betrachtete die blonden Stoppeln an seinem Kinn und seine markante Nase. Sie hätte ihn ewig anschauen können, hätte ihr ganzes Leben damit zubringen können, ihn aus dieser Nähe nur blinzeln und atmen zu sehen.
    Dann verschwamm ihr Blick, aber sie wusste nicht, ob es an den Schmerzen lag oder vielleicht an der Erleichterung darüber, wieder mit ihm zusammen zu sein. In seiner Gegenwart fühlte sich alles irgendwie richtig an. Dieses Gefühl wurde mit jeder Minute stärker, die sie mit ihm verbrachte – selbst in schwierigen und schmerzhaften Momenten wie diesem.
    Perrys Hände hielten inne. Er schaute auf, und sein Blick verriet ihr alles: Er empfand dasselbe wie sie.
    Plötzlich spürte Aria durch die Sohlen ihrer Stiefel eine heftige Erschütterung, und in der nächsten Sekunde begannen die Metallschränke zu scheppern. Das tiefe Rumoren wurde immer lauter. Dann gingen die Lichter aus. Panisch suchten Arias Augen die Dunkelheit ab. Über der Tür flackerte ein paarmal eine rote Notbeleuchtung auf und brannte dann beständig. Allmählich ebbte der Lärm ab.
    »Hier wird bald alles zusammenbrechen«, sagte Perry und verknotete den Verband.
    Aria nickte. »Der Korridor läuft um das gesamte Panop herum. Wenn wir ihm folgen, müssten wir eine Zugangstür finden.« Sie stieß sich von der Wand ab. Die Blutung hatte nachgelassen, aber sie fühlte sich noch immer ziemlich benommen.
    Perry spähte vorsichtig durch die Tür. Der Korridor lag dunkel da, nur alle zwanzig
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