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Gesucht wird Charity

Gesucht wird Charity

Titel: Gesucht wird Charity
Autoren: Carter Brown
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erhellte mein Dasein jedoch wenig; es bedeutete lediglich,
daß nun das Mädchen die Waffe auf mich gerichtet hielt und Chuck beide Hände
frei hatte. So wie ich dastand, mit verbundenen Augen, die Hände auf den Rücken
gefesselt und vorne splitterfasernackt, fühlte ich mich entsetzlich
ausgeliefert. Ich hörte vor mir etwas rascheln und straffte meine Bauchmuskeln,
was nichts nützte, denn zwei Sekunden später knallte eine Handkante gegen meine
Kehle. Ich rang gurgelnd nach Atem, vergaß dabei, meine Bauchmuskeln angespannt
zu lassen, und bemerkte zu spät, daß dies ein Fehler gewesen war, als eine
Faust sich schmerzhaft in meinen Solarplexus grub.
    So schien es bis in alle
Unendlichkeit weiterzugehen — ich wurde auf jene fachmännische Weise
verdroschen, welche größtmögliche Schmerzen verursacht, ohne einem Schäden für
das ganze Leben zuzufügen. Nach einer Weile sank ich auf die Knie und stürzte
dann vornüber auf den Boden. Von irgendwoher in der Gegend der Zimmerdecke
drang das eindringliche Flüstern des Mädchens zu mir herab. »Sind Sie jetzt
überzeugt, Mr. Holman ?«
    Ich unterzog mich nicht der
Mühe einer Antwort und knurrte unwillkürlich, als eine Stiefelspitze in meine
rechte Niere fuhr, sozusagen als verspätete Interpunktierung zur Frage.
Vielleicht hielten die beiden das für eine Antwort.
    »Gut, Chuck«, sagte das Mädchen
leichthin. »Ich glaube, wir sind hier fertig.« Erneut war das lüsterne Kichern
zu hören. »Wie wär’s, wenn wir ihm das hier hinterließen? Damit sieht er einfach
bezaubernd aus.«
    Chucks Handkante fuhr mit
brutaler Gewalt gegen meinen Nacken, und um mich herum wurde alles schwarz. Wie
lange ich in dieser Düsternis blieb, weiß ich nicht, aber das Erwachen war ein
schmerzhaftes Erlebnis. Ich lag ausgestreckt in meinem eigenen Bett; meine
Hände waren frei, und die Binde vor meinen Augen war verschwunden. Nach einer
Weile gelang es mir aufzusitzen und langsam meine Beine über den Bettrand
gleiten zu lassen, bis meine Füße den Boden berührten. Dann blickte ich auf und
sah es mir gegenüber sitzen und mich mit unheildrohenden Augen
betrachten. In meinem Gehirn geriet alles durcheinander, das konnte doch
nicht möglich sein! Eine Art monströser Hermaphrodit mit dem langen,
schwarzen Haar einer Frau, das bis auf die Schulter fiel, dazu der nackte
Körper eines Mannes! Ich bleckte angewidert die Zähne und es bleckte die
seinen bereitwillig zurück. Dann kehrte die Vernunft zurück, und das bißchen,
was von meiner Eitelkeit geblieben war, verschwand.
    »Damit sieht er einfach bezaubernd
aus!« waren die letzten Worte des Mädchens gewesen, als Chuck mich bewußtlos geschlagen hatte, fiel mir mit einem Gefühl
maßloser Wut ein. Dann, den Blick nach wie vor starr auf mein eigenes
Spiegelbild am Schrank gerichtet, vergrub ich die Finger in das rauhe , schwarze Haar und riß es mir vom Kopf. Damit blieb
ich sitzen, mein gesamter Körper ein einziger, gewaltiger Schmerz — eine
billige Kaufhaus-Perücke in der Hand — und ohne jeglichen Sinn für Humor.
    Der nächste Tag dämmerte
herauf. Ich erhob mich gegen Mittag, benommen von einem durch Nembutal vertieften Schlaf. Gerade, als ich dem Badezimmer zuhumpelte , klingelte das Telefon, und abgesehen davon, daß
ich dachte, der Teufel solle den Anrufer holen, kümmerte ich mich nicht weiter
darum. Ich duschte mich lange und heiß, rasierte mich, putzte die Zähne, bis
der unbeschreibliche Geschmack in meinem Mund lediglich sehr gedämpft vorhanden
war, und zog mich behutsam an. Das Telefon klingelte erneut, als ich meine
Kombination aus Frühstück und Lunch einnahm — meine Empfindungen gegenüber dem
Anrufer blieben unverändert. Nach der dritten Tasse Kaffee kam ich zu dem
zaghaften Schluß, meine Chance, den Tag zu überstehen, sei immerhin fünfzig zu
fünfzig. Mein Körper war steif, nach wie vor empfindlich, aber immerhin
beweglich; meine Gedanken waren ausschließlich darauf ausgerichtet, die
Reihenfolge sadistischer Aktionen zusammenzustellen, die ich anwenden würde,
sobald mir das Mädchen und Chuck zwischen die Finger kommen würden. Gegen vier
Uhr nachmittags — das Telefon hatte inzwischen im regelmäßigen Abstand von zehn
Minuten geklingelt — entschloß ich mich endlich, einmal den Hörer abzunehmen.
    »Mr. Holman ?«
sagte eine energische weibliche Stimme.
    »Persönlich«, sagte ich.
    »Sie sind sehr schwer zu
erreichen«, sagte die Stimme vorwurfsvoll. Ich habe schon den ganzen Tag
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