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Gesucht wird Charity

Gesucht wird Charity

Titel: Gesucht wird Charity
Autoren: Carter Brown
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sind Sie der
einzige kleine Pluspunkt auf meiner Seite. Wenn Sie den Vermittler zwischen mir
und den Entführern machen.«
    »Was soll ich im einzelnen tun?«
    »Geben Sie ihnen das verdammte
Geld, wie und wann sie es verlangen. Aber sorgen Sie dafür, daß Sie dafür meine
Tochter wiederbekommen, oder, wenn es zu spät ist, daß sie diese Kerle
erwischen.«
    Das Ganze klang wie ein Wiederaufguß des lausigen Filmes, den Raymond vor ein paar
Jahren gedreht hatte — der mit der Entführungsstory. Wir führten sogar
denselben abgedroschenen Dialog. Ich trank behutsam einen Schluck Scotch und
erwartete jeden Augenblick, den Regisseur: »Schnitt!« rufen zu hören.
    »Nun?« Seine Stimme klang
ungeduldig. »Übernehmen Sie den Auftrag, Holman ?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Nein?« Sein Gesichtsausdruck verriet,
daß er nicht glaubte, was er hörte. »Aber — aber Sie können sich doch unter
diesen Umständen nicht weigern! Das Leben eines unschuldigen neunzehnjährigen
Mädchens steht auf dem Spiel!« Sein Mund verzog sich grimmig. »Wenn es sich um
Geld dreht, Holman , so können Sie jeden Preis
nennen.«
    »Es dreht sich nicht um Geld«,
sagte ich.
    »Worum dann?« Er spreizte in
einer Geste der Verzweiflung die Arme.
    »Sie können sich jemanden
anderen holen«, sagte ich vorsichtig. »Versuchen Sie es mit der Trushman -Agentur. Das sind so ziemlich die besten Leute in
der Branche, und Sie können sich auf ihre komplette Diskretion verlassen.«
    »Zum Teufel mit der Trushman -Agentur«, knurrte er. »Ich möchte Sie haben, Holman , und wenn Sie nicht wollen, möchte ich wissen, warum.«
Er wandte sich plötzlich ab und schleuderte sein leeres Glas durchs Zimmer. Es
gab einen angenehmen Knall, als es an dem Steinsims des Kamins zersplitterte.
»Wenn Sie es mir nicht freiwillig erzählen, Holman ,
schlage ich Ihnen so lange die Fresse ein, bis Sie auspacken.«
    »Ich würde Mr. Holman nicht mit physischer Gewalt drohen, Liebster«, sagte
Claudia Deane ruhig. »Es ist niemand da, der sich um die choreografischen
Details des Kampfes kümmern könnte und niemand garantiert dir, daß bei den
Schlägen nur geblufft wird.«
    »Du findest das sicher
komisch?« fuhr er sie an.
    »Komisch nicht.« Sie zuckte
leicht die Schultern. »Ich denke nur praktisch. Du drehst hier keinen Film, vergiß das nicht. Warum erkundigst du dich nicht höflich
nach Mr. Holmans Gründen?«
    »Der Teufel soll ihn holen!«
Raymond plusterte sich erneut auf. »Und mit einem feigen Würstchen wie ihm
werde ich jederzeit fertig.«
    »Nun halt endlich den Mund,
Liebster.« Ein stählerner Unterton kam in ihre Stimme. »Du fällst in deine
Kindheit zurück!« Sie wandte leicht den Kopf und blickte mich mit einer Art
zärtlicher Wärme in den dunkelvioletten Augen an. »Wenn Sie bitte für einen
Augenblick Earls Dummheit und schlechte Manieren vergessen könnten, Mr. Holman — wir wären Ihnen außerordentlich dankbar, wenn Sie
uns mitteilen würden, warum Sie uns Ihre Hilfe verweigern.«
    »Aus einer Art Vorahnung
heraus«, sagte ich. »Und sie basiert auf ein paar Kleinigkeiten, die nicht zum
Ganzen passen.«
    Ihre Augen wurden interessiert.
»Und die wären?«
    »Allem nach, was Miß Manning
erzählt hat, entdeckten Sie gestern um die Lunchzeit herum, daß Charity nicht mehr da war und daß sie auch nicht in ihrem
Bett geschlafen hatte?«
    »Ganz recht.« Sie nickte.
    »Vermutlich wurde sie also
irgendwann am Dienstag abend entführt, wenn nicht
schon früher an dem betreffenden Tag. Die Entführer haben bis heute abend gewartet, bevor sie sich mit Ihnen in
Verbindung gesetzt haben. Also achtundvierzig Stunden später. Sie konnten
eigentlich nicht wissen, ob Sie sich während dieser Zeit nicht bereits mit der
Polizei in Verbindung gesetzt hatten, um ihr mitzuteilen, daß Charity vermißt wird. Es handelt
sich entweder um sehr langsam agierende Kidnapper oder um wirkliche Amateure.«
Ich blickte zu Raymond hinüber. »Und — wieder Miß Manning zufolge — beschlossen
Sie irgendwann heute vormittag , mich zu bitten, nach Charity zu suchen?«
    »Ganz recht«, sagte er.
    »Mir ist gestern
nacht in meinem Haus eine merkwürdige Sache zugestoßen«, sagte ich. »Und
die Beulen habe ich noch.«
    Ich erzählte den Anwesenden von
dem Mädchen und seiner nicht existierenden Mutter, die angeblich unmittelbar
vor meinem Haus einen Herzanfall erlitten hatte. Die vier lauschten aufmerksam
bis ich geendet hatte, und auch danach dauerte die Stille noch einige
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