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Gestohlene Wahrheit

Gestohlene Wahrheit

Titel: Gestohlene Wahrheit
Autoren: Julie Ann Walker
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verhandeln!«
    »Pete!« Präsident Thompsons Stimme blieb bemerkenswert ruhig. Frank hatte noch nie erlebt, dass irgendjemand General Fuller mit dem Vornamen ansprach. Eigentlich war ihm bis eben nicht mal bewusst gewesen, dass der General überhaupt einen Vornamen
hatte
. Vermutlich war er davon ausgegangen, dass Fuller schon mit Bürstenschnitt und Waffe geboren worden war. »Bitte, lassen Sie Ms Morgan fortfahren.«
    »Ich habe keine weiteren Fragen mehr, Mr President«, flüsterte Ali, in deren Augen Tränen schimmerten. »Ich wollte nur endlich wissen, wer für den Tod meines Bruders verantwortlich war.«
    Oh nein!
    Frank stieß sich von der Wand ab, aber es war bereits zu spät, um den schrecklichen Müll aufzuhalten, der aus dem verräterischen Mund des Senators kam.
    »Ich habe Ihren Bruder nicht umgebracht, Ms Morgan.« Der widerliche Kerl sah fast schon erfreut aus, als er Ghost mit seinen Knopfaugen fixierte. Er tippte sich an sein spitzes kleines Kinn. »Das war das Werk von Nathan Weller und seinem großen, scharfen Messer.«
    Ghost brüllte auf und wollte sich auf den Senator stürzen.
    »Schafft ihn mir aus den Augen!«, rief Präsident Thompson über den Tumult hinweg, woraufhin die Secret-Service-Agenten den fluchenden und schreienden Aldus aus dem Raum führten. Zuvor jedoch reichte einer von ihnen General Fuller noch ein Handy.
    »Das haben wir in seiner Tasche gefunden«, sagte der Mann, und Fuller nickte.
    Frank hätte am liebsten gar nicht hingesehen, aber er konnte nicht anders. Er blickte zu Ali hinüber, und sofort verkrampfte sich sein Magen. Sie blinzelte wütend die Tränen weg, während sie in Ghosts wutverzerrtes Gesicht starrte. Der arme Mann stand in der Mitte des Raums und hatte die Augen geschlossen, als könnte er dadurch alles ungeschehen machen.
    »Nate?«, wisperte sie. »Ist das wahr?«
    Als Ghost die Augen öffnete, stand so viel unaussprechlicher Schmerz darin, dass Franks eigenes verhärtetes Herz drohte, aus Mitleid zu zerspringen.
    »Ja«, flüsterte Ghost, dessen Stimme nur noch ein schwacher Hauch seines sonst so tiefen Timbres war.
    Ali würgte, beugte sich vor und erbrach sich auf den antiken Teppich im Oval Office.

19
    Heilige Scheiße.
    In den vergangenen Tagen war Ali schon oft genug peinlich aufgefallen, aber jetzt hatte sie das Undenkbare getan.
    Verstieß es gegen das Gesetz, sich im Oval Office zu übergeben?
    Der Präsidenten durfte das bestimmt. Selbst er musste gelegentlich mal unter Magenverstimmung leiden, aber wie sah es bei einem Zivilisten aus?
    Sie sah zu der großen Doppeltür hinüber, durch die die Agenten des Secret Service gerade den schreienden Senator hinausgebracht hatten, und wartete darauf, dass sie wieder hereingestürzt kamen, ihr Handschellen anlegten und sie ins Gefängnis warfen, weil sie Privatbesitz verunstaltet hatte oder … biologisch gefährliche Materialien in einem Regierungsgebäude verteilt hatte oder was auch immer.
    Aber nein.
    Es kamen keine schwarz gekleideten Männer mit ernsten Gesichtern angerannt, um sie wegzubringen.
    Ein Glück. Sie war auch nicht für das Gefängnis geschaffen. Außerdem würde sie in einer engen Zelle eingehen.
    Sie stieß die Luft aus und sah erneut in Nates Richtung, aber er war nicht mehr da. Dann rieb sie sich mit einer zitternden Hand über die bebenden Lippen und schluckte die bitter schmeckende Galle hinunter, die noch ihren Mund verätzte.
    »Nate?« Sie drehte sich zu Frank um. »Wo ist er …«
    »Lass Ghost jetzt am besten einige Minuten allein«, riet er ihr mit ernster Stimme.
    Sie schien an ihren Tränen fast zu ersticken und konnte nur nicken.
    Ein paar Minuten.
    Die konnte sie ihm geben.
    Und wenn er zurückkam, würde sie ihm sagen, dass sie sich nicht einmal vorstellen konnte, welche übermenschliche Kraft er hatte aufbringen müssen, um die Qualen ihres Bruders zu beenden. Denn anders konnte es nicht gewesen sein. Es gab keine andere Erklärung dafür.
    Sie würde ihm sagen, dass sie sich eine Welt ohne ihn nicht mehr vorstellen konnte. Dass ihr nichts ferner lag, als in ihr biederes, langweiliges altes Leben zurückzukehren, nach allem, was passiert war, was sich zwischen ihnen beiden abgespielt hatte.
    Und sie wollte ihm das Allerwichtigste sagen. Sie wollte ihm sagen, dass sie ihn liebte …
    Aber die Sekunden wurden zu Minuten und die Minuten zu einer Stunde, während die Männer um sie herum weiter über Senator Aldus’ Schicksal diskutierten.
    Als sich Frank endlich zu
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