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Gestaendnis im Palazzo der Traeume

Gestaendnis im Palazzo der Traeume

Titel: Gestaendnis im Palazzo der Traeume
Autoren: Jacqueline Baird
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wo man nur hinging, um zu sehen und gesehen zu werden. Fairerweise musste Sophie allerdings zugeben, dass Margot bei allem Hang zum Luxusleben eine gute Mutter war und Tim niemals einer fremden Person anvertraut hätte.
    Sosehr Sophie ihren kleinen Bruder auch liebte, war sie doch einigermaßen erleichtert, als sie am folgenden Nachmittag zum Flughafen aufbrach, um nach Venedig zu fliegen. Als ihr Vater und Margot mittags nach Hause gekommen waren, herrschte zwischen den beiden noch eine genauso angespannte Atmosphäre wie bei Sophies Ankunft am Samstag. Irgendetwas stimmte da nicht, aber solange es nicht Tims Wohl berührte, wollte Sophie sich darüber nicht den Kopf zerbrechen.
    Denn es belastete sie schon genug, dass sie zum ersten Mal seit sieben Jahren nach Italien zurückkehrte. Allein der Gedanke daran beschwor einen Strom ungebetener Erinnerungen an ihre erste und einzige Liebesaffäre herauf … und daran, wie sie sich dabei restlos zum Narren gemacht hatte. Nicht genug, dass sie sich unsterblich in Max Quintano verliebt und seine Abreise sie tief gekränkt hatte. Als er eine Woche später in das Hotel, in dem sie damals arbeitete, zurückkehrte, folgte sie ihm, ohne zu zögern, in sein Bett – und nachdem er ihr die Unschuld genommen hatte, nahm sie voller Glück und ohne Bedenken seinen Heiratsantrag an und willigte sogar ein, die Sache geheim zu halten, bis Max ihren Vater persönlich getroffen hatte.
    Zwei Tage lang schwebte sie im siebten Himmel – bis sie entdeckte, was für eine besondere Art von freizügiger Ehe Max im Sinn hatte.
    Ein spöttisches Lächeln umspielte ihren schönen Mund. Immerhin hatte sie aus dieser Erfahrung etwas sehr Wertvolles gelernt: Männern konnte man nicht vertrauen. Eine Lektion, die sich im Laufe der Jahre noch oft bestätigt hatte, wenn Sophie daran dachte, wie sich viele Männer verhielten, sobald sie weit weg von ihren Ehefrauen und Familien eine Konferenz besuchten. Wie oft ihr verheiratete Männer nachgestellt hatten, konnte sie gar nicht mehr zählen, und längst beherrschte sie die Kunst, diese Herren mit einem eisigen Blick und wenigen passenden Worten in die Schranken zu weisen, bis zur Perfektion.
    Am Dienstagabend betrat Sophie am Arm von Abe Asamov den Ballsaal eines venezianischen Luxushotels. Abe war ein untersetzter kahlköpfiger Russe von Mitte fünfzig, der Sophie kaum bis zur Schulter reichte. Als er zum zweiten Tag der Konferenz angereist war, hatte sie sich sehr gefreut, bedeutete das für sie doch ein vertrautes freundliches Gesicht inmitten eines Meers von Fremden.
    Geistreich und charmant, liebte Abe es, seinen Ruf als Schwerenöter zu pflegen. Nur Sophie wusste, wie sehr er in Wirklichkeit seine Frau und seine Familie vergötterte, denn sie hatte die Semesterferien ihres letzten Jahres an der Universität in Russland verbracht und Abes Enkelkindern Englisch beigebracht.
    Als Abe sie also bat, ihn als seine Partnerin zu dem Galadinner mit Tanz zu begleiten, willigte sie sofort ein. Und die Firma, die sie für die Konferenz als Dolmetscherin engagiert hatte, war begeistert, denn Abe Asamov war ein Ölmilliardär, dem ein beträchtlicher Anteil an den russischen Quellen gehörte. Auch wenn Sophie nicht wusste, ob sie Abes Behauptung, er spräche nur Russisch, Glauben schenken sollte, freute sie sich ehrlich über seine Gesellschaft.
    „Ihnen ist natürlich klar, Sophie, dass alle hier Sie für meine Geliebte halten“, bemerkte Abe augenzwinkernd auf Russisch, als der Ober sie zu ihrem Tisch führte. „Keinem normalen Mann könnte beim Anblick einer blonden Schönheit wie Ihnen in den Sinn kommen, dass Sie auch Verstand besitzen könnten.“ Er lachte vergnügt. „Ich glaube, es wird ein Riesenspaß, die Leute heute Abend zum Narren zu halten.“
    „Passen Sie auf, Abe“, ging Sophie auf seinen neckenden Ton ein, denn sie wusste, dass Abe ihr niemals gefährlich werden würde. „Vergessen Sie nicht, dass Sie ein verheirateter Mann sind. Und wenn das als Kompliment gemeint war, war es ziemlich zweifelhaft.“
    „Sie klingen genau wie mein Frau“, klagte Abe, bevor sie beide in Lachen ausbrachen.
    Sobald Sophie Platz genommen und ein Glas Champagner erhalten hatte, ließ sie interessiert den Blick über die vielen Gäste im Saal schweifen. Etliche davon kannte sie durch ihre Arbeit. Da war der britische Botschafter Peter mit seiner Frau Helen und an ihrer Seite ein Paar, das für die italienische Regierung arbeitete – Aldo und seine Frau
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