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Gestaendnis im Palazzo der Traeume

Gestaendnis im Palazzo der Traeume

Titel: Gestaendnis im Palazzo der Traeume
Autoren: Jacqueline Baird
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Möglichkeit, wegen der zu erwartenden Zeugungsunfähigkeit Sperma einzufrieren.
    Als Gina ihren Vortrag beendet hatte, fühlte Max sich richtig krank. Um ihn aufzumuntern, bot sie ihm an, wegen einer zweiten Meinung mit einem Kollegen in den USA Kontakt aufzunehmen, einem international anerkannten Spezialisten auf diesem Gebiet. Am liebsten wäre Max sofort in die USA geflogen, aber Gina riet ihm, nichts zu überstürzen. Da am Wochenende sowieso nichts Entscheidendes passieren könnte, sollte er lieber versuchen, etwas zur Ruhe zu kommen und sich zu entspannen.
    Weil er Gina vorbehaltlos vertraute, hatte Max sich an ihren Rat gehalten. Schon seit sein Vater und ihre Mutter geheiratet hatten, als Max vier und Gina fünf gewesen war, vertraute er ihr. Auf Anhieb standen sie sich so nahe wie echte Geschwister, und an ihrer aufrichtigen Zuneigung füreinander änderte sich auch nichts, als sie erwachsen wurden. Gina hatte ihn ebenso in seinem Entschluss bestärkt, Geologie zu studieren, wie er sie darin unterstützt hatte, als Ärztin Karriere zu machen und sich nicht in ihr Privatleben hineinreden zu lassen.
    „Max? Max!“
    Ginas Stimme riss Max aus seinen unerquicklichen Erinnerungen. Nach einem kurzen Zusammenzucken blickte er auf und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Stiefschwester und die anderen beiden Personen in ihrer Gesellschaft: Rosa und ihr Ehemann Ted. Seit Jahren schon waren Gina und Rosa ein Liebespaar, was Ted aus ganz eigenen Gründen stillschweigend duldete. Denn zum einen war Rosa die Mutter seiner beiden Kinder, und zum anderen wusste Max, dass Ted selbst seit langem eine Geliebte hatte. Max wiederum bewahrte das Geheimnis, weil Gina es so wollte. Sie war überzeugt, dass ihre Eltern voller Entsetzen und Unverständnis auf eine derartige Enthüllung reagieren würden und der mögliche Skandal außerdem ihrer Karriere schaden könne.
    „Entschuldige, Gina“, bat Max lächelnd. Persönlich hielt er Ginas Heimlichtuerei für falsch, weil er davon überzeugt war, dass die sexuelle Orientierung einer Person den meisten Menschen heutzutage völlig egal sei. Aber das war allein Ginas Sache.
    „Hast du sie gesehen? Sophie Rutherford?“, fragte seine Stiefschwester. „Alles in Ordnung?“
    „Ja, bestens.“ Als er ihren besorgten Blick bemerkte, fügte er hinzu: „Ich kann nicht behaupten, dass mich ihre Partnerwahl beeindruckt.“ Max warf einen kurzen Blick zu der besagten blonden Venus, wobei ein verächtliches Lächeln über sein Gesicht huschte. „Aber sie überrascht mich auch nicht.“
    Eigentlich war Max ein Mann der Tat, der nur selten über die Vergangenheit nachdachte. Nun aber, da die Frau, die für so viele schmerzliche Erinnerungen verantwortlich war, nur wenige Meter entfernt von ihm saß, fiel es ihm schwer, sich auf die Gegenwart und das exklusive Essen vor ihm zu konzentrieren. Das Wiedersehen mit Sophie rief ihm in allen lebendigen Einzelheiten die vielleicht schlimmste Phase seines Lebens ins Gedächtnis.
    Damals, an jenem verhängnisvollen Freitag, hatte Max sich vor dem Restaurant von Gina verabschiedet und war langsam zu seinem Büro zurückgegangen. Für einen selbstbewussten Mann, der täglich Entscheidungen im Millionenbereich traf und nie an dem einmal eingeschlagenen Weg zweifelte, war es eine ernüchternde Erkenntnis, genauso von Angst und Zweifel bedrängt werden zu können wie jeder andere. Er liebte seine Arbeit, war sehr reich und erfolgreich und hatte bislang nur wenige Gedanken an seine persönliche Zukunft verschwendet. Nun aber sah er sich gezwungen, der Tatsache ins Auge zu sehen, dass er womöglich gar keine Zukunft mehr hatte, und plötzlich erschien ihm alles, was er bisher erreicht hatte, ziemlich armselig.
    Wenn er morgen tot umfiele, würden seine Familie und ein paar Freunde vielleicht eine Weile um ihn trauern, aber schließlich ginge das Leben weiter, als hätte es ihn nie gegeben. Noch vor wenigen Tagen hatte Max geglaubt, er hätte noch alle Zeit der Welt vor sich und würde in den nächsten Jahren weder an Heirat noch an Kinder denken. In seiner Arroganz hatte er sich eingebildet, dass es der falsche Zeitpunkt für eine Affäre mit Sophie wäre und dass er sie nicht brauchte. Nun aber, da das Damoklesschwert einer ernsten Krankheit über ihm schwebte, war Zeit plötzlich zu einem alles entscheidenden Faktor geworden.
    Spontan rief er seinen Piloten an und flog nur eine Stunde später zurück nach Sizilien – und zu Sophie. Zum Teufel
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