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Gestaendnis im Orchideengarten

Gestaendnis im Orchideengarten

Titel: Gestaendnis im Orchideengarten
Autoren: Nina Harrington
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Augen und schluckte schwer. „Ich habe dir Dinge von mir erzählt, die sonst nur Helen und meine Mutter wissen. Hoffentlich hat sich das alles für dich gelohnt.“ Ihre Lippen bebten, und sie wunderte sich, wie sie überhaupt noch Worte artikulieren konnte. Der Kloß in ihrem Hals tat weh, Tränen strömten ihr übers Gesicht. „Ich hielt dich für einen anständigen Menschen, Leo. Für jemanden, der seinen Wert kennt und nicht dauernd Bestätigung von anderen Menschen nötig hat. Ich habe mich offenbar getäuscht.“
    Er hob ärgerlich beide Hände. Dann trat er einen Schritt nach hinten und sah sie ungläubig und verbittert an. „Glaubst du wirklich, ich bin so mies und würde mich gezielt an dich heranmachen, damit ich an die Pläne komme? Dass ich dir etwas vorspiele, um an Informationen zu gelangen? Ist das dein Ernst? Denkst du wirklich, ich hätte dich nur benutzt?“
    „Ja“, sagte sie leise, „genau das denke ich. Du willst morgen bei eurem Treffen Punkte machen, um in eurem familieninternen Status-Gerangel gut dazustehen. Wage es nicht, zu widersprechen, es steht dir ins Gesicht geschrieben.“
    Sie musste sich an einem Stuhl festhalten, sonst wäre sie zusammengebrochen. Ihre Knie zitterten, und sie fühlte sich der Ohnmacht nahe. Sie bekam kaum mehr Luft, ihr Herz raste, und doch hoffte sie, er würde ihr beweisen, dass sie unrecht hatte.
    „Das ist nicht fair, Sara. Du weißt, dass die Wellnessanlage der einzige Weg ist, das Hotel das ganze Jahr über rentabel zu betreiben. Und du weißt, dass ein Standortwechsel für dich und deine Firma die beste Lösung ist. Ich kann nichts dafür, dass du nicht aus deiner Komfortzone herauswillst und dich weigerst, das zu akzeptieren. Das Leben geht weiter, mach etwas daraus, wage es!“
    Seine Worte klangen bitter und hart.
    Ihr war ganz elend von den Wortgefechten.
    „Ich bin bereits ein großes Wagnis eingegangen. Ich habe nämlich gewagt, dich um Rat zu fragen, und dir vertraut. Du hast mich belogen und benutzt, um bei deinem Großvater Eindruck zu schinden. Wenn das normal für dich ist, bitteschön. Für mich ist es das nicht, damit will ich nichts zu tun haben. Und mit dir auch nicht mehr.“
    „Und was willst du nun machen? Abhauen und zurück in dein kleines Nest flüchten? Hör auf, dich wie eine Närrin zu benehmen. Du darfst deinen Betrieb nicht kaputt machen, nur weil du dich nicht von deiner Vergangenheit lösen kannst. Vertrau mir, ich weiß, wie es läuft. Du musst nach vorne blicken und weitergehen. Es bringt nichts, sich an gestern festzuhalten.“
    „Wie könnte ich dir noch vertrauen?“, fragte sie mit finsterer Miene. „Ich bin eine Närrin, das stimmt. Denn ich war dumm genug, zu glauben, dass dir etwas an mir liegt. Jetzt weiß ich ja Bescheid. Ich bin mit dir genau da gelandet, wo ich immer lande: am einsamen, ungeliebten Ende der Reihe. Aber mach dir keine Sorgen wegen morgen. Du bist ein echter Rizzi im schlimmsten Sinne, du schaffst das schon. Dein Großvater wird stolz auf dich sein, denn du erweist dich nun als genauso skrupellos und unbarmherzig wie er.“
    Statt darauf zu antworten oder sich zu verteidigen, stürmte Leo an die Balkontür, riss sie auf und trat nach draußen. Sein warmer, athletischer Körper, den sie eben noch gestreichelt und liebkost hatte, wirkte stocksteif und kalt wie Stein.
    Wieder einmal hatte sie das Gefühl, ihr würde der Boden unter den Füßen weggezogen, und alles, wofür sie in den letzten Jahren gearbeitet hatte, war umsonst gewesen.
    All die Opfer, die sie gebracht hatte, die vielen schlaflosen Nächte, die anstrengenden Arbeitstage, die Sorgen und Nöte, nicht genug Geld zur Verfügung zu haben.
    Wofür das alles?
    Ihre Großmutter war tot, und nun starb auch noch ihr Traum. Die Orchideenhäuser, die Gärten und das ideelle Erbe waren plötzlich futsch, einfach so.
    Und was wurde nun aus ihr?
    „Danke für dein Angebot, mir zu helfen, aber ich muss da alleine durch. Du fährst morgen zurück in dein Leben, ich werde hierbleiben und meinen Weg gehen. Mach dir bloß keine Gedanken“, sagte sie leise. „Dir winkt eine strahlende Zukunft, wenn du deine wichtige Familie von deinen professionellen Qualitäten überzeugen kannst. Ich wünsche dir alles Gute. Sie werden begeistert sein, wie kalt du das Geschäftliche über sentimentales Mitgefühl und Respekt den Traditionen gegenüber stellen kannst. Schade eigentlich. Ich dachte, du hättest mehr Mumm und Selbstbewusstsein und würdest zu dir
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