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Gestaendnis im Orchideengarten

Gestaendnis im Orchideengarten

Titel: Gestaendnis im Orchideengarten
Autoren: Nina Harrington
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stehen können. Und zu mir. Doch ich habe mich wohl getäuscht, in mehr als einer Hinsicht.“
    Sie drehte sich um, nahm ihre Tasche und holte ein kleines, mehrfach eingewickeltes Päckchen heraus, das sie auf den prachtvoll gedeckten Tisch legte, auf dem die edlen Speisen unangetastet kalt wurden.
    „Danke für alles, Mr Grainger. Das hier gehört Ihnen. Ich wünschte, ich wäre nie auf die Idee gekommen, es zurückzuhalten.“
    Sie gönnte sich einen letzten sehnsuchtsvollen Blick auf ihn, dann drehte sie ihm den Rücken zu und wollte zur Tür hinaus. Doch ihre Beine gehorchten nicht, sie fühlte sich schwach und benommen.
    Sie könnte auch bleiben.
    Und dem Bedürfnis, ihn anzusehen und zu berühren, nachgeben, seine Nähe genießen und sich mit ihm versöhnen. Das alles wäre möglich, nur würde sie dann denselben Fehler begehen wie auf Helens Party: ihm nämlich auf den Leim gehen.
    Doch seit Samstag hatte sich einiges verändert. Eigentlich müsste sie Leo dankbar sein. Er hatte sie stärker gemacht, durch ihn hatte sie plötzlich zu einer Entschlossenheit gefunden, die sie bisher von sich nicht kannte.
    Sie drehte sich ein letztes Mal um, betrachtete ihn, wie er im Sonnenuntergang auf dem Balkon ihres einstigen Mädchenzimmers stand, und wusste, dass sich ihr dieses Bild für immer ins Gedächtnis graben würde. Wie merkwürdig alles war. Die Sara von gestern wäre geblieben, ihm um den Hals gefallen und hätte sich für ihr albernes Benehmen entschuldigt.
    Doch das war gestern.
    „Mach es gut, Leo. Du hast bekommen, was du wolltest. Ich hoffe, deine Generalversammlung morgen bringt dir das Glück, nach dem du suchst.“
    Er zuckte kurz zusammen, doch weder drehte er sich zu ihr um, noch bat er sie um Verzeihung oder darum, zu bleiben. Dem hatte sie nichts mehr hinzuzufügen.
    Sie war es endgültig leid, faule Kompromisse einzugehen, nur um sich die Anerkennung von Menschen, die sie liebte, zu erkaufen.
    Deshalb umklammerte sie entschlossen ihre Tasche, riss sich von seinem Anblick los und ging hinaus. Während sie den Flur im Schein der Kerzen entlangging, um den Fahrstuhl zurück in ihr Leben zu nehmen, dachte sie: Wenn Leo Grainger mich wirklich will, muss er mir beweisen, dass er einen guten Grund hat, einen richtig guten sogar. Wenn nicht, dann hol ihn der Teufel.
    Einige Kerzen waren schon heruntergebrannt, andere flackerten noch wild durch die Zugluft, die die weit geöffnete Tür verursacht hatte.

11. KAPITEL
    Sara gähnte laut, klemmte sich das Telefon zwischen Kinn und Schulter und begann, die Töpfe mit den pink- und elfenbeinfarbenen Orchideen, die sie heute früh vor dem Regen ins Gewächshaus gerettet hatte, mit Schutzmanschetten zu versehen.
    Nach den sonnigen Tagen hatte in der Nacht Regen eingesetzt, der die trockene Erde zwar befeuchtete, jedoch nicht ausreichend war, um die Regentonnen aufzufüllen.
    „Was für eine Farbe will sie denn genau? Ein sattes Rosa, das eher ins Lachsfarbene tendiert, oder Zartrosa?“, fragte sie ins Telefon, während sie mit einem Topf hantierte.
    Plötzlich hielt sie inne, stellte den Topf weg, konzentrierte sich nur auf den Anruf und fasste sich mit Daumen und Zeigefinger an die Nasenwurzel. Die Blumenhändlerin am anderen Ende war völlig entnervt, denn eine Kundin änderte nun schon zum wiederholten Mal den Farbwunsch für die Orchideen, die zur Hochzeit ihrer Tochter bestellt waren. Nun musste Sara erneut eine Stiege bringen, um der unentschiedenen Kundin eine Alternative anbieten zu können, sonst würde sie die Bestellung stornieren.
    „Machen Sie sich keine Sorgen“, sagte Sara und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass sie selbst ziemlich fertig war und heute Nacht kaum mehr als zwei Stunden geschlafen hatte. „Ich bringe einfach drei verschieden pinkfarbene Sorten und ganz viel Elfenbein mit dunkelrosa Zungenblättern, nur für den Fall, dass sie am Ende doch zu ihrer ersten Wahl zurückkehrt. In zwanzig Minuten bin ich bei Ihnen, den Rest können wir am Montag klären. Kein Problem, bis gleich.“
    Gar kein Problem . Sara legte das Mobilteil zurück in die Basisstation, schloss die Augen und ließ erschöpft den Kopf auf den Tisch sinken. Doch der große Stapel Papier, der ihr sonst als eine Art Kissen diente, war nicht mehr da.
    Verflixt, Leo Grainger hatte sie ja sanft genötigt, endlich aufzuräumen, während sie neulich gemeinsam nach den alten Originalplänen gesucht hatten. Mehr Ordnung schaffe mehr Freiraum für die eigentliche
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