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Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Titel: Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)
Autoren: Kristen Simmons
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einem spontanen Lachen schob ich mich an dem Schleuser vorbei.
    »Billy!« Wir prallten regelrecht aufeinander, und ich schlang die Arme um seine knochigen Schultern. »Du hast es geschafft.«
    »Marco und Polo haben mich zu einem anderen Checkpoint gebracht, wo ich Tubman treffen sollte«, erzählte er, trat einen Schritt zurück und kratzte sich am Kopf, als er Tucker sah. »Er hat uns nicht verpfiffen?«
    »Nein.« Ich sah mich zu Tucker um, der sich mit einigen der Leute aus Chicago unterhielt. »Er … er ist in Ordnung.« Ich konnte nicht fassen, was ich da sagte.
    Billy schaute verwirrt drein, ging aber nicht weiter darauf ein. »Ihr habt nichts von Wallace gehört, oder?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Ein Grinsen breitete sich in seinem Gesicht von einem Ohr zum anderen aus. »Dann ist er schon in dem sicheren Haus. Geht gar nicht anders.«
    Ich widersprach nicht. Immerhin war es möglich, dass er recht hatte und wir Wallace dort finden würden. Wenn wir, nach allem, was wir durchgemacht hatten, Rebecca aus dem Rehazentrum holen und Billy wiederfinden konnten, war einfach alles möglich.
    Wir stiegen in die Lastwagen – in denen es trotz der zusätzlichen Kapazitäten in Tubmans Fahrzeug noch beengter zuging als zuvor – und fuhren weiter zur Roten Zone.
    Wir fuhren die ganze Nacht durch.
    Trucks Ladefläche, auf der vorher gerade zehn Leute gesessen hatten, beherbergte nun fast dreißig Personen. Außerdem war der hintere Bereich für Rebecca, den Sanitäter und verwundete Widerstandskämpfer reserviert. Der Rest von uns wechselte sich mit Stehen, Sitzen und Schlafen ab. Wasser und fade Kekse, die die alte Dame für uns gebacken hatte, wurden herumgereicht. Wir stanken erbärmlich, eine Mischung aus Körpergerüchen und Antiseptikum.
    In der Dunkelheit war es unmöglich, nicht an die Tunnel zu denken und an das niederschmetternde Gewicht des Gerölls, das mich unter dem Tisch begraben hatte. Klaustrophobie schürte unsere Ängste. Anspannung machte sich breit, stieg an wie das Quecksilber in einem Thermometer, und wieder wurde über die Bombardierung spekuliert: Wer war verfolgt worden? Wer hatte uns hintergangen, wie einige zu murmeln wagten?
    Nur Sean, Tucker und ich kannten die Wahrheit: Jemand hatte den Widerstand verraten. Jemand, der dazugehörte, hatte die MM informiert. Ich fragte mich, ob derjenige inzwischen bereits in einer Zelle schmorte oder ob er, wie Mags und so viele andere, in den Tunneln gestorben war.
    Oder ob er gerade jetzt hier in diesem Truck war.
    Irgendjemand brach schließlich die Spannung auf, indem er über das sichere Haus sprach. Ein paar dieser Leute waren schon einmal dort gewesen, und so ziemlich jeder hatte bereits Angehörige hingeschickt.
    »Wenn jeder seine Mutter da untergebracht hat«, hörte ich jemanden auf der anderen Seite des Laderaums fragen, »wie groß ist dieses Haus dann eigentlich?«
    »Groß«, antwortete ein anderer.
    »Sehr groß«, schloss sich eine weitere Stimme an.
    »Das ist eine Stadt, Mann. Sie haben eine ganze Stadt eingenommen.«
    Erst konnte ich die Information kaum verdauen und versuchte, mir etwas wie das Wayland Inn oder die Tunnel im Zusammenhang mit der Küste vorzustellen. Aber schließlich kehrte Ruhe in meinem Geist ein und ich sah Häuser auf Stelzen vor mir, Häuser, wie ich sie vor langer Zeit auf Bildern gesehen hatte. Häuser voller Menschen, strotzend vor Leben. Und eine große Suppenküche, in der, wie zu Hause, Rationen ausgegeben wurden. Gelber Sand und das Meer, tief und unvergänglich.
    Marco und Polo hatten den Verdacht geäußert, dass nicht nur Flüchtlinge das sichere Haus bewohnten, sondern auch die mysteriösen Drei. Bot ihre Gegenwart mehr Sicherheit? Oder brachte sie uns erst recht in Gefahr? Endlich hielt der Wagen mit einem Ruck, und wir alle versuchten, uns darauf gefasst zu machen, was uns draußen erwartete.
    Bäume. Das war das Erste, was ich wahrnahm. Groß, belaubt, von Efeu überwuchert, ein Netzwerk aus Laub und Ranken, das die Mondoberfläche nachzuzeichnen schien. Die Luft sickerte in meine Poren und fühlte sich so viel frischer an als die in der erstickenden Enge im Inneren des Trucks. Mein ganzer Körper lebte auf. Bald würden wir endlich in Sicherheit leben können.
    Ich lauschte angestrengt, konnte die Wellen aber nicht hören. Einige der Leute aus Chicago hatten davon erzählt – dass sie den Ozean gehört und das Salz gerochen hatten, aber ich nahm weder das eine noch das andere wahr.
    Ich
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