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Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Titel: Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)
Autoren: Kristen Simmons
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konnte auch keine Soldaten hören. Wir waren weit weg von der Straße, weit weg von allen Basen und Streifenwagen. Viele Meilen weit entfernt vom FBR .
    Wir waren frei.
    Truck half mir herunter, hob mich von der Heckklappe, als wöge ich nicht mehr als ein kleines Kind. Aus der Nähe konnte ich die Müdigkeit in seinen eingesunkenen Augen sehen. Sein Stiernacken war so breit wie sein Kiefer.
    »Wo ist das Meer?«, fragte ich stirnrunzelnd.
    »Knapp sechs Meilen weiter östlich«, klärte er mich auf, und ein Schatten legte sich über seine Züge. »Normalerweise ist ein Kundschafter hier, der uns in das Lager führt. Ich habe versucht, uns per Funk anzukündigen, aber ich habe niemanden erreicht.«
    Mein Stirnrunzeln vertiefte sich, doch er boxte mir nur spielerisch auf den Arm. »Keine Sorge. Wahrscheinlich sind ihnen nur die Batterien ausgegangen. Außerdem kenne ich den Weg.«
    Die Verwundeten wurden gestützt oder auf Tragen gelegt, die wir aus Decken bastelten. Rebecca versuchte zunächst, ohne Hilfe zu gehen, aber der weiche, moosbewachsene Boden war zu uneben für ihre kraftlosen Füße, also stimmte sie schließlich widerstrebend zu, als Sean ihr anbot, sie huckepack zu tragen.
    Truck führte uns auf einem schmalen Pfad durch die Finsternis. Mit dem guten Arm trug ich einen Eimer mit medizinischem Material, das aus den Tunneln gerettet worden war, und Chase schleppte eine Kiste Munition mit sich. Trotz der zusätzlichen Last verflüchtigte sich meine Müdigkeit, und mein Körper strotzte plötzlich vor erwartungsvoller Energie.
    An einem Bach hielten wir inne, um den Verwundeten eine Pause zu gönnen und unsere Feldflaschen aufzufüllen. Meine Sorgen wegen Tucker, Harper und der Ratte, die den Widerstand hatte auffliegen lassen, schwammen mit der Strömung davon. Ich ließ das kühle Nass über meine Hände und das schmerzende Handgelenk rinnen, spritzte es mir ins Gesicht und atmete tief durch.
    Als ich die Augen aufschlug, erkannte ich, dass Chase mich beobachtete. In diesem Moment war sein Gesicht frei von all dem Kummer, den er seit dem Vorfall im Krankenhaus mit sich herumschleppte, die Augen unberührt von dem Schrecken, der uns dort begegnet war. Stattdessen zupfte ein Lächeln an seinen Mundwinkeln, als er sich nun zu Boden hockte. Es dauerte eine Weile, bis mir klar wurde, dass er erleichtert war.
    Ich weiß nicht, woran es lag, ob es die frische Luft war oder die Tatsache, dass er sich nach der stundenlangen Fahrt in dem Viehwaggon wieder frei bewegen konnte. Vielleicht lag es auch an dem Wissen, dass Rebecca gerettet und wir alle unserer sicheren Zuflucht so nahe waren. Oder ganz einfach an der Art, wie er mich nun ansah, so, als wären all die Geheimnisse plötzlich fortgewischt. Was auch immer es war, es löste etwas in mir aus, und ich bespritzte ihn mit Wasser, bis sein Hemd und seine Schienbeine nass waren. Wie im Schock riss er den Mund auf.
    Und dann, ganz wie damals, als wir Kinder waren, rannte ich weg.
    Ich lief fort von der Gruppe, huschte um Bäume herum und sprang über Gestrüpp hinweg und hörte seine Schritte direkt hinter mir. Einmal packte seine Hand meine Taille, aber ich entzog mich ihm mit einem spitzen Schrei und rannte weiter. Wir waren in einer Roten Zone, weit abseits der Straße, nahe an dem sicheren Haus – wir würden niemals weniger in Gefahr sein als jetzt.
    Noch ehe die Lichter am Bach außer Sicht waren, hatte er mich gefangen. Seine starken Arme umfingen meine Taille und hoben mich hoch. Kichernd trat ich in der Luft herum. Er lächelte an meinem Hals, und ich lächelte auch, denn das, das war Spaß. Das war endlich der große Sprung, der über reine Flucht hinausführte, der uns über die brüchige Schwelle des Überlebens trug.
    »Komm«, sagte Chase und nahm meine Hand. »Wir sind schon nahe dran. Ich kann das Wasser hören.« Die Sachen, die wir am Bach zurückgelassen hatten, konnten wir auch später noch holen.
    Ich lauschte, aber ich konnte es immer noch nicht hören. Trotzdem lief ich ihm nach, schneller und schneller und immer in Richtung Küste.
    Zuerst schlug uns der Geruch ins Gesicht. Penetranter Holzrauch, Öl und Staub. Und etwas Metallisches, das das Salz in der Luft überlagerte. Dann hörte ich es, das Geräusch des Meeres. Die Wellen. Aber in mir war alles wie erstarrt, und die Aufregung war nicht stark genug, sich gegen das ungute Gefühl drohender Gefahr zu behaupten.
    Die Bäume lichteten sich, und das Gras wurde höher, reichte mir beinahe
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