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Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Titel: Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)
Autoren: Kristen Simmons
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die Zeitschrift meiner Mutter; alles war unterwegs verloren gegangen. Wir würden allein mit dem, was wir bei uns trugen, ein neues Leben beginnen.
    In der Dunkelheit tastete ich nach Rebeccas Hand und dann, auf der anderen Seite, nach der von Chase. Meine Familie.
    Und dann fiel Rebeccas Kopf an meine Schulter, und ich weinte.
    »Weißt du, das wird dir gefallen.« Mom zog den Reißverschluss meines Rucksacks zu, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass mein Essensgutschein sicher in der inneren Tasche verstaut war. »Die siebte Klasse ist toll.«
    Ich wünschte, sie würde mit dem Gerede aufhören. Ich wusste, es würde toll sein. All die neuen Kinder und die neuen Lehrer und eine Schule, die ich bisher nur einmal gesehen hatte. Ich scharrte mit den Füßen über den Boden, als es klopfte.
    Chase stand vor der Tür, hager wie ein Laternenpfahl und beinahe dreißig Zentimeter größer als am Sommeranfang. Sein schwarzes Haar war wieder zottelig, und er strich es mit einer Hand zurück. Obwohl er heute seinen ersten Tag an der Highschool hatte, sah er überhaupt nicht nervös aus. Er sah nie nervös aus.
    Mom wünschte ihm einen guten Morgen und sagte, er sähe hübsch aus mit seinem neuen Hemd, was sie, da war ich ziemlich sicher, nur tat, um mich in Verlegenheit zu bringen. Jedenfalls konnte ich ihn danach nicht mehr anschauen.
    »Du bringst sie bis zur Tür?«
    »Ja, Ma’am«, versprach Chase in ernsthaftem Ton. An der Ecke würden wir Beth treffen; sie und ich konnten gut allein zur Schule gehen, aber aus irgendeinem Grund sagte ich ihnen das nicht.
    Mom beugte sich vor und küsste mich auf die Stirn. Ich umarmte sie, lang. Es kam mir vor, als müsste eine Ewigkeit bis zum Schulschluss dahinziehen. Aber dann lösten wir uns voneinander, sie lächelte, und es war gar nicht mehr so schwer, Auf Wiedersehen zu sagen.
    »Ich bin stolz auf dich, Baby. Wenn du nach Hause kommst, warte ich hier schon auf dich.«
    In Indiana machten wir an einem Checkpoint auf einer kleinen Farm halt. Dort trafen wir die übrigen Angehörigen des Chicagoer Widerstands. Das ältere Paar, das den Checkpoint betrieb, begrüßte uns mit ganzen Kübeln mit frisch zubereitetem Rührei und Dosenfleisch, das wir uns in ausgehungertem Schweigen teilten. Dabei bemühte ich mich, nicht daran zu denken, dass sie, sollten sie erwischt werden, wegen eines Verstoßes gegen Artikel 9 gleich mit uns exekutiert werden würden.
    Rebecca trug immer noch den gelben Krankenhauskittel, hatte aber endlich zugestimmt, die Schienen anzulegen. Sie ermöglichten es ihr, ohne fremde Hilfe zu gehen, auch wenn sie sich schwer auf die beiden Krücken stützen musste, da sie an die Weite und die Last jedes einzelnen Schritts noch nicht gewöhnt war.
    Meine Hilfe lehnte sie ab, wie oft ich sie auch anbot. Das war zwar besser als ihre Verzweiflung, vermittelte mir aber ein Gefühl der Hilflosigkeit. Als ich Sean davon erzählte, lächelte er nur.
    »Das ist Becca«, sagte er. »Um die musst du dir nur Sorgen machen, wenn sie doch mal um Hilfe bittet.«
    Ich setzte zu einem Widerspruch an, doch er erklärte mir: »Wir haben sie rausgeholt, Ember. Das Schlimmste ist überstanden.«
    Ich hoffte, dass er recht hatte. Und ehe wir weitersprechen konnten, stolperte Rebecca, als sie sich gerade um Essen anstellen wollte, und Sean sprang auf, um ihr zu helfen. Als sie ihn genauso abwies, wie sie es bei mir getan hatte – mit einem zornigen Blick und einem scharfen »Es geht mir gut.«  –, drehte er sich zu mir um und zwinkerte mir zu. Unwillkürlich fasste ich neuen Mut.
    Wir waren noch nicht lang dort, als Unterstützung eintraf, ein kleinerer Laster, keine sechs Meter lang, aber genauso blau wie sein Bruder und mit dem FBR -Logo auf der Seite. Ich wäre beinahe an meinem Wasser erstickt, als ich sah, wie der Schleuser Truck wie einen alten Freund begrüßte.
    Tubman, dieses Mal nicht in seinem schreienden Hawaiihemd, sondern immer noch in der Uniform, die Riggins ihm bei East End Auto gegeben hatte. Eine unebenmäßige Narbe auf seiner rechten Wange zog meinen Blick aus drei Metern Entfernung an. Als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, hatten er und Cara den Checkpoint in Knoxville verlassen, um zu dem sicheren Haus zu fahren.
    »So, so«, sagte er und bedachte mich beim Herannahen mit einem verschmitzten Grinsen. »Hört sich an, als hättet ihr Ärger gesucht.«
    Ein schlaksiger Teenager mit einer Matte fettigen Haars vor den Augen sprang aus dem Heck des Trucks. Mit
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