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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht
Autoren: Dean R. Koontz
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enthüllt.
    Orson leckte Regenwasser von der untersten Verandastufe auf. Dann stieg er mit mehr Zuversicht zu mir hinauf, als er beim Hinabsteigen gezeigt hatte.
    Zögernd überprüfte ich mit Hilfe unseres Kodes – Nicken für ja, Kopfschütteln für nein –, ob er eine Gehirnerschütterung oder eine noch schlimmere Verletzung hatte. Er war okay.
    »Gott sei Dank«, sagte Bobby erleichtert. Ich hatte ihn noch nie so erschüttert gesehen.
    Ich ging ins Haus und holte vier Flaschen Bier und die Schüssel, auf die Bobby das Wort ROSEBUD geschrieben hatte. Dann kehrte ich auf die Veranda zurück.
    »Ein paar von Pias Bildern haben etwas groben Schrot abbekommen«, sagte ich.
    »Wir schieben Orson die Schuld in die Schuhe«, sagte Bobby.
    »Nichts«, sagte Sasha, »ist gefährlicher als ein Hund mit einer Schrotflinte.«
    Wir saßen eine Weile schweigend da, lauschten dem Wind und atmeten die köstliche, frischgeschrubbte Luft.
    Ich sah Scorsos Leiche draußen im Sand. Nun war Sasha genau wie ich eine Mörderin.
    »Das ist das Leben«, sagte Bobby.
    »Total«, sagte ich.
    »Absolut radikal.«
    »Irre«, sagte Sasha.
    Orson bellte.

34
    In jener Nacht wickelten wir die toten Affen in Laken. Wir wickelten auch Scorsos Leiche in ein Laken. Ich rechnete irgendwie damit, daß er sich aufsetzte und nach mir griff, wobei er sein Leichentuch aus Baumwolle hinter sich herzog wie eine Mumie aus einem jener alten Filme, die zu einer Zeit entstanden, als die Leute sich vom Übernatürlichen einen größeren Schrecken einjagen ließen, als die reale Welt es ihnen heutzutage erlaubt. Dann luden wir sie hinten auf den Explorer.
    Bobby hatte noch einen Stapel Plastikfolie in der Garage liegen, ein Überbleibsel vom letzten Besuch der Anstreicher, die regelmäßig die Teakholztäfelung von Hand einölen. Mit der Folie und unter Zuhilfenahme einer Heftmaschine dichteten wir die zerbrochenen Fenster so gut wie möglich ab.
    Um zwei Uhr morgens fuhr Sasha uns vier zur nordöstlichen Stadtgrenze und die lange Auffahrt hinauf, vorbei an den anmutigen kalifornischen Pfefferbäumen, die wie eine Reihe von Trauergästen dort standen und im Sturm weinten, vorbei an der Pietà aus Beton. Wir hielten unter dem Säulenvorbau an, vor dem massiven georgianischen Haus.
    Es brannte kein Licht. Ich wußte nicht, ob Sandy Kirk noch schlief oder einfach nicht zu Hause war.
    Wir luden die in Laken gewickelten Leichen ab und stapelten sie vor seiner Haustür auf.
    »Weißt du noch«, sagte Bobby, als wir wieder losfuhren, »wie wir als Kinder hierher kamen – um Sandys Vater bei der Arbeit zuzusehen?«
    »Ja.«
    »Stell dir nur mal vor, wir hätten eines Nachts so etwas wie das auf seiner Schwelle gefunden.«
    »Cool.«
    Die Aufräumarbeiten und Reparaturen in Bobbys Haus würden ein paar Tage in Anspruch nehmen, aber wir waren für diese Aufgabe jetzt noch nicht bereit. Wir fuhren zu Sasha und verbrachten den Rest der Nacht in ihrer Küche, klärten unsere Köpfe mit Bier und gingen den Bericht meines Vaters über die Ursprünge unserer neuen Welt, unseres neuen Lebens durch.
    Meine Mutter hatte eine revolutionäre neue Methode der Gentechnologie entwickelt, mit der Retroviren Gene in die Zellen von Patienten – oder von anderweitigen Versuchskaninchen – übertrugen. In der geheimen Anlage in Fort Wyvern hatten die weitbesten Eierköpfe ihre Vision in die Wirklichkeit umgesetzt. Diese neuen Mikroben-Lieferjungen waren viel erfolgreicher und selektiver gewesen, als man sich erhofft hatte.
    »Und da kommt Godzilla«, wie Bobby sagte.
    Die neuen Retroviren waren zwar verkrüppelt, erwiesen sich aber als so clever, daß sie nicht nur ihr Paket mit dem genetischen Material ablieferten, sondern auch eines aus der DNS des Patienten – oder Versuchstiers – zusammenstellten, das das ersetzen sollte, was sie abgeliefert hatten. So wurden sie zu zweibahnigen Boten, die genetisches Material in einen Körper hinein und aus ihm heraus trugen.
    Sie erwiesen sich auch als fähig, andere Viren zu ergreifen, die von Natur aus im Körper eines Tiers oder Menschen vorhanden waren, sich einzelne Merkmale dieses Organismus auszuwählen und sich auf diese Weise zu verändern. Sie mutierten radikaler und schneller, als irgendeine Mikrobe je zuvor mutiert war. Und sie mutierten unbändig und wurden innerhalb von ein paar Stunden zu etwas völlig Neuem. Sie entwickelten auch die Fähigkeit, sich zu reproduzieren, obwohl man sie verkrüppelt hatte.
    Bevor irgend jemand in
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