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Geschichten von der Bibel

Geschichten von der Bibel

Titel: Geschichten von der Bibel
Autoren: Michael Köhlmeier
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aus Licht gemacht. Es könnte doch sein, daß Licht doch besser ist als Dreck.«
    »Teste ihn, Samael!« sagte Gott.
    »Ich?« sagte Samael, nun doch verlegen.
    »Ja, du!« sagte Gott.
    »Und wie soll ich ihn testen?«
    »Angenommen, Adam weiß etwas, was du nicht weißt.«
    »Was ist dann?« fragte Samael, und er zwinkerte unsicher.
    »Machen wir es so«, sagte Gott »drei Versuche. Wenn Adam dreimal etwas weiß, was du nicht weißt …«
    »Dann beuge ich vor ihm mein Knie«, ergänzte Samael das Wort Gottes.
    »Nein«, sagte Gott, »dann brauchst du dich erst gar nicht niederzuknien. Dann wird dich Michael nach draußen begleiten, und du sollst dorthin gestürzt werden, wohin vor dir Luzifer gestürzt wurde.«
    Da konnte Samael nicht mehr widersprechen.
    Gott befahl, daß sich Adam und Samael nebeneinanderstellten. Dann rief er die Tiere herbei.
    »Jedes dieser Tiere hat einen Namen. Aber die Namen sind noch nicht ausgesprochen. Sie ruhen in den Tieren. Weißt du die Namen?« fragte er Samael.
    Gott stellte ein Tier vor Samael hin, ein kleines Tier mit langen Ohren und einem Stummelschwanz. Samael meinte, er könnte den Namen im Kopf ausrechnen. Er zählte die Haare des Tieres und rechnete und rechnete, maß die Länge der Ohren. Aber er konnte nicht herauskriegen, wie das Tier hieß.
    Er mußte eingestehen: »Ich weiß es nicht.«
    Und Gott sagte zu Adam: »Probier du es!«
    Aber Gott war parteiisch. Er stellte die Frage an Adam so, daß der erste Buchstabe der Frage auch der erste Buchstabe des Tieres war.
    Er sagte: »H-h-h-ast du eine Ahnung, Adam, wie dieses Tier heißt?«
    Und Adam sagte: »Das ist der H-h-hase.«
    Und dann führte Gott ein zweites Tier vor. Es war größer, ging auf vier Beinen, hatte zwei Höcker auf dem Rücken. Und Samael wußte den Namen auch dieses Tieres nicht.
    Und Gott sagte zu Adam: »K-k-k-annst du mir den Namen dieses Tieres sagen, Adam?«
    Und Adam sagte: »Das ist das K-k-k-amel.«
    Das dritte Tier, das Gott aus der Schar der Tiere holte, war klein, und es summte, und es hatte Flügel, die waren durchsichtig. Und Samael wußte den Namen nicht.
    Und Gott sagte zu Adam: »B-b-bist du in der Lage, Adam, den Namen dieses Tieres zu nennen?«
    Und Adam antwortete: »Das ist die B-b-biene.«
    So hat Adam etwas gekonnt, was Samael nicht konnte.
    Und Gott sagte zu Samael: »Wir haben eine Abmachung getroffen. Jetzt werde ich dich in die Hölle stürzen.«
    Und er gab Michael den Befehl, Samael aus dem Paradies zu führen. Michael führte Samael aus dem Paradies. Als sie draußen vor dem Tor standen, dort, wo der Haufen Lehm lag, den Gott vom Leib Adams genommen hatte, um ihn kleiner zu machen, da blieb Samael stehen.
    Und er sagte zu Michael: »Überleg dir, Michael, was du tust. Wenn wir drei, Luzifer, du und ich, uns zusammentun, dann können wir ihn stürzen, dann können wir nach unseren Regeln eine neue, eine bessere Schöpfung machen, eine Schöpfung, die keine Korrekturen nötig hat.«
    Aber Michael sagte: »Nein.«
    Und Samael sagte: »Du wirst sehen, es wird die Zeit kommen, da wirst du ihn anlügen.«
    »Niemals kommt diese Zeit«, sagte Michael.
    »Vielleicht wirst du ihn nicht anlügen«, sagte Samael, »aber du wirst ihm nicht die Wahrheit sagen.«
    »Was ist der Unterschied?« fragte Michael.
    »Wenn es soweit ist, wirst du den Unterschied kennen«, sagte Samael.
    Und ehe es sich Michael versah, spuckte Samael auf den Haufen Lehm, der neben dem Tor zum Paradies lag. Und Michael hat es nicht verhindern können. Und nun schmetterte Michael den Samael in die Hölle. Aber Samael klammerte sich an Michaels Flügeln fest und riß eine Feder aus. Und mit Hilfe dieser Feder kann Samael in Zukunft, wann immer er will, auf die Erde steigen, um die Nachkommenschaft Adams zu schikanieren.
    Dann sagte Gott zu Adam: »So, nun mach du weiter! Gib auch den anderen Tieren Namen! Sag jedem einzelnen Tier, wie es heißen wird!«
    Und Gott ließ die Tiere vor Adam antreten, und Adam zeigte mit dem Finger auf ein Tier nach dem anderen und gab ihnen Namen. Eine unendlich lange Reihe war das.
    »Schnecke! Gans! Barsch! Madenwurm! Amsel! Blauwal! Löwe! Milbe …«
    Adam betrachtete die Tiere, die da vor ihm standen, und er sah, daß die Tiere immer zu zweit kamen. Er sah, daß es Männlein und Weiblein waren.
    »Fuchs und Füchsin! Katze und Kater! Kuh und Stier! Maikäfer und Maikäferin. Spatz und Spätzin …«
    Und die Tiere warteten, bis sie drankamen, und es schien Adam, als warteten sie
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