Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geschichten von der Bibel

Geschichten von der Bibel

Titel: Geschichten von der Bibel
Autoren: Michael Köhlmeier
Vom Netzwerk:
Auftrag, die Menschen aus dem Garten Eden hinauszuführen. Und Gott schickte ihnen einen Fluch nach.
    Zu Adam sagte er: »Du sollst im Schweiße deines Angesichts dein Brot verdienen.«
    Zu Eva sagte er: »Du wirst unter Schmerzen die Kinder zur Welt bringen.«
    Damit hatte sich abermals das Prinzip des Buchstaben Beth durchgesetzt: Es soll nicht möglich sein, etwas Ideales, etwas Vollkommenes zu erschaffen! Das Paradies, der Garten Eden, ist für ewig verloren.

KAIN UND ABEL
    Von der Entdeckung des Feuers – Vom Schwitzen – Von einem goldenen Widder und seiner Herde – Von der Erfindung des Pflugs – Von der Frau an der Mauer – Von einem großen Gewitter – Von der ersten Eva – Von Kains Haß – Von den beiden Opfern – Vom Mord – Von einem siebenfachen Fluch und einer siebenfachen Strafe
     
    Adam, der erste Mensch, der Sohn der Erde, Eva, die Mutter alles Lebendigen, wie ihr Name gedeutet wird – sie sind aus dem Paradies vertrieben worden …
    Draußen waren die Nächte kalt und die Tage heiß. Adam baute eine Hütte, die ihn und seine Frau vor der Kälte schützen sollte und die Schatten gab, wenn die Sonne das Land ausdörrte. Sie lernten den Hunger kennen. Sie lernten den Durst kennen. Die Früchte hingen nicht mehr vor ihnen, so daß sie nur noch die Hand auszustrecken brauchten, um sie zu pflücken. Und die Tiere waren keine Freunde mehr. Entweder sie waren scheu und liefen davon, oder sie waren Räuber und griffen an, und man mußte vor ihnen auf Bäume flüchten oder die Haustür verrammeln.
    Die Erde trug wenig, zu wenig. Adam und Eva mußten sich abschinden. Ja, im Schweiße ihres Angesichts mußten sie sich ihr Brot erarbeiten.
    Oft genug machte sie das Brot nicht satt. Sie schlachteten Tiere. Kranke Tiere, die von den wilden Herden zurückgelassen wurden. Mit Widerwillen aßen sie das Fleisch. Sie hatten Hunger, sie waren verzweifelt. Hätte Gott ihre Seelen nicht in ihren Körpern fest verankert, sie hätten sie herausgerissen.
    Denn oft erschien es ihnen besser, zu sein wie die Tiere, die keine Seele hatten und die Verzweiflung nicht kannten.
    Zuerst aßen sie das Fleisch der Tiere roh, dann entdeckten sie das Feuer.
    In der griechischen Mythologie ist es Prometheus, der den Menschen das Feuer brachte. Er hat es dem Gott Hephaistos geraubt. Prometheus hat den Menschen gemacht, er hat ihn aus Asche geknetet. Er liebte den Menschen, er liebte ihn ohne Einschränkung, ohne etwas von ihm zu erwarten. Ein Paradies gibt es in der griechischen Sagenwelt nicht. Prometheus verteidigte seine Kreatur gegen die Götter, vor allem gegen Zeus. Er war der Anwalt der Menschen. Er hat ihnen in Form des Feuers die Kultur gebracht. Und er hat dafür gebüßt. Er hat das Leid der Menschen auf sich genommen. Diese Geschichte wird, in messianischer Umdeutung, viel später in der biblischen Mythologie wieder auftauchen.
    Es gibt eine hebräische Legende, nach der war es Luzifer, der uns das Feuer gegeben hat. Unfreiwillig allerdings. Er habe, heißt es, seinen Finger durch die Erde nach oben gesteckt, um zu prüfen, ob der Geist Gottes immer noch über den Dingen schwebe. Luzifer war in der Hölle, die Hölle war Feuer. Sein Finger loderte also höllenmäßig. Da sei Adam des Weges gekommen und habe dieses leuchtende, flackernde Ding aus dem Boden wachsen sehen und habe daran ein Holzscheit entfacht.
    So war in der hebräischen Überlieferung das Feuer auf die Erde gekommen.
    Zurück zu Adam und Eva, von denen es in der Bibel heißt: Adam erkannte Eva. Das meint, sie vereinigten sich ehelich. Eva wurde schwanger, und sie brachte einen Knaben zur Welt. Der Mensch war zwar schwach im Vergleich zu seiner früheren Konstitution, als er im Paradies lebte, aber er war stark im Vergleich zu uns heute. Gleich nach der Geburt war ein Kind in der Lage zu gehen, und am Abend desselben Tages arbeitete es bereits im Haushalt mit.
    Evas kleiner Bub rannte gleich los, sobald Adam seine Nabelschnur abgebissen hatte, und er brach eine Ähre ab und brachte sie seiner Mutter als Geschenk.
    Eva rief aus: »Ich habe einen Mann gewonnen mit Hilfe unseres Gottes!«
    Darum nannte Eva ihren Sohn Kain. Denn Kain leitet sich von »qanah« ab, und das heißt »gewinnen«. Kinder sind allemal ein Gewinn.
    Bald darauf wurde sie wieder schwanger, und sie brachte wieder einen Sohn zur Welt, und den nannte sie Abel. Abel leitet sich von »hebel« ab, und das bedeutet »Hauch« oder »Nichtigkeit«. Abel war sehr klein, sehr schmächtig,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher