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Geschichten aus dem Ringwelt-Universum

Geschichten aus dem Ringwelt-Universum

Titel: Geschichten aus dem Ringwelt-Universum
Autoren: Larry Niven
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Drähten liefen hier aus dem Schiff an den Glaswänden zusammen, wo sie an ganz bestimmten Nervenenden angeschlossen waren, die sich wie ein elektrisches Versorgungsnetz aus der Zentralspirale verästelten, die aus Nervengewebe und einer fettigen Schutzhülle bestand.
    Im Weltraum kann ein Krüppel sich nicht behaupten. Und ich nenne Eric auch nicht so, weil er diesen Ausdruck nicht leiden kann.
    In gewisser Hinsicht ist er der ideale Astronaut. Denn sein lebenserhaltendes System wiegt nur die Hälfte von meinem und beansprucht nur ein Zwölftel des Raumes, den ich für mein System brauche. Doch seine Prothesen füllen fast das ganze Schiff aus. Die Rammjets sind an den untersten Nervenästen angeschlossen – an jenen Nerven, mit denen er einmal seine Beine bewegt hat. Dutzende von Nervenfibern in diesen Nervenästen spürten und regulierten die Kraftstoffzufuhr, die Rammjet-Temperatur, die Differential-Beschleunigung, die Ansaugdüsenöffnung und den Zündimpuls.
    Diese Anschlüsse waren in Ordnung. Ich überprüfte sie auf vier verschiedene Arten und hatte damit jede Möglichkeit eines Versagens ausgeschlossen.
    »Dann prüfe die anderen«, sagte Eric.
    Ich brauchte mehr als zwei Stunden dazu, jeden Hauptnervenstrang zu testen. Sie waren alle in Ordnung. Die Blutpumpe arbeitete einwandfrei, und die chemische Zusammensetzung stimmte haargenau, so daß auch meine vage Vermutung widerlegt war, daß die Rammjet-Nerven aus Mangel an Nahrung oder Sauerstoff vielleicht »eingeschlafen« waren. Da auch das Laboratorium zu Erics Nervenprothesen gehört, überließ ich ihm die Analyse seines Blutzuckers selbst. Aber seine »Leber« hatte nicht verrückt gespielt, und produzierte genau den richtigen Zucker. Die Ergebnisse waren erschreckend. Eric fehlte nicht das geringste – soweit er in der Kabine eingebaut war.
    »Eric, du bist gesünder als ich.«
    »Das sehe ich. Du siehst blaß aus, und ich kann dir das nicht übelnehmen. Denn jetzt mußt du die Außenbordkontrolle durchführen.«
    »Ich weiß. Dann wollen wir mal den Anzug herausholen.«
    Er befand sich im Schrank für den Notfall, dieser Venus-Anzug, und sollte eigentlich gar nicht benutzt werden. Die NASA hatte ihn ursprünglich für den Einsatz auf dem Venusboden konstruiert. Dann hatte sie sich geweigert, das Schiff für einen Einsatz unter zwanzig Meilen Höhe über dem Venusboden zuzulassen, ehe man nicht mehr über den Planeten Venus wußte. Der Anzug war ein mehrgliedriger Panzer. Ich hatte zugesehen, wie der Anzug in der Hitze- und Druckkammer im kalifornischen Labor getestet wurde, und ich wußte, daß die Gelenke sich nach fünf Stunden festfraßen und erst wieder arbeiteten, wenn sich der Anzug abgekühlt hatte. Ich öffnete den Schrank und zog den Anzug bei den Schultern heraus. Ich starrte ihn an, und er schien zurückzustarren.
    »Spürst du immer noch nichts in den Rammjets?«
    »Nicht ein Zucken.«
    Ich legte den Anzug an – Stück für Stück wie eine mittelalterliche Rüstung. Dann kam mir ein Gedanke. »He!« rief ich, »wir sind zwanzig Meilen hoch! Verlangst du von mir vielleicht einen Balanceakt auf dem Schiffsrumpf?«
    »Nein! Habe nicht eine Sekunde mit diesem Gedanken gespielt. Wir müssen eben hinunter.«
     
     
    Der Auftrieb unseres Gasballons sollte bis zum Start konstant bleiben. Kurz vor dem Start konnte Eric den Auftrieb verstärken, indem er den Wasserstoff auf höheren Druck anheizte und dann das Ventil öffnete, um den Überdruck abzulassen. Natürlich mußte er aufpassen, daß der Druck im Tank höher blieb, sonst strömte Luft von der Venus in den Tank-Ballon und das Schiff fiel, statt zu steigen. Selbstverständlich würde das eine Katastrophe zur Folge haben.
    Eric senkte die Temperatur im Tank, öffnete das Ventil, und hinunter ging es in die Tiefe.
    »Natürlich ist ein Haken an der Geschichte«, sagte Eric.
    »Ich weiß.«
    »Das Schiff widerstand dem Druck bei zwanzig Meilen Höhe. Auf dem Boden ist der Druck sechsmal so hoch.«
    »Ich weiß.«
    Wir fielen rasch. Die Kabine neigte sich nach vorn, da die Atmosphäre auf die Steuerflossen drückte. Die Temperatur stieg stetig, der Druck sehr rasch. Ich saß am Fenster und sah nichts, nichts als schwarz. Ich saß trotzdem dort und wartete, daß das Fenster platzte. Die NASA hatte sich geweigert, das Schiff für einen Flug unter zwanzig Meilen Höhe zuzulassen…
    »Der Gestank ist okay«, sagte Eric. »Das Schiff ist ebenfalls okay, glaube ich. Aber wird die Kabine dem Druck
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